Das Wochenende hatten wir frei und wir schafften es am Sonntagmittag nach einem faulen Samstag (Gartenarbeit und ein Spieleabend mit Mike und Carolyne) mal, unser neues liebgewonnenes Zuhause zu verlassen. Unsere lieben Gastgeber freuten sich für uns und wünschten uns viel Spaß! Endlich befolgten wir ihren Rat und erkundeten etwas die Umgebung und genossen unsere freie Zeit. Es sollte von Martinborough nach Süden gehen. Hier liegt Lake Ferry, ein See, der gerade an schönen Sonnentagen und Wochenenden zum Ausflugsort für die Familien aus den nahegelegenen Städten wird. So war es auch an diesem Sonntag: Hier war buntes Treiben... Familien, die zu einem Angeltag aufgebrochen waren... Kinder, die badeten... Frauen die Picknick vorbereiteten, während die Väter mit den Söhnen an der Angel standen. Sie machten sich eine tolle Zeit abseits vom Trubel der Stadt. Dort wo der Ozean über eine kleine Landzunge fast den See berührte sah man Surfer in der Ferne! Ein ganz normaler sonniger Sonntagmittag anscheinend. Wir sogen diese friedliche Atmosphäre in uns ein, verweilten eine kurze Weile und zogen schließlich weiter. Es gab noch mehr zu sehen!
Unsere freien Tage wurden nur durch 9 h Arbeit am Samstag unterbrochen und schon waren wieder Feiertage! Die sind ja ganz nett... aber nicht, wenn man eigentlich arbeiten will. Aber gut: Ostern ist Ostern! Und irgendwie fühlten wir uns auch wirklich so wohl in unserem neuen Zuhause, so dass wir es liebten die Tage einfach auf dem Grundstück zu verbringen nach den letzten Monaten Reise. So war es kein Wunder, dass das Holz innerhalb Ostersonntag und Ostermontag fertig gestapelt war! :) Als nächstes stand dann wirklich Gartenarbeit an: Die Beete waren vor dem Winter auf Vordermann zu bringen und das Alte sollte größtenteils raus aus der Erde. Ansonsten freuten wir uns durch das Internet die Möglichkeit zu haben, Kais Familie und Flo aus Halle mal wieder zu sehen und zu sprechen! Über Skype wurden alle Neuigkeiten ausgetauscht! Flo würde uns wirklich besuchen kommen! Am 02 Juli würde es soweit sein! Wie schön! Die Vorfreude war jedenfalls schon riesig! Nach der Holzstapelei, als es dämmerte und der Regen wieder einsetzte, entspannten wir uns an diesen schöne Feiertagen im hauseigenen Spapool! :) Es war herrlich... draußen schon ziemlich kalt, der Dampf vom warmen Pool um uns und das leichte Plätschern des Regens! Ein perfekteres Wetter für sowas gab es nicht!
Der Wecker klingelte eine Stunde später als gewohnt am Montagmorgen, den 10.04.2017. So kam es, dass wir aufgrund der inneren Uhr schon geraume Zeit vorher wach waren. Lustlos drehten wir uns nochmal auf die andere Seite. „Kaiiii...“, quengelte ich, „Wir haben uns immer noch nicht woanders beworben.“ Mit einem Riesenseufzer standen wir letztendlich doch auf. Unsere Motivation war auf dem Tiefpunkt, wenn wir an die Arbeit dachten... welche Motivation?! Es gab einfach keine... Null! Hier musste sich was ändern und zwar jetzt! Entschlossen schrieben wir eine SMS an eine Nummer von einem Aushang (Vineyard Arbeit in Martinborough), den wir bei Ankunft auf der Nordinsel in Featherston in einem Laden gesehen und vorsichtshalber (trotz zwei Jobzusagen!!!) mal abfotografiert hatten. Wir hätten niemals gedacht, dass wir dieses Foto so schnell... wenn überhaupt... mal brauchen würden! Beim Frühstück überlegten wir noch, ob es doof ankommt, wenn wir zur Not doch nochmal bei Katy anfragen würden, ob sie noch Leute brauchten. Das könnten wir ja heute Abend mal auskundschaften, wenn Laura und Michelle wieder da waren. Wir schlurften zum Auto zurück, holten das Zahnputzzeug und ich warf eher aus Uhrzeitgründen noch schnell einen Blick auf mein Handy... Was war das?! Da leuchteten uns doch tatsächlich zwei verpasste Anrufe und eine SMS entgegen!!! Gerry vom Vineyard hatte es offensichtlich sehr eilig, uns zu treffen! In der SMS schrieb er, dass er sich freuen würde, wenn wir zu seinem Team gehören würden. Wir riefen ihn sofort an und er fragte uns, ob wir nicht gleich heute vorbeikommen und anfangen wollten! Wie verrückt war das denn? Wir hatten den Notausgang gesucht... aber wussten nicht, dass unter uns anscheinend genau im richtigen Moment eine Notfalltür aufgegangen war und uns ganz neue Möglichkeiten gab! Da war nichts mehr zu überlegen und wir kündigten sofort!!! Es war merkwürdig, wie befreiend sich das anfühlte! Es war so, so, so, soooo gut! Ich rannte gleich zu Rebecca und Patrick und informierte die beiden darüber, dass wir so eben eine neue Arbeit gefunden hatten. Die zwei freuten sich sehr für uns, waren aber auf der anderen Seite auch traurig, uns als Arbeitskollegen zu verlieren. Wir versprachen ihnen, dass wir zumindest heute Abend wiederkommen würden (bis wir eventuell eine neue Bleibe in Martinborough gefunden hätten...). So lange müssten wir halt pendeln wie Michelle und Laura.
Wieder ging es früh raus... unser erster Arbeitstag stand an (diesmal wirklich ;)). Wir hatten gut geschlafen auf Jelenas und Rodneys Campingplatz und konnten ausgeruht in den erneut regnerischen Arbeitstag starten. Punkt 8 Uhr standen alle Backpacker auf der Matte (und das waren auch alle, die auf der Beerenfarm arbeiteten... hier gab es keine Locals...). Feldmarschall Dot patroullierte wie gestern und beobachtete die Handlungen sehr genau, bevor sie uns beiseite nahm und uns einwies. Dabei war sie fast höflich (was alle anderen als für sie ausgesprochen freundlich bezeichneten... aha na dann). Wir sollten uns einen Trolley schnappen und ihr hinterherfahren... dann sauste sie davon. Kai hatte gleich mal Glück und geriet an einen Kaputten (er sollte ihn austauschen und hatte nun einen, der einen Platten hatte... hm... eine Verbesserung?!). Wir beeilten uns, den anderen hinterher zu kommen. Auf den Wagen (die teilweise gerade so in die Reihen der Erdbeertische passen... manchmal nur mit an jeder Kante anecken... das war nervig) wurden Kisten aufgeladen und darauf kleine Pflückschälchen, in die die Beeren hinein gepflückt werden sollten. Die Beeren wuchsen auf Tischen, so dass wir uns zumindest nicht in die Beete ducken mussten. Hier in den Tunneln war es zudem einigermaßen trocken. Man konnte Pech haben und eine Außenreihe der Tunnel erwischt haben... wenn die Folie hier durchhing und man geriet mit dem Wagen an die Folie ergoss sich manchmal das gesammelte Regenwasser über einen! Hierher hatten sich auch die vielen Bienen vor dem Regen gerettet. Sofort bekamen wir mit, wie wichtig es war, dass die Beeren kein Wasser abbekamen (Dot stauchte gerade einen der anderen zusammen, der die Pflückschälchen durch den Regen getragen hatte). Dann setzte sie ihre Unterweisung fort.
Erdbeeren pflückt man und zieht man nicht... sie würde ganz genau sehen, wenn wir sie abzogen, da dann der Stiel der Erdbeere länger als ein Daumenbreit sein würde. Tatsächlich war das gar nicht sooo einfach und erforderte etwas Übung und den richtigen Dreh im Handgelenk. Und dann hieß es natürlich wieder: Ausreichend reife Beeren von den Noch-zu-unreifen zu trennen. Leider sollten wir auch die Schimmligen Beeren entfernen... Das hat sicher Sinn, hätte man aber schon deutlich eher machen sollen. Manche schimmelten so vor sich hin, dass sie nur noch ein Brei waren und einfach zerfielen. Es folgten Kontrollgänge hinter uns, wo sie uns darauf hinwies, was wir alles vergessen hatten. Kein Wunder: Es war nicht ganz übersichtlich und man konnte nie alles sehen. Aber sie blieb ruhig dabei und höflich. Also kein Grund zur Beunruhigung.
Nach dem halben Tag Erdbeeren schickte sie uns in die Tomaten und Paprika. Der gesamte Tunnel oder „Garten“ war einfach nur verwildert und verwahrlost. Es roch nach schimmligen Tomaten und überall lagen und hingen auch überreife Tomaten. Die Wege zwischen den Pflanzen waren quasi nicht mehr vorhanden und man kämpfte sich durch einen dichten Busch an zum Teil verrotteten Pflanzen. Plötzlich wackelte es vor mir im Busch... „Oh Kai, wie schön, du bist wohl auch da?“ „Ja schon die ganze Zeit, seit wann bist du da?" Ich war vielleicht vor 20 Minuten im Tomatenurwald angekommen. Mit uns beiden sollten eigentlich auch Alex und Kevin hier sein... von Beiden keine Spur, die eben vorher noch Himbeerenpflücken geschickt worden waren. 10 Minuten später raschelte es wieder. Da waren sie. 5 Minuten später ertönte Dots aufgeregte Stimme irgendwo vom Rand des Tomatenfeldes: „Ihr seid immer noch hier?! Ich weiß nicht, wie das so lange dauern kann hier! Vor allem, wenn ihr zu viert seid!“ Das war nicht sehr freundlich, aber auch nicht direkt an uns gerichtet... Ich zuckte nur die Schultern und wunderte mich, ob sie nicht wusste, dass wir gerade mal 5 Minuten hier drinnen zu viert waren. Aber letztendlich ging es mir durchs eine Ohr rein und durchs andere wieder raus. Das war vermutlich bezeichnend. Die Männer zog sie aus den Tomaten ab und schickte sie in die Paprika. Später konnte ich sogar auch noch eine Paprika ernten... dann war es 16:35 Uhr und der Spuk war vorbei. Patrick (einer unserer „Kollegen“) wartete schon im Auto... Er wurde heute grundlos nach der Mittagspause „nach Hause“ geschickt. Wir erfuhren, dass sie ihn am Wenigsten leiden konnte und ihn nur nicht feuerte, da sie etwas mehr von Rebecca hielt (seine Reisebegleiterin). Einzelne Männer würden per se nicht eingestellt und waren nur als Anhang geduldet. Mit nassen Schuhen und nassen Regenjacken ging es zurück zum Campingplatz... allerdings nicht ohne, dass Kai Dot auf das volle Klo hinwies. Es war irgendwie klar, dass sie es nicht umsonst gestern so betont hatte... Das Dixi Klo war einfach kurz vorm Überlaufen... Touchdown nicht nur möglich, sondern sehr wahrscheinlich... Unglaublich und eigentlich ein unhaltbarer Zustand!
Unsere innere Uhr weckte uns am 03.04.2017 bereits um 7 Uhr (wie das nach Zeitumstellungen immer so ist;)). Mit Schrecken dachten wir an die Fährüberfahrt als wir noch ein Weilchen in unserem Bett lagen: Heute Nacht hatte es gestürmt und wie aus Eimern geschüttet! Übrig geblieben von dem nächtlichen Unwetter waren die Sturmböen, die es tatsächlich schafften, unser Auto aufzuschaukeln! Es hatte keinen Sinn hier den Gaskocher auszupacken... Da hieß es dann wohl für uns: Frühstück auf später verschieben! Aber abwaschen mussten wir noch hier. Neben uns mümmelten derweil drei Kaninchen friedlich ihr Gras und auch Pukekus leisteten uns Gesellschaft.
Es fühlte sich tatsächlich an, wie nach Hause kommen, als wir am Morgen des 31.03.2017 auf Johns Hof fuhren! John, wie immer geschäftig unterwegs, hieß uns herzlich willkommen und kam aus dem Quatschen wie gewohnt nicht heraus! Wir erzählten von unseren Abenteuern und Erlebnissen. Wie erwartet war er hellauf begeistert von den „Kai, der Lokomotivführer“-Bildern und fühlte sich mehr als bestätigt! Sein Sohn Daniel war leider nicht da... dafür folgte nach dem Plausch mit John ein langes Gespräch mit Emilie und Morgan! Die Beiden waren in etwa die selbe Route wie wir gefahren und arbeiteten der Zeit wieder für John. Die Blaubeersaison war tatsächlich erst demnächst zu Ende. So lange hatten die spät reifende Sorte also noch auf sich warten lassen. Ansonsten half Morgan bei den Äpfeln aus und war Johns Bruder Brett unterstellt. Es gab viele Geschichten zu erzählen... und viel zu lachen! So viele Dinge erkannte man einfach auch wieder! So kam es, dass wir erst zur Mittagszeit endlich dazu kamen, zu frühstücken und erst am frühen Nachmittag Richtung Motueka fuhren. Unser WOF (quasi der TÜV in Deutschland) stand im April an. Wir hatten mit John gesprochen und er hatte uns eine Werkstatt in Motueka empfohlen. Ab morgen war ja April: Vielleicht würden wir für morgen einen Termin bekommen. Auch unsere Registrierung lief im April ab und musste erneuert werden. Damit warteten wir aber lieber, ob unser Auto den WOF (Warranty of Fitness) erhielt. Wir machten uns etwas Sorgen um den Steinschlag, den wir ja bereits vor einem Monat haben reparieren lassen wollen. (Wir erinnern uns: Das war in Timaru nicht möglich, da er bereits repariert worden sei...). Er war nicht größer als ein 2 Dollar Stück... im Gegenteil: Wesentlich kleiner. Aber er war eben genau auf der Fahrerseite im Sichtfeld des Fahrers. Naja... da half nur Daumendrücken! Eine neue Scheibe wäre dann doch ordentlich teuer. Da die Werkstätte am Samstag geschlossen hatten, aber sie unser Auto heute noch reinquetschen konnten, saßen wir eine halbe Stunde später in der Bibliothek... Uns war etwas bang, da unser Auto jetzt schon ziemlich lange in der Werkstatthalle war, und der WOF eigentlich eine Sache von einer halben Stunde ist. Schon komisch, wenn plötzlich alles so auf dem Prüfstand steht. Dann der Anruf: Es war etwas Feuchtigkeit in der Blinkerschale... da aber eine neue dichte Blinkerschale nicht bestellbar war, blieb es bei einem Auswischen und einer Verwarnung. Beim nächsten WOF sei diese wohl fällig... Aha. Nagut! Wenns weiter nichts ist! Jetzt konnten wir auch die Registrierung für das nächste halbe Jahr erledigen und wussten danach: Unser Auto hatte keine weiteren Pflichttermine mehr! :)
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