Es war Zeit, Kaponga Lebwohl zu sagen! Der Abschied von diesem Ort fiel allein schon wettertechnisch sehr freundlich aus! Mount Taranaki sollte uns heute noch eine lange Zeit begleiten, bevor er hinter den Bergen verschwand. Wir mussten zurück nach Auckland! In 2 Tagen würden wir Besuch aus Deutschland erwarten und da wir Flo und seiner Reisebegleitung unser Auto leihen wollten, sollte alles nochmal umgepackt, im IEP Büro verstaut, gewaschen und ordentlich gemacht werden! Es lag also die nächsten zwei Tage ein geschäftiges Programm vor uns. Also ab Richtung Norden zurück nach Auckland. Wir hatten von hier mehrere Möglichkeiten eine Route nach Norden zu wählen... Da wir von Küste und Strand so langsam genug hatten, wählten wir vermutlich die längste Strecke über das Hinterland. Aber alleine der Name des Highways machte uns neugierig: Forgotten World Highway. Wenn der Name da Programm war, erwarteten wir wunderbar urige Landschaften, alte verfallene Häuser, ein spannendes Wildleben... alles eben etwas unangetastet und weniger gut ausgebaut. Und wir wurden nicht enttäuscht! Gleich in Stratford zu Beginn des Highways sahen wir die alte East Road Garage... tatsächlich sah es aus, wie etwas, was schon lange, lange dort stand und vergessen wurde! Im schönsten Sonnenschein fuhren wir durch eine grüne Berglandschaft! Beim Blick zurück thronte nach wie vor Mount Taranaki über der Landschaft. Erst sehr viel später, sollte er nicht mehr zu sehen sein. Wir fuhren durch wolkenbehängte Täler und konnten von den Bergspitzen nachdem wir uns die Straßen hochgeschraubt hatten auf eben diese Nebelschwaden herabblicken. Es hatte etwas mystisches, wenn die Sonne ihre Strahlen durch diese Täler schickte! Der Verkehr war wie erwartet hier null! Es kam uns eine gefühlte Ewigkeit kein Auto entgegen... und es tauchte auch keins hinter uns auf. Der Name des Highways hielt also tatsächlich, was er versprach und wir wurden mit einer wunderbaren Landschaft entlohnt!
Mit kalten Nasen blinzelten wir am nächsten Morgen der Sonne entgegen! Es war ein eiskalter, aber dafür umso klarerer Wintermorgen in Kaponga! Die Pfützen um uns rum waren gefroren und auch unsere Scheiben waren von einer Eisschicht überdeckt... aber das alles machte nichts: Denn wir hatten die Sonne wieder!!! Und damit sahen wir ihn zum ersten Mal in seiner ganzen Pracht hinter dem Haus gegenüber der Bibliothek aufragen: Mount Taranaki! Seine Spitze war von Schnee und Eis überzogen und war ganz weiß! So schön es auch aussah, so wussten wir doch auch, dass sich damit unser heimlich gehegter Plan, auf seine Spitze zu wandern, damit zerschlagen hatte! Es war Winter und ohne Eisaxt und Spikes sollte man mit Sicherheit eine solche Wanderung bei den offensichtlichen Konditionen nicht wagen. Aber sein kleinerer Vorgipfel war vielleicht erreichbar: Fanthams Peak... Denn dieser so erstaunlich symmetrisch runde Berg, hat tatsächlich einen kleinen Ausläufer. Auf jeden Fall lud das Wetter zum Wandern im Mount Taranaki-NP ein. So fackelten wir nicht lange und machten uns erneut auf den Weg zum Parkplatz von gestern! Unterwegs hielten wir noch für ein Foto an... Das kam doch dem Kilimanjaro ganz nahe, oder nicht? ;)
Wir hatten richtig, richtig gut geschlafen... aber das war bei der letzten unruhigen Nacht zuvor auch kein Wunder. Die Traurigkeit von gestern, hatte sich über Nacht ebenfalls verflüchtigt und auch das Wetter sah wieder etwas freundlicher aus. Es sollte zwar den Tagüber immer wechselhaft bleiben... aber die Sonne mal wieder zu sehen, tat gut! :) Nach den letzten entspannten Tagen der Ruhe, waren wir wieder aufgetankt und bereit zur Weiterreise! An der Westküste ging es weiter Richtung Norden. Nächster Halt war in Whanganui. Etwas außerhalb der Stadt gab es einen Aussichtsturm... Natürlich fuhren wir schnurstracks auf den Berg und erklommen die Wendeltreppe auf die Spitze des Turmes! :) So ließ sich die Stadt und Umgebung doch am Besten auskundschaften! :)
Am nächsten Morgen machten wir uns ein letztes Mal auf den Weg nach Palmerston North in die Bibliothek. Mittlerweile kannten wir uns hier schon gut aus. Wir waren erst nachmittags bei Carolyne und Mike angekündigt und hatten somit noch etwas Zeit rumzubringen. Und dann waren wir tatsächlich schon wieder Richtung Süden und Richtung Masterton unterwegs! :) Unsere Mittagspause verbrachten wir an einem bekannten Ort: Nämlich genau an dem Rastplatz, an dem wir vor fast 2 Monaten auf unserem Weg von Martinborough, über Auckland nach Tasmanien Halt gemacht hatten! Damals hatte die Dämmerung bereits eingesetzt... heute genossen wir den Mittagssonnenschein! Damals hatten wir einen Abschied hinter uns... heute die Vorfreude auf ein Wiedersehen vor uns! :)
Im beschaulichen Martinborough sah es aus, wie eh und je. Als wir schließlich den Driveway zum Haus der Morans hochfuhren kamen wir zur selben Zeit wie Mike an... . Wir winkten ihm und seinen Farmhunden schon von der Ferne zu! Billy hatte uns kommen gehört und kläffte aufgeregt im Haus. Und als Carolyne die Tür öffnete, sauste ein weißer kleiner Blitz heraus und schoss uns schwanzwedelnd aufgeregt um die Beine! Offensichtlich war die alte Hundedame erst vor kurzem beim Friseur: Ihr Fell war deutlich kürzer und dabei so weiß und flauschig! Sah gut aus! Carolyne drückte uns an sich und konnte erstmal über nichts anderes reden als Kais Bart, der nach ihren Aussagen wohl deutlich länger und breiter geworden wäre! ;) Leider war der alte, ausgediente Farmdog mittlerweile gestorben. Eines Morgens sei er einfach nicht wieder aufgewacht, erzählten uns die Beiden. Ansonsten gab es auch erfreuliche Neuigkeiten: Alle drei Töchter von Mike und Carolyne waren schwanger! Seans Babybauch war uns ja bereits beim letzten Mal aufgefallen. Aber auch die anderen zwei erwarteten Nachwuchs. Spätestens zu Weihnachten gab es also drei neue Enkelkinder im Hause Moran! Carolynes Augen strahlten. Aber es schwang auch etwas Unsicherheit in ihrer Stimme mit... drei kleine Enkelkinder: Da kam nunmal auch einiges an Arbeit und organisatorische Aufgaben auf die künftigen Großeltern zu! :)
Das Bad hingegen war immer noch nicht fertig und entwickelte sich so langsam zum running Gag. :D Aber die zwei konnten darüber lachen und das war das Wichtigste. Dennoch: Eine Badrenovierung hatten sie sich nicht sooo zeitaufwendig vorgestellt. Nachdem wir eine kleine Weile zusammengesessen und gequatscht hatten, eröffneten uns die beiden, dass sie heute zu einem Dinner auswärts eingeladen waren und wir somit das Haus für uns alleine hätten! Wir verabschiedeten uns also bis morgen und genossen den Abend vor dem warmen Holzofen und mit Fernseher! :) Tidders hatte uns schon lange entdeckt und auch ihm war anzumerken: er konnte uns sofort einordnen! Zufrieden rollte er sich auf Kais Schoß zusammen... er würde uns bewachen, damit wir nicht wieder verschwanden und dann wie gewohnt zur Schlafenszeit mit uns ins kleine Hause nebenan gehen! Diese Tradition hatte er nicht vergessen. Carolyne und Mike hatten uns noch erzählt, wie er immer wieder nach unserer Abreise um das kleine Haus geschlichen war und nach uns gesucht hatte.
Es war einfach ein herrlicher Abend! Die Kälte draußen interessierte einfach nicht und wir konnten uns mit Heizdecke ganz gemütlich ins Bett kuscheln... ohne Umräumen und ohne zu frieren! In unserem kleinen Häuschen war alles so, wie wir es zurückgelassen hatten... Es fühlte sich schon etwas wie "heimkehren" an. :)
Der erste Blick ging am nächsten Morgen gleich aufs Handy... ob Vali schon geantwortet hatte? Gab es eine Rettung für unseren Laptop? Und eigentlich noch viel Wichtiger: Gab es eine Rettung für unsere Daten? Natürlich war auf Vali Verlass! Er kannte sich bestens mit Software- und Hardware-Problemen aus und arbeitet auch selbst irgendwo im IT-Bereich. Natürlich hatte er geantwortet und praktischerweise waren wir früh genug wach, so dass er auch noch nicht schlafen gegangen war. Vali gehört augenscheinlich eh zu den erst-in-den-frühen-Morgenstunden-Schlafengehern. Das minimierte unser Zeitverschiebungsproblem! Wir schilderten ihm das Problem... einen Auslöser konnten wir nicht feststellen. Wir hatten den Laptop weder runtergeschmissen, noch einfach ohne Herunterzufahren zu geklappt... Außerdem schickten wir Vali Bilder vom Fehlerbildschirm und dem verhängnisvollem Code. Das sagte Vali leider nichts. Dennoch tat es gut, dass er nicht aufgab und immer neue Ideen hatte, zur Rettung des Gerätes! Das Gute war: Der Laptop war nicht tot... er ließ sich bedienen... man kam halt nur nicht an dem Bluescreen vorbei. Diesbezüglich halfen leider auch Valis Notgriffe und Hieroglyphen-Kürzel nicht weiter! Selbst im abgesicherten Modus ließ sich das Gerät nicht starten!!! Das gab es doch nicht. Für Vali wurde es später und später... Seine Ferndiagnose nach einigen frustranen Versuchen lautete: "Oh... das sieht übel aus!" Aber noch war er nicht geschlagen. Er schickte uns einen Link mit einem Windows 10 Tool zum Upgrade und zur Betriebssystemneuinstallation. Vielleicht würde das das Problem lösen. Hausaufgabe für uns: Das Tool herunterladen. Damit klappten wir den Laptop wieder zu und entließen Vali endlich ins Bett. Morgen früh würden wir wieder von ihm hören. Ich war etwas beruhigt: Wir hatten etwas zu tun... und so lange Vali nicht aufgab, würde ich es auch nicht tun. Die Bilder und Blogeinträge mussten doch irgendwie zu retten sein!
Weit war es nicht mehr nach Wellington, so dass wir ganz gemütlich in den Sonntagmorgen starten konnten. Auf dem Weg durch die letzten Berge vor der Hauptstadt, konnten wir diesmal sogar die Landschaft bestaunen. Als wir Anfang April hier angekommen waren, hing alles so mit grauen Wolken voll, dass man nicht mal eine Sichtweite von 50 Metern gehabt hat. Da war das heute glücklicherweise gaaanz anders! Unsere Straße schlängelte sich um die Berge drum herum und wir machten an einer geeigneten Stelle am Straßenrand eine kurze Foto-Pause!
Morgens wurden wir von Vogelgesang und eher fernem Meeresrauschen geweckt... aber da war noch etwas anderes... ein Rascheln. Als wir die Vorhänge beiseite schoben und ins Licht blinzelten sahen wir sie: Auf dem Berg gegenüber von unserem ruhigen Campingplatz trottete eine Kuh-Karawane vor sich hin. Einer nach dem anderen. Die anführende Kuh zögerte etwas, als ihr Pfad am Hang durch einen kleinen Erdrutsch verlegt war. Hinter ihr staute sich die Schlange. Man sah richtig, wie sie allen Mut zusammen nahm und über das fehlende Pfadstück stakste. Dann setzte sie unbeirrt ihren Weg weiter Richtung Dünen fort. Das Spiel, des Innehaltens, einen anderen Weg suchend, um dann doch zögernd der Leitkuh zu folgen, wiederholte sich bei jedem Herdenmitglied in der Reihe! Der Kuhstau nahm bald so beträchtliche Ausmaße an, dass die letzten Kühe aus der Reihe ausbrachen und abseits des Weges zu grasen begannen. Geduldig anstehen schien nicht so ihr Ding zu sein. Oder sie dachten, sie wären schon da. So ein spannendes Programm gleich am Morgen! Das war doch mal ein gelungener Start in den Tag! Kai muhte herausfordernd den Kühen zu... sie waren weit genug weg, da konnte man schon mal mutig werden! ;) Schließlich schälten wir uns aus unseren Decken und frühstückten in Ruhe, bevor wir uns ohne Umwege auf den Weg nach Napier machten. Napier ist bekannt für seine nett anzuschauenden Bauten im Art Deco Stil. Allerdings steigerte auch das unsere Begeisterung für Städte nicht wirklich. Stattdessen fuhren wir direkt auf den Bluff Hill und genossen den Ausblick über Meer und Hafen!
Die sturmartigen Windböen hielten bis zum nächsten Morgen. Wir entschieden kurzerhand, dass es hier keinen Sinn machen würde, den Gaskocher anzuwerfen! Der Wind würde die Flammen sofort wieder auspusten und alles würde länger dauern. Da es eben Böen waren, half es einfach auch nichts, sich wegzudrehen vom Wind: Gefühlt kam er stoßweise von überall! :) Aber wir fanden schnell den perfekten Ort für ein Frühstück und dafür mussten wir nicht mal weit fahren: Direkt hinter uns erhob sich der Kaiti Hill. Tatsächlich standen die Bäume so, dass sie den Wind ganz gut abfingen (windstill war es auch nicht, aber besser als unten). Auf den Picknickbänken bereiteten wir alles vor und setzten uns danach wieder gemütlich ins warme, nun wirklich windstille Auto. Mit dem Blick über die Poverty Bay genossen wir die Schokobrötchen, den Tee und Kaffee! :) Danach ging es ans Tagesgeschäft. Da wir schonmal in einer Stadt waren, gab es allerhand zu erledigen... Als erstes statten wir dem Schwimmbad hier einen Besuch ab und aus den Duschen waren neue Menschen geboren! Das Geschirr wurde an der nächsten Dump Station abgewaschen und bei dem günstigen Großhandelsmarkt Pak´n´save stockten wir unsere Vorräte für die nächsten Tage auf!
In der Nacht selbst zog wieder ordentlich Nebel auf und die Kälte verzog sich etwas... aber in den frühen Morgenstunden kehrte sie mit ganzer Kraft zurück! Es war eisig, als wir aufstehen wollten! So kalt, dass wir uns auf unseren Sitzen sitzend am heißen Becher festklammerten. Richtig brutal wurde dann das Geschirrabwaschen mit kaltem Wasser! Meine Fingerspitzen taten einfach nur noch weh und Kais Finger wurden gleich ganz taub... Ich wurde zusehends jammriger... Also wirklich: Bei dem Wetter machte das Camping-Auto-Leben tatsächlich weniger Spaß! Aber die Sonne gab ihr Bestes und auf unserer Fahrt mit Heizung zurück an die Küste tauten wir auch wieder auf und uns war wohlig warm, als wir in Opotiki ankamen. Opotiki ist der letzte größere Küstenort mit Einkaufsmärkten bevor es in das Eastland geht. Das Eastland ist eine vergleichsweise wenig dicht besiedelte, ländliche Gegend, und ein Großteil des Landes gehört den Maori. Touristen sind eher rar und werden mit Skepsis beäugt. Es ist der Ort, wo die Maorikultur, ihre Schnitzereien und Versammlungshäuser allgegenwärtig sind... und in denen noch einige Iwi (verschiedene Maori-Stämme) selbstbestimmt leben und das Sagen haben! Ein Ort also, der wenig ansprechend für die Actiontouristen ist, aber wie kein anderer Landstrich die Seele der Maori Neuseelands trägt. Und der Ort, der historische Bedeutung für alle Siedler hat. Hier landeten die Polynesier damals mit ihren Kanus... hier gingen die ersten Siedler vor Anker... Hier ging auch Captain Cook bei seiner Entdeckungstour mehrfach an Land...! Wir waren gespannt, was uns alles erwarten würde! Raus aus der Stadt hielten wir gleich an einem der vielen wilden, kleinsteinigen Strände... Viel Treibgut war an Land gespült... In der Ferne konnte man White Island (eine täglich qualmende, arbeitende und aktive Vulkaninsel) sehen! Es gab mehrere Unternehmen, die sowohl Flüge als auch Schiffsfahrten dorthin anboten mit Führungen durch diese aktive Vulkanlandschaft. Es klang atemberaubend, was man darüber las... aber es war einfach viel zu teuer! Mystisch lag sie in der Ferne... selbst im Schatten, während das Meer davor von der Sonne hell erleuchtet wurde! Weiter ging es, vorbei an wilden Steilküstenabschnitten, an grüner Berglandschaft, kleinen verschlafenen Dörfern mit den auffälligen, durch Schnitzereien reich verzierten Versammlungshäusern bis nach Raukokore.
Viele der sich hier auf dem zentralen Vulkanplateau befindlichen Thermalgebiete waren mehrere tausend Jahre alt und die Menschen konnten nur annähernd schätzen, wie alt sie tatsächlich waren. Aber da gab es ein Gebiet, dessen Entstehung sich genau auf einen bestimmten Tag festlegen ließ: Das Waimangu Valley, das am 10. Juni 1886 durch den Ausbruch des Mount Tarawera entstanden ist. Damit ist es weltweit das jüngste Thermalgebiet und war heute das Ziel unserer Reise! Gleichzeitig war es auch ein Paradebeispiel, wie sich die Natur ein völlig zerstörtes Gebiet zurück erobert. Die heimische Pflanzenwelt war komplett zurück gekehrt und hatte der Gegend ein neues Gesicht gegeben. Durch den damaligen Ausbruch von 22 Kratern entstand ein 17 km langes Tal (Grabenbruch), durch das unsere Wanderung heute führen sollte und das auch heute vulkanische Aktivität zeigt, wo früher keine war! Was soll man sagen... es war einfach faszinierend!
Es war hart am Morgen des 08.06.2017 aus dem kuschligen Bett zu kriechen. Wir hatten unsere gesamten Klamotten abends einfach an gelassen und wurden wieder in einer grauen Nebelbrühe wach. Während ich umräumte, warf Kai sofort den Kocher an und wenig später saßen wir bibbernd auf unseren Sitzen vorne und wärmten die Finger am warmen Getränk! Um uns herum regte es sich zunehmend in den Campervans... wir wurden mehrfach lieb gegrüßt und unsere direkte Nachbarin kam sogar zu uns, klopfte an der Scheibe und fragte, ob wir irgendetwas bräuchten. Wir lehnten dankend ab und versicherten ihr, dass wir Bestens versorgt wären mit unseren heißen Getränken! Wie lieb! Sie verschwand danach in einem Camper zwei Autos weiter, anscheinend von Freunden. Beim Frühstück dann der nächste Besuch... Dieser hatte gleich auf das Klopfen verzichtet und Kais Tür einfach mal selbst geöffnet. Uns grinste ein älterer freundlicher Herr an und streckte uns eine Hand mit Servietten und kleinen selbstgemachten Pancakes entgegen! "Wir Camper geben aufeinander Acht!", lächelte er. "Ihr könnte bestimmt etwas Warmes zum Frühstück vertragen an so einem kalten Morgen!" Wir waren völlig überrumpelt. Er nickte uns nochmal aufmunternd zu und wir bedankten uns schließlich überschwänglich! Die kleinen Pancakes waren mit Marmelade beschmiert und schmeckten vorzüglich! Mit einem Hupen und einem herzlichen Gewinke verabschiedeten wir uns von unseren großen Nachbarn: Aus dem Campingmobil winkten unsere direkte Nachbarin, der Pancakemann und seine Frau uns freundlich hinterher!
Wir fuhren unterdessen zurück an die Küste: Tauranga, die nächste größere Stadt stand heute auf dem Programm! Durch Tauranga selbst waren wir schnell durchgefahren... Es war wie immer mit den Städten... so richtig wussten wir nie, was wir hier groß anfangen sollten. Wir hatten uns hier in der Gegend im Stadtteil Mount Maunganui einen kleinen Spaziergang auf den gleichnamigen Berg ausgesucht. Der Ortsteil Mount Maunganui selbst schien eine Stadt der Reichen und Betagten zu sein. So viele herausgeputzte Fassaden, teure blitzende Autos, ein unbezahlbares 5 Sterne Restaurant am Anderen... die Luxus Resorts in engster Nachbarschaft... Schnösel mit teuren Uhren und Sonnenbrillen... Wow... Auf unserem Weg den Berg hoch, rannten immer wieder Jogger an uns vorbei. Dieser Ort scheint ein angesagtes Fitnessstudio der Stadt an schönen Tagen zu sein! Wir versuchten uns von dem Gewusel um uns herum, nicht aus der Ruhe bringen zu lassen und genossen die Aussicht und das schöne Wetter! :)
Als wir schließlich ganz gemütlich wieder runter schlenderten, dachten wir allerdings kurzzeitig zu träumen! Vor uns stand ganz plötzlich ein uns bekanntes Gesicht! Das war doch Lauritz! Lauritz war auch wie angewurzelt stehen geblieben und starrte uns einfach nur an! Das war ja ein Ding! Nach 9 Monaten traf man sich ausgerechnet hier, wo es über 10 verschiedene Wege auf die Spitze des Berges gab, wieder! Er war ein Teil unseres ersten Hostelzimmers in Auckland als wir ankamen...! Verrückt! Wir standen gefühlt eine halbe Ewigkeit auf dem Weg und plauderten über die letzten 9 Monate! Aktuell arbeitet er im Nachbarort Te Puke auf einer Kiwifarm, hatte aber heute einen Tag frei und wollte deshalb einen kleinen Spaziergang machen! Neuseeland ist einfach so so klein!
Und es war eine kalte Nacht... Unsere Scheiben hingen am nächsten Morgen innen voll mit großen Tropfen und als wir den Kopf aus dem Auto steckten, sahen wir erstmal gar nichts. Es herrschte eine dicke, fette Nebelsuppe draußen und wir konnten die kleinen Wasserpartikel mit bloßem Auge durch die Luft schweben sehen. Also das perfekte Wetter für einen Kayak-Ausflug auf hohe See war das sicher nicht! Aber noch war es früher morgen... das würde sicherlich schon in ein paar Stunden ganz anders aussehen! Die Sonne war als kleiner hellerer Punkt durch die Nebeldecke zu sehen... sie hatte arg zu kämpfen. Noch bevor wir aufbrechen konnten, wurden wir von unseren Gastgebern auf eine Tasse Tee, wahlweise Kaffee ins Haus eingeladen. Rihanna und Beyoncé (die zwei Greyhoundhundedamen) hatten es sich auf riesigen eigens für sie platzierte Plüschkissen lang gemacht. Die ohnehin schon langen Beine von sich streckend, sahen sie noch länger aus und der gesamte Hund war irgendwie etwas verknotet! :D Wir bekamen noch allerhand nützliche Reisetipps von unseren Gastgebern (inklusive einigen Empfehlungen für die Cook Inseln im Juli... denn dort waren sie wohl auch schon des Öfteren und standen in engem Kontakt mit der Tierschutzorganisation vor Ort). Wir verbrachten fast über eine Stunde in ihrem Wohnzimmer... eine Stunde, in der die Sonne ganze Arbeit geleistet hatte. Es war immer noch etwas nebelig... aber mittlerweile konnte man wieder deutlich weiter gucken! Wir bedankten uns, schrieben uns in ihr Gästebuch ein und fuhren zurück in den Norden nach Whangamata.
Am nächsten Morgen ging die Sonne direkt vor uns über der Bucht „Firth of Thames“ auf... allerdings blinzelten wir etwas verschlafen durch unsere Frontscheibe ins Sonnenlicht des neuen Tages, bevor wir uns nochmal umdrehten! :) Es war Pfingstsonntag und wir hatten überhaupt kein schlechtes Gewissen, etwas in den Tag hinein zu schlafen. Als wir schließlich aufstanden, wurde uns von unserem Nachbarauto fröhlich ein guter Morgen gewünscht. Die kleine Chihuahua-Hündin des älteren Maori-Ehepaars sprang uns aufgeregt und glücklich um die Beine, als wir am Strand einen Blick über die Bucht warfen! Es war wieder ein schöner Zeltplatz gewesen, direkt am Meer. So schade, dass es abends jetzt immer recht zeitig dunkel wurde, und wir die schönsten Lagen nur bedingt voll auskosten konnten. Dafür war heute so ein schöner Morgen, dass wir sogar mal wieder unsere Campingmöbel fürs Frühstück aufbauten! Danach waren wir bereit, in den Pfingstsonntag zu starten!
Ungefähr in der Mitte der letzten Nacht hatte es angefangen heftig zu regnen und auch am Morgen des 02.06.2017 war keine Besserung des Wetters in Sicht! Es war abzusehen, dass es wohl den ganzen Tag so bleiben würde. Wir wussten morgens noch nicht, wie recht wir damit hatten. Es regnete den ganzen Tag... von Morgens bis Abends bis in die Nacht ohne Unterlass! Unsere Mahlzeiten nahmen wir selbstverständlich im Auto ein und auch so saßen wir viel im Auto, was wiederum dazu führte, dass es auch im Innenraum immer feuchter wurde... alleine durch die Kondensation. Aber den Tag vermiesen, ließen wir uns davon nicht! Das wäre doch gelacht! Wozu hatten wir Regenjacken?! Es war Freitag und somit hatte die Vogelauffangstation in Whangarei auf. Großartig. Im Bird Sanctuary Center kümmerte man sich um verletzte Vögel, um sie wieder für die Wildnis fit zu machen! So weit wir wussten, sollte sich dort auch dauerhaft der einbeinige Kiwi-Vogel Sparky aufhalten. Der Besitzer sollte nach unseren Informationen ein enthusiastischer Vogelliebhaber sein, der bei Gelegenheit auch gerne Besucher durch die Station führte. Leider wirkte er heute sehr beschäftigt und die Gelegenheit für ein längeres Gespräch bot sich nicht. Dennoch schloss er uns den Voliere-Bereich und den Ausstellungsraum auf. Ohne seinen geliebten Beschützer, zeigte sich auch Sparky an diesem grauen Regentag nicht. Unsere Regenjacken waren im Nu nass... Zur Zeit erholen sich vornehmlich Kererus und Tuis von ihren Unfällen! Unter den Tuis gab es sogar einen Sprechenden! Dass diese Vögel die seltsamsten Laute von sich geben können, hatten wir schon festgestellt... aber das sie sogar unsere Sprache imitieren könnten... Das war uns neu! "Come on! Quick!" krächzte er uns an. Wir ließen eine kleine Spende da und retteten uns aus diesem ungemütlichen Nass schließlich ins halbwegs trockene Auto!
Am nächsten Morgen wurden wir von der Sonne geweckt und sahen die kleine geheime Bucht mit klarem Wasser bei Tageslicht. Tatsächlich hatten wir es geschafft und waren unsere erste Nacht in Neuseeland ganz alleine auf einem Zeltplatz! :) Dieser Zeltplatz ist eben nicht großartig irgendwo ausgeschrieben und beworben. Entweder man stolpert über ihn oder eben nicht. Wie versprochen, hieß uns der Kaitiaki dieses Platzes herzlich willkommen. Sie war es, die uns vom Schicksal von Tane Mahuta erzählte. Weiterhin informierte sie uns über alles Sehenswerte im Umkreis und gab uns viele Ratschläge. Sie war so nett und das Gespräch so ungezwungen! "Good on you, that you found that place!", lobte sie uns lachend! Beim Thema Spende für die Nacht, wollte sie schon abwinken... dennoch ließen wir es uns nicht nehmen, ihr für diesen wunderbaren Platz auch etwas zu geben! Alleine schon durch ihre Gastfreundschaft hatten wir hier mehr als einen guten Morgen! Sie empfahl uns noch eine Wanderung, bei der wir das Auto auch gerne noch länger hier stehen lassen könnten. Gleich hier auf die Mahinepua Halbinsel, um einen ersten Blick in die vor uns liegende Bay of Islands zu erhaschen. Das ließen wir uns natürlich nicht zweimal sagen und machten uns auf den 1 stündigen Spaziergang. Bis ganz zur Spitze kamen wir in der Zeit zwar nicht, aber wir gingen so weit, bis wir gut die Küste entlang gucken konnten und die vielen kleinen Inseln sahen, die der Bucht ihren Namen gaben.
Aktuelle Ortszeit Neuseeland: