10 Uhr - Das Auschecken klappte völlig unkompliziert und so wie abgesprochen. Wir zogen die Tür des leeren Hotels ins Schloss und fuhren voll bepackt mit dem Zug zum Hauptbahnhof. Nur hier war es möglich, Zugplatzreservierungen ins Landesinnere nach Norden vorzunehmen. Es war alles gut ausgeschildert und wir schafften es überraschend einfach unsere Zugverbindungen (auch Schlafabteile) für die kommenden Tage zu buchen. Während wir noch auf einen freien Schalter warteten, beobachteten wir die hier so häufig anzutreffenden Mönche in ihren orangen Tüchern. Sie wirkten so aufgeschlossen und wurden von den Menschen sehr zuvorkommend behandelt.
Vom Bahnhof aus entschieden wir uns hinsichtlich unseres Gepäckes dafür, ein Taxi zur nächsten Unterkunft im Zentrum der Stadt zu nehmen. An der zentralen Taxistation wurde man von Einweisern ins nächste Taxi gesetzt... und das ganz ohne Verhandeln und ohne darüber zu diskutieren, das Taxometer anzustellen. Leider mussten wir im Laufe der nächsten Stunden feststellen, dass das auch wirklich nur an dieser offiziellen Stelle so praktiziert wurde. An anderen Stellen in der Stadt, weigerten sich die Taxifahrer, die Zeit-Geld-Uhr anzustellen... aber dazu später mehr. 12:00 Uhr war es, als wir im "Roof View Place" eincheckten! Wir waren begeistert von der Lage: Die Straßen waren klein, es war vergleichsweise ruhig und man konnte die Atmosphäre in den kleinen Gässlein, wo das Leben stattfindet beobachten und genießen! Wir erkundeten gespannt das Innere des Hotels... den großen Empfangs- und Frühstücksraum, den Ausblick von den oberen Etagen und natürlich unser kleines, aber schönes Zimmer! Besonders angetan waren wir von dem Gepäckaufzug und gingen beschwingt daneben die Treppen hoch! :)
Uns hielt es nicht lange drinnen... und wir machten uns sofort auf, die Gegend zu erkunden! Aber bevor wir ganz weite Strecken hinter uns legen konnten, mussten wir unsere knurrenden Mägen besänftigen. Kai war sehr tapfer und hatte gut durchgehalten bis hierher. Uns beiden tat das Frühstück/Mittag richtig gut und wir genossen die Pad Thai Nudeln, Samosa und Schoko-Bananen-Waffeln in dem gemütlichen kleinen Restaurant in einer der unzähligen Seitenstraßen.
Gut gesättigt konnte unsere Erkundungstour dann beginnen! Zur Enttäuschung unzähliger Tuktukfahrer hatten wir diverse Tempel in Fußläufigkeit ausgewählt. Zum Glück waren wir vor Schleppern gewarnt worden und erkannten wirklich jede ihrer Masche aus den Erzählungen und Berichten wieder. Mit allen möglichen Argumenten versuchten sie uns in ihre Gefährte zu bekommen... Manchmal war es Kais Tattoo, was ihnen einen guten Einstieg ins Gespräch bot... oder die gut Bekannten, die natürlich aus Halle kamen... . Wir blieben höflich und lehnten alle Angebote ab. Dass wir tatsächlich laufen wollten, ließ kopfschüttelnde und ratlose Gesichter zurück. Zudem erzählte man uns, dass ausgerechnet der Tempel, zu dem wir wollten heute geschlossen sei... dagegen seien wir Glückspilze, weil ein wieder anderer Tempel, zu dem wir hingefahren werden könnten, heute freien Eintritt hätte. Noch ratloser und etwas zerknirscht mussten sie jedoch feststellen, dass wir uns von unseren Plänen trotz dieser neuen Informationslage nicht abbringen lassen wollten und in die sehr beschäftigte Kao San Road einbogen. Hier gab es zwar keine Tuktukfahrer mehr, aber dafür viele, viele Händler! Höflich kopfschüttelnd liefen wir an diversen Ständen vorbei und waren schockiert, als wir T-Shirts mit Hitler und anderer Symbolik sahen! Das abwehrende Kopfschütteln wandelte sich in ein fassungsloses Kopfschütteln. Geschmacklos. Schnell weiter. An der nächsten Ecke: "Hey Mister, wollen sie einen Anzug kaufen?" Kai grinste, zeigte auf seine Jogginghose und antwortete, dass er nicht so der Typ für Anzüge sei. Das jedoch reichte dem Händler nicht und er rief uns hinterher: "Dann vielleicht lieber eine Lederhose?" Ich musste losprusten und auch Kai war kurz sprachlos! Der Weg zu unserem Tempel gestaltete sich also sehr abwechslungsreich, führte uns über Kanäle und an vielen Bilder des erst vor knapp einem Jahr verstorbenen Königs Bhumibol vorbei. In ganz Thailand waren diese übergroßen Gemälde mit schwarzen Bändern aufgestellt und die Trauer saß offensichtlich noch tief.
Und dann waren wir da: Am goldenen Mountain von Bangkok, einer der ältesten, buddhistischen Tempelanlagen der Stadt "Wat Saket". Wie wir es erwartet hatten, war sie natürlich nicht geschlossen und wir holten uns Tickets und betraten eine ganz andere Welt... Wie eine grüne Oase inmitten der Stadt waren wir wie in einem kleinen Dschungel gelandet. Wir machten uns auf den Weg in den westlichen Teil der Tempelanlage zum 79 Meter hohen, künstlich angelegten Berg, auf dessen Spitze eine vergoldete Kuppel thronte. 318 Stufen lagen vor uns, die zu erklimmen waren! Davor scheuten wir nicht zurück und kamen so in den Genuss, nun auch tagsüber über die Dacher von Bangkok schauen zu können. Zeitgleich bestaunten wir die thailändische Kunst, und trafen die nächsten Mönche. Prunkvoll sah es hier aus!
Wir setzten unseren Weg schließlich fort... Es gab tausende Tempelanlagen in Bangkok und es war eine wahre Herausforderung vor dieser Auswahl nicht das Handtuch zu werfen... Aber unser nächster Tempel befand sich auf der anderen Flussseite des Mae Nam Chao Phraya und hatte den schönen Namen "Tempel der Morgenröte" - "Wat Arun". Dieser Tempel versprach nochmal gaaanz andere Eindrücke, doch vorerst stand ein kleiner Fußmarsch zur Fähre auf unserem Programm. Besonders spannend war hier nochmal die "Giant Swing" - "Sao Ching Cha". Diese riesige Schaukel aus dem Jahr 1782 wurde damals für eine jährliche Schaukel-Zeremonie vom damaligen König errichtet. Jedoch gab es im Laufe der Zeit mehrere tödliche Unfälle, so dass sie heute ohne Sitz an diese Zeremonie erinnert.
Weiter ging es zur Fähre... wir wussten noch nicht was, uns erwartet: Am Pier gab es ein geschäftiges Treiben... und tarnte sich nach außen wie ein Markt. Zum Glück waren wir neugierig genug und schauten in die dunklen Spilunken hinein und staunten nicht schlecht, dass wir zufällig direkt am Anlieger der Fähre standen! Schnell waren die Karten zur Überfahrt gekauft und wir saßen auf einem laangen Boot, welches uns über den Fluss bringen sollte. In der Ferne erhob sich schon Wat Arun.
Über den Fluss, der doch breiter war, als wir erwartet hatten, ging es unserem Ziel entgegen. Weiß und hell erleuchtert lag er im Sonnenlicht. Dieses Leuchten kam durch ein, den gesamten Tempel zierendes Mosaik aus chinesischem Porzellanstücken zustande. Das war sicher ein imenser Aufwand, das so zu errichten und zu schmücken! Aus der Nähe konnte man noch mehr Details bestaunen. Leider wurde ein Teil der Ebenen restauriert, so dass wir nicht so weit nach oben steigen konnten. Dennoch war der An- und Ausblick faszinierend!
Auf dem Tempelgelände befanden sich noch weitere Gebäude neben dem Haupttempel. Bunt in einem schönen Garten mit fantasievoll zu geschnittenene Bäumen und Hecken gelegen. Durch diesen reich verzierten Torbogen mit zwei Wächterstatuen gelangte man zur Ordinationshalle... Im Innenhof standen zahlreiche Figuren und Statuen... in der Halle selbst waren die Innenwände bunt bemalt mit Bilder der letzten 10 Leben von Buddha. Man wusste gar nicht, wohin man als erstes schauen sollte! Und mitten in der Halle schaute ein Mönch kurz auf, bevor er weiter emsig die Teppiche staubsaugte. Wir ruhten uns im Hof des Tempels bei einem kühlen Getränk noch etwas aus, wobei wir einer weiteren Katze Gesellschaft leisteten, die sich jedoch wiedermal leider kaum für uns interessierte, bevor wir uns auf die Suche nach einer Fähre für die Rückfahrt begaben.
Die Suche nach einer Rückfahrgelegenheit war dann nicht mehr so unkompliziert und einfach, wie die Hinfahrt... Nur um Haaresbreite kamen wir an einem Touristen-Rundfahr-Boot vorbei. Die Inhaber versicherten uns, dass es genau das Boot sei, was wir suchen würden... aber wir waren skeptisch. Das sah nicht wie ein alltäglich mehrere Stationen ansteuernden Wassertaxis für die Einheimischen aus... Die Menschen an Bord schauten mit Kameras und Sonnenbrillen sowie Sonnenhüten ausgestattet nicht so aus, wie wir es erwartet hatten. Glücklicherweise ließen wir uns nicht bequatschen und fanden bald das doch deutlich unscheinbarer aussehende Wassertaxi. Von Station zu Station wurde es voller... dennoch drängte sich der Ticketverkäufer durch die Massen und schien einen guten Überblick über hinzugestiegene Passagiere zu bewahren. Wir bezahlten und genossen das geschäftige Treiben an Bord! Wir kamen sogar mit einem Thailänder ins Gespräch, der uns neugierig ausfragte. Unser Hotel befand sich nicht unweit einer der Wassertaxi-Stationen und nach einem Abendessen in einer Bar, ließen wir den Tag gemütlich ausklingen... Morgen würden wir Bangkok verlassen! Wir waren neugierig auf die Zugreisen und unser nächstes Ziel, Sukothai.
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