So schnell vergeht ein Monat...

Um- und aufgeräumter Aufenthaltsraum mit Luca und Jonas
Um- und aufgeräumter Aufenthaltsraum mit Luca und Jonas

Als wir nach unserem Autoverkauf wiederkamen, staunten wir nicht schlecht... wir waren ja nur 2 Tage weg, aber es war eine Menge passiert: Daya hatte ganz neue Pläne für die Lodge... sowohl an der Küche, als auch am Aufenthaltsraum wollte er etwas arbeiten. Der Aufenthaltsraum war frisch gestrichen und ein Billardtisch wurde gebracht... natürlich lief der nur (wie sollte es anders sein an einem Ort, an dem es häufig ums "making good money" ging), wenn man 2 NZD hineinsteckte. Da wäre die Reparatur des Trockners eine lohnenswertere Angelegenheit gewesen für die, die da für Daya aufs Feld gehen... aber gut, er hatte halt andere Prioritäten.

Zur Feier des Autoverkaufes beschlossen wir, für alle noch einmal Bier zu brauen! Wenn unser Zeitplan aufging, sollte das dann pünktlich zu unser aller Abschied fertig sein. Wenn dieser Abschied nicht früher als ursprünglich geplant kam...

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Abschied von Ole

Unser treuer Ole... im besten Licht und vor einzigartiger Kulisse
Unser treuer Ole... im besten Licht und vor einzigartiger Kulisse

... Ein trauriger Artikel... mit vielen unerwarteten Wendungen... und einem Abschied, vor dem wir lange gezittert haben und wehmütig häufig vorausgedacht haben... und am Ende? Am Ende konnten wir unser Glück kaum fassen. Glück im Unglück möchte man meinen, aber so spielt eben das Leben und warum sollte es uns anders gehen, als vielen Backpackern vor uns?

 

Aber zurück zum Morgen des 07.08.2017: Ein Morgen voller Regen. Bei Blick auf die Wettervorhersage war schnell klar, dass heute an Arbeit nicht zu denken war. Perfekt, auf so einen Tag hatten Kai und ich gewartet. In weniger als einem Monat sollte unser Rückflug gehen und uns stand eine Mammutaufgabe noch bevor: Der Autoverkauf! Natürlich wussten wir, dass das schnell und vergleichsweise unkompliziert über die Bühne gehen kann, WENN man nur einen Käufer findet. Zumal man ja auch nicht allzuviele Miese machen will. Da kam es immer ganz auf die Nachfrage an. Bisher waren noch nicht so viele neue suchende Backpacker in Neuseeland gelandet, aber es gab auch nicht mehr ganz so viele, die mit ihren Autos den Markt überschwemmten. Da konnte man nur das Beste hoffen und sein Auto bestmöglich anbieten. Das perfekte Foto für einen astreinen Auftritt unseres Oles hatten wir damals am Cape Palliser gemacht. Bilder vom Innenleben und von der Ausrüstung könnten wir später noch knipsen. Heute an einem regnerischen Tag kam das sicher nicht so verkaufsfreundlich an... aber wofür dieser freie Tag perfekt schien, war eine Fahrt in die nächste Werkstatt um den WOF nochmal zu erneuern. Wir erinnern uns: Warranty of Fitness, vergleichbar mit unserem TÜV. Unser WOF ging eigentlich noch bis zum 30.09.2017 und damit wäre das Auto auch so verkaufbar... aber einen besseren Eindruck machte natürlich ein frischer WOF und gab dem Käufer und uns auch ein besseres Gefühl, da wir dann mit Sicherheit sagen konnten, dass alles sicher ist. Wir wurden schnell fündig und setzten uns mit einer Tüte Chips auf eine Bank vor der Werkstatt. Wieder war da dieses kribblige Gefühl, sein Auto auf dem Prüfstand zu wissen. Aber das kannten wir ja schon vom letzten Mal und insgesamt hatte Ole das Ganze zweimal im letzten Jahr mit uns durch. Früher als erwartet kam der Mechaniker mit besorgtem Gesicht auf uns zu. Dieser Gesichtsausdruck gefiel uns gar nicht. Bis auf ein Quietschen der hinteren Stoßdämpfer und diese nervige Tachogeschichte hatten wir eigentlich nichts zu befürchten und auch keine großen Probleme mit unserem Auto gehabt und hatten die nun folgende, ernüchternde Nachricht so gar nicht erwartet. Auf der Hebebühne stellte der Mechaniker fest: Der komplette Unterboden ist von Rost befallen und er fand auch ein nicht unerheblich großes Loch. Meine Gedanken überschlugen sich: Das musste da definitiv schon länger sein. Dementsprechend hatten wir wohl mehr Glück als Verstand, dass es bei den anderen WOFs nicht gesehen wurde. So konnten wir wenigstens bis zum Ende ohne Stress reisen. Der Mechaniker sagte jedenfalls, dass das zwar reparabel wäre, aber es sich nicht lohnen würde. WOF kriegt es so nicht und er sieht es als das Ende des Autos an. Maximal 300 NZD beim Schrotthändler wären es, was wir noch erwarten könnten. Der Schreck stand uns wohl ins Gesicht geschrieben und der Mechaniker ärgerte sich stellvertretend für uns, als er hörte, für wieviel wir es ursprünglich gekauft hätten. "Halsabschneider" schimpfte er. Er musste wohl ordentlich Mitleid mit uns haben, so dass er uns die begonnene Dienstleistung nicht in Rechnung stellte und uns auch keinen Schein ausstellte. Dementsprechend galt unser alter Sticker noch. Ernüchtert fuhren wir zurück nach Hause. Die Anderen zeigten sich ähnlich bestürzt wie wir. Jeder von den Backpackern kennt andere gruselige Auto-Handel-Geschichten und keiner scheint davor gefeit zu sein. Wir überlegten gemeinsam, was wir für Alternativen hatten:

 

Variante 1: 300 NZD oder weniger beim Schrotthändler, dazu müsste man einen fairen Schrotthändler finden, der noch einen halbwegs guten Preis anbietet und nicht für das verschrotten noch Geld möchte. Zudem würden wir dann mit allerhand Campingausrüstung rumstehen... das zu verkaufen und kein Auto zu haben... wahnsinnig aufwendig, wenig rentabel und ärgerlich.

 

Variante 2: Unwissend tun und es mit dem noch gültigen WOF einfach teuer verkaufen. Jedoch spielte da unser Gewissen nicht mit. Wir waren mit der Karre bereits über den Tisch gezogen worden... warum sollten wir den nächsten unwissenden Backpackern das antun? ... Nee, war absolut keine Alternative!

 

Und Variante 3: Die Karten offen legen und das Auto mit aufgezählten Mängeln auf gut Glück auf dem Markt anbieten.

 

Wir entschieden uns für Variante 3 und  ich stellte das Auto mit obigem Bild zum Verkauf für 1200 NZD und der Einschätzung des Mechanikers ins Internet in die verschiedenen Verkaufs- und Backpackergruppen. Was dann am Abend und Folgetag passierte, hätte ich so nie erwartet: Wir wurden quasi überrannt!

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Pfosten, Pfosten, Pfosten - Auf und neben dem Kiwifeld

Unsere Lodge am Straßenrand
Unsere Lodge am Straßenrand

Pünktlich zum ersten Tag des neuen Monates konnten wir unsere neue Arbeit beginnen! Max und Tobias waren am nächsten Morgen nur so semi-fit. Ihre Zimmerkollegen waren für beide gewöhnungsbedürftig... es sollte für beide noch schlimmer kommen, so dass das nur eine von einigen schlaflosen Nächten für beide war, aber glücklicherweise ahnten sie das noch nicht. Tobias entpuppte sich als Langschläfer, von dem man immer bis 5 Minuten vor Abfahrt noch nichts hörte oder sah. Wie durch ein Wunder schaffte er es dennoch die Zeiten irgendwie einzuhalten! Max hingegen wollte immer ganz viel, plante viel durch, war sehr ehrgeizig... einzig: er war eben auch ein ganz schöner Vielredner. Das alles wäre halb so wild, würden seinen Worten Taten folgen. Aber alles in allem ein gutmütiger und zumindest gut organisierter Blender. Wir hatten es mit 2/3 unserer Gruppe also ganz gut getroffen... zum restlichen 1/3 später mehr. An diesem, unserem ersten Tag befand Daya, dass es eine gute Idee wäre, die Gruppen zu durchmischen, damit die Neuen von den alten Hasen lernen könnten. Ein guter Plan. So brachen wir alle neun zur gleichen Zeit am morgen auf. Das Chaos in der Küche muss ich nicht erwähnen... Neun Menschen, die versuchen schnell noch was zu frühstücken, Kaffee zu trinken und sich für die Pausen auf dem Feld einzudecken... das kann nur in einer einzigen großen Wuselei enden. Vor allen Dingen, wenn die eine Hälfte noch gar nicht weiß, wie genau man sich den Tag am Besten einteilt. Durchatmen konnte man erst wieder, wenn man im Auto saß. Zu unserem Feld fuhren wir ca. 20 Minuten mit dem Auto. Kai und ich in unserem Ole. Max war zu Tobias ins Auto gestiegen (auch er hatte ein Bett als Rückbank und damit keine weiteren Plätze) und die anderen 5 Jungs im Auto von Jona. Die Wolken hingen noch tief und es war ein frischer und etwas nasser Morgen... Diese Fahrten würde ich noch oft genießen können! Die Landschaft auf der Coromandelhalbinsel ist und bleibt ein Hingucker und die Fahrt über die Berge auch! Gerade auf dem Rückweg konnte man seinen Blick weiter über das Meer schweifen lassen, bevor es wieder ins Tal ging! Ein Traum und toller Start in den Tag! Nur für den Fahrer waren diese engen Kurven in den Bergen und die One-Lane-Brücken häufig anstrengend und gefährlich. Zumal gerade die großen LKWs und rasanten Flitzer es häufig nicht so genau mit der Mittellinienbegrenzung nahmen... .

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