Die Nächte wurden wieder kälter... dennoch konnte es so schlimm nicht sein, wenn man morgens einen schönen, großen Schmetterling am Fenster findet... wobei: der arme Kerl könnte auch einen warmen Ort zum Überwintern suchen. Unser Auto war da leider der falsche Platz: Über Nacht war es ordentlich ausgekühlt. Der Falter blieb nicht lange und flog schließlich, als die Sonne hoch genug stand, weiter. Wir dagegen wärmten unsere Hände an heißen morgendlichen Getränken im Auto und checkten unsere Handys. Sieh an! Wir hatten eine Zusage auf die gestrige Bewerbung beim Kiwi-Orchard auf der Coromandel-Halbinsel. Allerdings waren wir da etwas skeptisch... an diese Arbeit war eine Unterkunft gebunden, die wöchentlich mit 220 NZD für uns beide zu Buche schlug. Das war nicht wenig und die Tatsache, dass wir mit unserer Wohnung quasi fast ein Jahr jetzt unterwegs waren, ließ uns da eher zurückhaltend bleiben. Wir würden den heutigen Tag lieber in der Bibliothek verbringen und weitere Bewerbungen auf den Weg schicken. Noch hatten wir etwas Zeit, um auf die Zusage zu reagieren. Allerdings gab es nicht so sehr viel mehr Angebote im Vergleich zu gestern, so dass wir nur eine weitere Bewerbung schrieben. Die Bibliothek war sehr klein und es gab nur auf dem Boden ein paar Plätze für uns. Mitten in der Kinderbuchabteilung waren wir am Nachmittag umringt von lauten Schulkindern, die zu tuscheln begannen, als sie merkten, dass wir nicht ihre Sprache sprachen. Die Bücher als Tarnung aufgeklappt vor sich haltend, lugten immer wieder Augen rechts und links am Buch hervor. Als wir abends mit knurrenden Mägen die Bibliothek verließen, regnete es wieder. So machte das Kochen wirklich keinen Spaß, so dass wir nur ein paar Meter die Straße weiter runter fuhren und uns in einer Pizzeria mit leckerer, warmer Pizza versorgten. Im Auto mampfend schauten wir uns um. Mit uns war ein anderes Pärchen jetzt schon die zweite Nacht vor Ort. Ihr Auto lief im Standgas... offensichtlich war es ihnen jetzt schon zu kalt. Und sie taten gut daran, nochmal etwas Wärme zu erzeugen. Wir starteten in die nächste kalte Nacht...
An diesem Morgen standen wir etwas eher auf... es waren noch ein paar Kilometer bis zum Parkplatz vom weltbekannten Hobbiton Filmset. Jetzt waren wir ja schon einige Male auf den Spuren des Filmes "Der Herr der Ringe" unterwegs, seitdem wir in Neuseeland waren... aber bisher gab es bis auf die Natur, keine Spuren des Filmdrehs... Nun würden wir in eine echte Filmkulisse kommen! Wie gut, dass Kai wenigsten den Beginn des Filmes gesehen hatte! So war selbst er etwas neugierig auf das, was da kam. Vom Parkplatz aus fuhren uns Busse durch die grüne Hügellandschaft direkt hinein in eine kleine Märchenwelt: Das Auenland! So also lebten die kleinen Hobbits (Wesen aus Tolkiens Romanen... Gemütliche kleine Menschen mit haarigen Füßen, die unliebsamen Überraschungen lieber aus dem Weg gehen.) Die Hobbits leben unter der Erde, jedoch nicht in einem ungemütlichen Loch, sondern in kleinen trockenen Behausungen mit einer Tür. Das Besondere an diesem Filmset war die Detailverliebtheit: Der Garten mit dem Gemüse, die Wäscheleinen, jede Hobbithöhle hatte ihren ganz eigenen Charme... ob es ein Kürbis vor der Tür, getrocknete Fische, Holzscheite oder Bierkrüge im Fenster waren... oder die Schnitzereien an den Fensterrahmen... alles war individuell und man wartete nur darauf, dass einem kleine Hobbits entgegenkamen und geschäftig ihren Tagesaufgaben nachgingen. Das Spannende war tatsächlich das Spiel mit der Perspektive... so gab es Hobbithöhlen in Echtgröße, wogegen wir Menschen aussahen wie Riesen und große Hobbithöhlen, damit die Schauspieler natürlich auch vor diesen Hobbithöhlen "passend" aussehen. Damit war die Größentäuschung perfekt.... und auch wir konnten hin und wieder "kleiner Hobbit" oder "großer Mensch" sein. :)
Wiedermal hatte sich unsere abwartende Haltung ausgezahlt: Tatsächlich kletterte die Sonne am nächsten Morgen über die angrenzenden Berge und versuchte einen Weg in unser Tal zu finden! Und das hatten wir ordentlich nötig: Es wurde immer, immer kühler und eine weiße Wiese voller Raureif erstreckte sich vor unserem Auto am Morgen. Es konnte uns nicht schnell genug gehen, die kalten Nasen in den Sonnenschein zu recken. So würde unsere kleine Wanderung im Ruakuri Scenic Reserve in der Nähe der Waitomo Caves sicher ein Erfolg werden... Unser Wanderführer versprach eine wunderschöne Strecke...
