Mit dem Bambusfloß zurück nach Chiang Mai

Vom Sonnenlicht geweckt
Vom Sonnenlicht geweckt

Wir wurden von Sonnenstrahlen am nächsten Morgen geweckt... nachts krähten immer mal Hähne durch das Dorf. Jetzt am frühen Morgen schienen sie keine Kraft mehr zu haben. Stattdessen stieg uns der Duft von frisch entfachtem Feuer in die Nase... und schon wieder ein leckerer Essensgeruch. Mr. K. war schon auf und bereitete das Frühstück vor. Es gab Rührei, Brot, Ananas, Melone... wir vermissten nichts! Fast ein wenig wehleidig machten wir uns für den zweiten Tag bereit... Dieser Ort mit seinem Charme... mit der stehengebliebenen Zeit, wo die Sonne der einzige Taktgeber war, hatte uns sehr in seinen Bann gezogen. Heute abend sind wir wieder in einem Hotel in Chiang Mai und die Hütten in den Bergen ganz weit weg. Doch zu erst lag ein weiterer spannender Tag hier in den Bergen vor uns! Elefanten und eine lange Floßfahrt... wir konnten es uns noch gar nicht so recht vorstellen. Zuvor jedoch stand eine Wanderung in ein benachbartes Karen Dorf an... also fertig gemacht, Sachen geschultert und ab in die Wanderschuhe! So recht freuten sich die Füße nicht... aber man hatte sich schnell dran gewöhnt. Nach dem ersten Berg hatte sich der Muskelkater von gestern auch rausgelaufen. Es ging bergauf aus unserem Dorf hinaus. Die Kühe liefen frei herum... die Schweine suchten unter den Häusern im Dreck nach etwas Essbarem... und schon waren wir wieder im Grünen! Wie gestern ging es auf und ab. Vorbei an Reisfeldern, an grünen Hängen... Mr. K. war deutlich aufgeschlossener als gestern noch! Er scherzte mit Kai und erschreckte uns immer mal wieder. Eine Stunde dauerte die Wanderung. Unterwegs hielten wir wieder an für allerhand, was die Natur zu bieten hatte. So lernten wir, dass es Blätter gab, die, wenn man sie in einer gewissen Art und Weise aufriss, Seifenblasen produzieren konnten. Verrückt! Schon bald sahen wir die Dächer eines weiteren Dorfes mitten im Dschungel. Seine Bewohner begegneten uns hier nicht. Stattdessen sahen wir unten am Flussufer Zong, wie er mit langen Bambusstangen hantierte. Mr. K. erklärte uns, dass wir hier rasten könnten und uns für die Elefanten und Floßfahrt umziehen könnten. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen: Raus aus den Wanderschuhen... Bikini und Badehosen an. Mr. K. war unterdessen zu Zong geeilt und beide banden die Bambusrohre zusammen und schnitzten mit Macheten eine Gepäckaufhängung für die Floße! Wir hatten alles erwartet... aber nicht, dass die Floße in Rekordzeit eigens für unsere Rückfahrt nach Chiang Mai angefertigt wurden! Man sah gleich, dass sie Meister ihres Faches waren... da saß jeder Handschlag und das Grasgeflecht hielt die Bambusrohre bombenfest zusammen! Wir staunten aus der Ferne nicht schlecht.

Während wir uns erholten, machte ich noch Bekanntschaft mit einem laaangen Blutegel... irgendwie schien er nur darauf gewartet zu haben, dass jemand mit Wanderschuh-Schwitzefüßen durch das nasse hohe Gras lief... Buärks. Alice und Nadine standen mir tapfer für die Entfernung des Tieres von meinem Bein zur Seite. Nach dieser Aufregung gingen wir weg vom  hohen Gras die Böschung zum Fluss hinunter. Die beiden Floße waren nun fast fertig.

Die Elefanten tauchen aus dem Dschungel auf
Die Elefanten tauchen aus dem Dschungel auf

Und dann sahen wir sie... die Elefanten. Gemächlich kamen sie durch das Unterholz gestiefelt: Majestätisch und anmutig. Man hörte kaum ein Geräusch, so sanft liefen sie durch den Dschungel auf uns zu. Hinter ihnen lief ihr Mahut... der Elefantenführer, den eine schon frühe Beziehung zu ihnen mit ihnen verbindet. Nur wenn Tier und Mensch gemeinsam aufwachsen kann eine vertrauensvolle Bindung zwischen beiden entstehen. Wir hatten uns im Vorfeld versichert, dass hier kein Elefantenreiten oder ähnliches angeboten wird... denn das geschieht meist nicht zum Wohle der Elefanten und ist eine traurige Kommerzgeschichte. Das wollten wir um keinen Preis unterstützen... Ehrfurchtsvoll bestaunten wir diese sanften Riesen... Ganz nah kamen sie neugierig an uns heran und ihre Rüssel beschnupperten zielstrebig unsere Rucksäcke. Schnell wurde klar, warum... hier hatte sich ein Korb voller Bananen und Mangos und anderer Leckereien dazu gesellt. Jetzt war klar, für wen die Unmengen an kleinen Bananen vom Markt gestern gekauft worden waren. Wir fütterten die grauen, sanften Riesen, die es sich schmecken ließen. Dabei durften wir ganz nah heran und ihre raue Haut berühren. Der Mahut erklärte uns, dass wir die Tiere lieber beherzt anfassen sollten, da sie sonst nur ein kleines Kitzeln spüren würden. Es war faszinierend so nah zu sein, dass man sogar die Wimpern zählen konnte! Mit ihren Rüsseln erkundeten auch sie uns. Alles unter den wachen Augen des Mahuts. Sie fraßen alles bis auf die letzte Frucht auf... danach trabten sie gemütlich in die Mitte des Flusses und wir erhielten jeder einen Eimer: Badezeit für die Elefanten... sie hockten sich ins Wasser und wir konnten sie mit den Eimern mit Wasser "abduschen". Mitten im thailändischen Dschungel ein Bad mit einem Elefanten... das gehörte definitiv zu den Erfahrungen, die uns noch lange im Gedächtnis bleiben würden! Auf ein Wort des Mahuts erhoben sie sich schließlich wieder und trabten gemütlich aus dem Nass, bevor sie wieder im Dschungel verschwanden... wie sahen ihen hinterher, bis ihre grauen Rücken zwischen den Blättern verschwunden waren.

Mr. K. baut die Haltestangen für die Gepäckaufhängung
Mr. K. baut die Haltestangen für die Gepäckaufhängung

Während wir noch mit den Elefanten beschäftigt waren, hatten Mr. K. und Zong die Floße fertig gebaut. Sie wurden nur ganz kurz einmal unterbrochen, als Mr. K. es wagte, Kai mit Wasser zu bespritzen und dafür von Kai fast ins Wasser geschmissen wurde... aber auch nur fast. Beide lachten herzhaft. Ehe wir es uns versahen waren unsere Sachen auf den Haltestangen befestigt, damit sie nicht nass wurden und wir verteilten uns auf die zwei Floße. Mit Alice, Nadine und Mr. K. hatten wir eine perfekte Besatzung! Mr. K. stand als Steuermann vorne mit einer langen Bambusstange... Kai und ich hatten auch je eine Stange in der Hand und standen auf dem Floß. Der Rest saß. Wir waren aufgeregt... würden wir beim Staken in den Fluss fallen?! Mr. K. gab von vorne Anweisungen auf welcher Seite des Floßes wir die Bambusstangen in den Boden stechen sollten und so das Floß über den Fluss gleiten ließen. Es funktionierte tatsächlich ohne Probleme und wir setzten uns an die Spitze... Zwischendurch wechselten wir uns mit dem Staken ab und Nadine bekam an einer seichten Stelle auch mal die Steueraufgabe von Mr. K. übertragen.

Nadine ist vorne am Steuern, Alice hat mein Bambus übernommen
Nadine ist vorne am Steuern, Alice hat mein Bambus übernommen

Es war ein großer Spaß... noch! Wir glitten lautlos über das Wasser dahin... die Strömung war mal stärker, mal weniger stark und bestaunten das Ufer. Es war genau so, wie man es sich vorgestellt hat: Undurchdringlich scheinender Dschungel zu beiden Seiten... hin und wieder Vieh, welches sich im Wasser abkühlte. Auch gab es einige Dörfer, die direkt ans Ufer gebaut waren. Die Sonne kam raus... Schmetterlinge schaukelten vorbei! Nadine machte einen guten Job als Steuerfrau... So gut, dass Mr. K. mit einem Mal seinen Platz vorne verließ, an Alice und mir vorbei gehuscht kam und Kai einen kräftigen Schubs gab! :D Da hatte er aber die Rechnung ohne Kais Reaktionsschnelle gemacht... und platsch! Männer über Bord! Beide tauchten lachend wieder auf und schwammen zum Floß zurück. Hier war was los! Es war warm und Mr. K. meinte, hier sei die Strömung langsam genug und der Fluss tief genug... Zeit für eine Erfrischung! Das ließen wir uns nicht zweimal sagen: Alice und ich gaben die Bambusstangen ab und ließen uns eine Weile an der Seite des Floßes treiben... trocknen würden wir schon wieder... und selbst wenn nicht: es war so warm! :) Danach genossen wir weiterhin die Ausblicke auf die urige Landschaft.

Kurz vor der Kollision...
Kurz vor der Kollision...

Wir ahnten nicht, dass die Idylle bald enden sollte und uns ein kleiner Schreckmoment bevor stand... die Strömung wurde stärker... das Flussbett steiniger und gewundener. Mr. K. hatte wieder das Steuer übernommen... Nadine und ich gaben seine Anweisungen weiter an Alice und Kai, die das Staken ausführten. Nadine hatte meine Kamera und filmte. Alles lief glatt... ich scherzte noch in die Kamera bis ich nach vorne schaute und einen der großen Steine immer näher kommen sah... Es war ziemlich schnell ersichtlich: Wir bekamen die Kurve nicht trotz aller Bemühungen von Mr. K. - RUMMS - wir setzten auf den Stein auf. So ungünstig, dass das Floß sich irgendwie verhakt hatte... Einen kleinen Moment blieb das Floß so... dann erfasste die Strömung den nicht festsitzenden Teil des langen Floßes und wir kippten! Kai und Alice fielen vom noch beweglichen Teil des Floßes, das weiter Richtung Flussmitte war ins Wasser... nicht ohne sich Schrammen an den Steinen zu holen! Ich fiel auch runter... hatte aber schnell Boden unter den Füßen ohne wegzutreiben. Es war schlammig... aber fest genug um zu stehen. Ich rief Alice zu, sie solle mir das Bambusrohr reichen, dass sie verzweifelt festhielt. So zog ich sie zu mir ins seichtere Wasser. Kai ließ sein Rohr schließlich los und schwamm mit ganzer Kraft auch zu uns. Er hielt sich das Knie... und Nadine? Unser Floß ragte hochkant aus dem Wasser und sie hing, sich mit einer Hand festhalten und mit der anderen Hand meine Kamera umklammert am Floß, was genau in diesem Moment begann, in der Mitte zu zerbrechen! Wir riefen ihr zu... lass das Floß los! Sie zögerte... an einem zerbrechenden Floß nach unten zu rutschen, klang wirklich nicht verlockend. Schließlich hatte sie keine Kraft mehr... wir hielten ihr die verbliebene Bambusstange entgegen und zogen sie zu uns... Das Floß ächzte unterdess weiter in der Strömung... unsere Sachen hingen auf halb acht... aber wie durch ein Wunder, hatte sich noch nichts selbstständig gemacht! Ok... wir waren ohne größere Blessuren in Sicherheit... Mr. K. sah besorgt aber auch erleichtert aus... Das zweite Floß trieb an uns vorbei... die zwei Tourguides verlangsamten ihr Floß und kamen Mr. K. so zur Hilfe... Gemeinsam schafften sie es, unser angebrochenes Floß vom Stein zu lösen, drauf zu springen und die Strömung trieb sie alle davon. Moment mal! Huhu! Wir sahen hinterher. Da waren wir vier: irgendwo im thailändischen Dschungel... hüfthoch in einem Fluss mit einer Bambusstange! Wir kämpften uns zum Ufer durch und liefen etwas flussabwärts bis wir zu den anderen dazustießen! Puuuh, doch nicht zurückgelassen! :) Der Schreck war uns und vor allem Mr. K. noch deutlich anzusehen. Nadine erzählte aufgeregt, wie sie die ganze Zeit nur daran dachte, unter keinen Umständen die Kamera loszulassen. Kai untersuchte seine Kratzer... ich zitterte noch etwas. Mr. K. entschuldigte sich tausendmal... das sei noch nie passiert und hätte nicht passieren dürfen! Wir wanken ab... irgendwie war es ja auch ein Abenteuer. Am Ufer und mit ihren Macheten hatten unsere drei Tourguides schnell das Floß mit Gras notdürftig geflickt... es war wieder so stabil, dass es hielt... trotz Bruchstelle! Wahnsinn! Wir hatten zwar jetzt ein Paddel weniger... aber auch das ging. Bei der Weiterfahrt waren wir jetzt deutlich konzentrierter... und jede erneute Stromschnelle ließ den Adrenalinpegel steigen. Trotzallem: Es war eine wahnsinnig tolle Floßfahrt! Kurz vorm ende hielten wir nochmal zur Rast an einer kleinen Quelle! Wieder zückten unsere drei Begleiter ihre Macheten und ließen sie an einem frischen Bambusrohr entlanggleiten. Sie schnitzten für uns alle einen Bambusbecher, die wir als Erinnerung mitnehmen durften! :) Wir freuten uns riesig! Und waren fast etwas traurig, als wir eine große Brücke, über die Autos fuhren, erblickten... Wir waren also wieder da.

Von der Müdigkeit übermannt
Von der Müdigkeit übermannt

Die letzten paar Meter zurück in die Stadt verliefen ruhig... Das Auto brachte uns zurück. Der Schlaf holte uns ein... und jeder hing seinen Gedanken nach. Es waren tolle Erlebnisse, die hinter uns lagen. Die Wolken ergossen sich um uns herum... dieses Gewitter lag schon den ganzen Tag in der Luft. Aufgewehter Sprühregen von der Straße umhüllte uns... das Anziehen trockener Sachen hätten wir uns irgendwie auch sparen können. Kurz vor Chiang Mai hielten wir nochmal auf einen Parkplatz... unsere letzte gemeinsame Aktivität sollte nochmal ein Besuch in einem Schmetterlingshaus sein. Nach den spannenden Erlebnissen war das ein sehr ruhiger Ausklang dieser abenteuerlichen Reise. Einige der bunten Falter hatten wir auf unserer Wanderung in freier Wildbahn gesehen. Wieder andere beeindruckten durch ihre Größe...

 

Danach wurden wir nach und nach immer weniger... An verschiedenen Unterkünften hielten wir und mussten uns voneinander verabschiedeten... am Schwersten war der Abschied von Alice. Wir waren die Letzten und hatten das große Glück, dass wir noch zu unserem Hotel für die nächste Nacht in der Nähe des Flughafens gefahren wurden. Mr. K. freute sich auf seinen Feierabend und seine Familie. Und wir kamen in die Rush-Hour. Nach den letzten zwei Tagen Stille des Dschungels waren wir fast ein wenig überfordert vom Verkehr und den gefühlten Menschenmassen. Unser Hotel war unscheinbar und lag direkt an einer Hauptverkehrsstraße. Von unserem Fenster konnten wir den Autoschlangen noch etwas zusehen. Es war früher Abend geworden und wir überlegten nach ausgiebigem Duschen, wo wir etwas zu essen finden würden... Wir waren nur einen kurzen Fußmarsch von einer riesigen Einkaufsmall entfernt... Da gab es bestimmt auch was zu essen. Also machten wir uns auf den Weg, aber was wir dann sahen, sprengte alle unsere Erwartungen... Das Wort riesig reichte gar nicht aus für diese Mall... und der Foodcourt in der obersten Etage war einfach gigantisch! Es gab so viel... in allen Geschmacksrichtungen! Wir brauchten vermutlich eine Stunde bis wir alles gesichtet und uns entschieden hatten! Satt und völlig überbordet mit Eindrücken spazierten wir ins Hotel zurück... Kai freute sich auf den morgigen Flug. Der Süden des Landes mit seinen Inseln stand für die letzten paar Tage auf unserem Programm.

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