Der Morgen war feuchtkühl... es war äußert ungemütlich aus den kuschligen Decken zu kriechen. Die jungen Kätzchen waren schon wach und beobachteten aus sicherer Entfernung wie wir unser Frühstück vorbereiteten. Neugierig und doch zu scheu um näher zu kommen. Von unserer Anhöhe aus konnten wir in die umliegenden Täler schauen... verschlafen sah es aus.
Gemütlich setzten wir unseren Weg fort. Bisher hatten wir Hamilton immer großräumig umfahren. Wir wollten uns einen Besuch für mehr Zeit aufheben... aber bei näheren Überlegungen: Was sollten wir in Hamilton? So richtig gab es für uns Stadtmuffel keinen Anreiz. Also entschieden wir uns dagegen und bogen auf die nächste Gravelroad ab um weiter durch die schöne Landschaft zu tuckeln. So kam es, dass wir bald wieder vor einem Wasserfall standen: den Marokopa Falls. Breit, tosend und größer als gestern machten die Wasserfälle ordentlich Eindruck... Die Sonne, die so langsam den Berg erkletterte, rundete das Ganze mit einem blassen Regenbogen ab.
Als wir morgens aufwachten, trauten wir unseren Ohren kaum... es war still... kein Tröpfeln... kein Plätschern... Es regnete tatsächlich nicht!!! Stattdessen zeigte sich in der Ferne ein erster blauer Schleier am Himmel! Den ganzen Tag über schien sich der Himmel nicht wirklich sicher zu sein, ob ihm blau oder grau besser stand. Klar war er zu keiner Zeit, aber dennoch war es mild und die Sonne kämpfte sich ab mittag durch den grauen, verhangenen Schleier. Es wurde Zeit, unsere Reise fortzusetzen. Jetzt waren wir schon so lange hier in Neuseeland, und dennoch hatten wir noch Pläne und Orte nicht gesehen. Nachdem wir vor unserem Südseeinselurlaub recht zügig von der Westküste nach Auckland gefahren sind, hatten wir noch einen kleinen Teil übrig... und so lenkten wir unseren Olé erneut nach Westen. Als wir den Waikato River überqueren wollten, sahen wir das Ausmaß des Zyklons: Er war weit über die Ufer getreten und reichte bis an den State-Highway heran. Zum Glück war die Brücke passierbar und es dauerte nicht lange und wir kamen an unser Tagesziel: Raglan. Raglan hatte sich als DER Surfspot schlechthin einen Namen gemacht. Die Wellen sollten hier an den etwas außerhalb der Stadt gelegenen Stränden perfekt sein und sowohl für Profis als auch für blutige Anfänger geeignet sein. Uns zog es sofort zu diesen Stränden! Fürs selbst Sürfen war es viel zu kalt... aber zuschauen würde sicher auch ein Spaß sein! Praktischerweise gab es einen Berg direkt in Strandnähe, von dem man sicher einen tollen Überblick haben würde! Womit wir jedoch nicht gerechnet hatten, war ein völliger aufgeweichter, matschig-lehmiger Boden! Der Weg zum Lookout wurde so eine einzige Rutschpartie! Aber hoch geht ja immer noch! ;) Oben angekommen, ließen wir unsere Blicke nach Norden und Süden schweifen... es war ein flacher Einstieg in die See... die Wellen waren dementsprechend lange unterwegs. Es war zwar sonnig, aber nach wie vor verhangen. Die Surfer waren winzig kleine Punkte in den Wellen! Die Farbe des Sandes war klassischerweise wie überall an der Westküste schwarzgolden! Wir tankten etwas Sonne und hatten große Lust, uns das Treiben etwas aus der Nähe anzuschauen und machten uns auf einen steilen, wirklich sehr steilen Abstieg. Gut für Schuhe mit Profil... meine Warehouse-Schuhe gehörten leider nicht zu dieser Sorte und Plums! Es riss mir nur nach wenigen Metern die Beine weg und ich landete geradewegs auf meinem Hosenboden! Autsch! Sofort sogen sich Hose und Pullover mit dem Wasser voll und ich saß wie ein Schweinchen im Matsch! Kai hielt sich wacker und versuchte sich ein Lachen zu verkneifen... und ich quengelte den laaaaangen Weg bis nach unten unentwegt leidig herum, immer darauf gefasst, ein zweites Mal den Boden unter den Füßen zu verlieren. Ich kann mich nicht so richtig entscheiden, wer von uns beiden mehr zu bemitleiden war... Ich mit den blauen Flecken und dem Matsch an der Kleidung oder Kai, der mein Gejammer ertragen musste. Wir kamen schließlich unten an.... Hier war was los! Ein geschäftiges Treiben herrschte am Strand... unauffällig versuchte ich mich immer so zu drehen, dass meine matschigen Klamotten nicht auffielen... aber natürlich gelang es nicht. Die Lust länger unter Menschen zu verweilen war mir vergangen... und so blieben wir nicht lange, nachdem ich auf trockene frische Sachen drängte. Auf eine Wanderung zum benachbarten Berg bliesen wir bei den Bodenverhältnissen kurzerhand ab und entschieden uns lieber dafür, nach Raglan reinzufahren. Es ging eh auf Mittag zu. :)
Neuseeland hatte uns wieder! Noch schlief Auckland, als wir um 01:50 Uhr am Donnerstagmorgen, den 20.07.2017 landeten. Die bunten, blumengeschmückten Gewänder der Mitreisenden, verschwanden nach und nach Richtung Ausgang. Etwas müde schnappten wir unsere Rucksäcke und liefen das Letzte von 3 Malen in diesem Jahr durch die Ankunftshalle...
Kia ora Aotearoa!
Tatsächlich fühlte es sich ein bisschen so an, wie nach Hause kommen... und dann schwang auch etwas Wehmut mit. Die umständlichen Ankunftszettel waren schnell ausgefüllt, der Bio-Security-Check blieb uns diesmal erspart und wir standen in der doch milder als erwarteten neuseeländischen Nacht! Was waren wir gespannt, ob auch wirklich alles geklappt hatte und unser Olé auf dem Parkplatz warten würde! Vor 3 Tagen waren Pawel und Flo wieder abgereist. Dass wir nichts von den Beiden gehört hatten, werteten wir als gutes Zeichen. Und tatsächlich: Der graue Nissan Serena stand treu im Licht der Laternen, als wir um 3:30 Uhr aus dem Shuttle ausstiegen. Glücklicherweise durften wir bis morgen noch hier stehen, krochen ins Bett und zogen die Gardinen zu. So vertraut und auch gemütlich, selbst wenn wir jetzt wieder wussten, wie sich ein richtiges Bett anfühlte! Aber das war eben unser Zuhause geworden.
Aus dem Schwarz wurde grau... Mit Unbehagen hatten wir im Internet von dem nächsten großen Sturm gelesen, der vom Meer auf Neuseeland zurollte und am Donnerstag erwartet wurde. Als wir aufwachten, war es noch verdächtig still... bis auf eine graue Wolkendecke nichts zu sehen vom Sturm! Umso besser... wir fuhren in die Stadt, direkt ins Zentrum zum Büro von IEP. Wir brauchten all unsere warmen Sachen wieder, mit den paar Sommersachen von den Cooks würden wir vermutlich nicht weit kommen.
Für den Zeitraum vom 04.07.2017 bis zum 19.07.2017 sind wir dem neuseeländischen Winter entflohen, und haben einen wunderschönen Sommerurlaub in der Südsee erlebt! Lest unter der dazugehörigen Überschrift, was wir dort erlebt haben! :)
Auch morgens nach dem Aufwachen gab es hier auf unserem Stellplatz volles Programm: Hatte der Tag gestern mit dem Aufsteigen von Himmelslaternen geendet, so starteten wir in unseren Tag mit Rugbyevents zum Frühstück! :) Wir kauten unser Frühstück und beobachteten das geschäftige Treiben auf dem Feld unter uns. Die Kinder waren schnell umgezogen (viele hatten für den Kopfschutz weiche Helme auf und fast jedes einen Beißschutz im Mund...) und die Trainer versuchten das energiegeladene Kinderbündel zu bändigen.
Wir ließen uns Zeit heute morgen... so richtig viel zu tun hatten wir heute nicht mehr. Morgen würden wir unsere Freunde vom Flughafen abholen... damit wir da auch rechtzeitig auftauchen würden, hatten wir uns bereits für die kommende Nacht in einem Hostel eingebucht. Doch bevor wir dorthin fuhren, machten wir uns auf die Suche nach einigen Souveniers. Warum jetzt? Weil wir Zeit hatten und mal länger in Auckland waren... und weil wir die erworbenen Dinge gleich mit Flo auf den Weg nach Deutschland schicken könnten. Es sollte etwas Schnitzkunst aus Holz sein... etwas, was uns in der neuen Wohnung dann immer an Neuseeland und diese einmalige Zeit hier erinnern konnte... Tatsächlich wurden wir auch bald fündig... auch wenn es letztendlich tatsächlich etwas ganz anderes wurde. Keine Maorimaske, keine fein verzierte Figur... nein, ein Flaschenöffner zum an die Wand hängen! Klingt komisch... aber tatsächlich fiel uns diese spannende (und obendrein praktische) Wanddeko sofort ins Auge. Mit feinen Schnitzereien waren die Umrisse der beiden Inseln zu sehen und unten hing eine Paua-Muschelschale als Deckelauffangschale! Das Perlmutt schilllerte in allen Regenbogenfarben! Das war es! Außerdem schenkten wir uns gegenseitig je einen Greenstone. Wir haben so lange nach ihnen auf der Südinsel gesucht... nun sollten uns die Ketten tägliche Begleiter und Talismane sein. Ein Greenstone kauft man nicht für sich selbst... er ist immer ein Geschenk... und nur dann beschützt er den Träger. Die Maori glauben daran: für sie ist er Schutz und Liebesbeweis zugleich. Es gab nichts anderes, was uns je mehr an Neuseeland erinnern könnte!
Am frühen Nachmittag checkten wir im Hostel ein. Glücklicherweise konnte man am Wochenende kostenlos in Aucklands Mitte parken. So misstrauisch wir gegenüber Hostels waren, so wohlgesonnt waren wir dem Attics gegenüber. Es gehörte zu den kleineren Hostels und tatsächlich herrschte hier eine offene, ruhige Grundatmosphäre. Nicht laut, nicht nur Party und das obwohl heute abend ein großes Rugbyevent steigen würde. Überall gab es nur ein Thema: Wo seht ihr euch das Spiel an? Wir aber verbrachten einen entspannten Abend im Hostel und waren überrascht als die Heimkehrenden Sportfans tatsächlich so leise wie möglich in der Nacht ins Zimmer schlichen! :)
Aktuelle Ortszeit Neuseeland: