Als wir nach unserem Autoverkauf wiederkamen, staunten wir nicht schlecht... wir waren ja nur 2 Tage weg, aber es war eine Menge passiert: Daya hatte ganz neue Pläne für die Lodge... sowohl an der Küche, als auch am Aufenthaltsraum wollte er etwas arbeiten. Der Aufenthaltsraum war frisch gestrichen und ein Billardtisch wurde gebracht... natürlich lief der nur (wie sollte es anders sein an einem Ort, an dem es häufig ums "making good money" ging), wenn man 2 NZD hineinsteckte. Da wäre die Reparatur des Trockners eine lohnenswertere Angelegenheit gewesen für die, die da für Daya aufs Feld gehen... aber gut, er hatte halt andere Prioritäten.
Zur Feier des Autoverkaufes beschlossen wir, für alle noch einmal Bier zu brauen! Wenn unser Zeitplan aufging, sollte das dann pünktlich zu unser aller Abschied fertig sein. Wenn dieser Abschied nicht früher als ursprünglich geplant kam...
Wir arbeiteten wie es von uns verlangt war: vornehmlich schnell. Leider stellten wir uns damit selbst ein Bein: Die Arbeit neigte sich dem Ende und das kam uns allen nicht sonderlich gelegen. Daya leider hielt sich bedeckt... und wir vertrauten ihm immer aufs Neue, wenn er davon sprach, dass das schon noch mindestens 3 Wochen für uns alle reichen würde. Es begann um den 12.08.2017, als wir erstmalig feststellten, dass sich unsere Arbeitsmaterialien dem Ende neigten und es keinen Nachschub mehr gab. Die Schnurrollen wurden immer weniger... die letzten Pfähle befestigten wir nur mit der Hälfte der vorgesehenen Knoten, auf Anweisung von Daya. Als sich jedoch die Auftraggeber beschwerten, wusste er nichts mehr davon. Unsere erste Kiwiplantage war abgearbeitet und wir hatten einen Tag Zwangsfrei. Daya hatte jedoch schon eine neue Kiwi-Organisation an der Hand... dies reichte jedoch nur für eine Gruppe. Praktischerweise fand er auch noch eine Arbeit auf Stundenbasis. Das war doch kein Problem für uns... dachten wir. Aber beides war nicht das große Los! Auf der neuen Kiwiplantage gab es ein neues System und anstelle von 16 Schnüren gab es hier plötzlich 32 Schnüre, die gespannt werden mussten. Für die doppelte Anzahl an Knoten gab es ganze 50 Cent mehr pro Pfahl... aber es war nicht mehr machbar für uns, das Stundenziel zu erreichen. Bei 32 Fäden an der Spitze einer Stange entstanden immer wieder Knoten und ein Wirrwarr, welches nicht sein durfte. Sowohl Daya, als auch die Auftraggeber, als auch wir blieben unzufrieden zurück. Die Auftraggeber entzogen schließlich Daya den Job wieder. Keiner von uns trauerte diesem Garten nach. Die Stundenarbeit hingegen war anstrengend... wir arbeiteten auf einem Kiwifeld, welches einige Wochen vorher überschwemmt war und versuchten die Bäume von Schlick und Treibgut zu befreien, damit sie nicht erstickten. Am Ende eines Arbeitstages waren wir ordentlich geschafft: Die Arme waren schlaff, der Rücken tat weh, die Hände hatten trotz Handschuhe Schwielen... wir achteten sehr genau darauf, unsere Pausenzeiten gut einzuhalten und mischten immer häufiger die Gruppen, damit jeder auf etwa gleich viele Stunden kommen konnte.
Dennoch hieß es am Mittwoch, den 16.08.2017 nach einem halben Arbeitstag: Das wars für diese Woche. Aufgrund von Versprühen von Gips und Pflanzenschutzmitteln und was wissen wir noch, gab es auf allen Farmen keine Arbeit für den Rest der Woche! Unsere Freizeit stieg also mehr und mehr! Da wir am nächsten Tag länger schlafen konnten, überlegten wir uns kurzerhand nochmal nach Thames zu fahren! Unsere Autobesatzung war mehr als zufrieden mit diesem Vorschlag: Die Läden in Pauanui waren klein und wir wollten die Möglichkeit mal wieder für einen Großeinkauf nutzen. Wir wählten den Weg so, dass wir an dem großen quadratischen Kauribaum vorbeikamen! Gerade Max, der bisher nur sehr wenig von Neuseeland gesehen hat, war begeistert! Leon unterhielt uns die Fahrt über mit abenteuerlichen Märchen seiner bisherigen Reiseerfahrungen... so sei er einmal nur mit der Kopie seiner Kreditkarte unterwegs gewesen und konnte wohl allein damit Geld abheben. Tobias kam aus dem Lachen kaum heraus, Max nicht aus dem Belehren und Hinterfragen. Schließlich erreichten wir Thames und jeder machte seine Erledigungen. Tobias, Max, Kai und ich suchten uns erstmal einen Ort zum gemeinsamen Mittagessen, bevor wir mit unseren Wagen durch die Riesenregale des Pak´n´save schoben. Es sollte unser letzter Großeinkauf in Neuseeland sein... Knapp zwei Wochen blieben uns nur noch. Ein merkwürdiges Gefühl machte sich breit, da wir jetzt schon langsam überlegen mussten, wie wir unsere Vorräte bestmöglich aufbrauchen könnten.
Unsere Freizeit ließ sich sonst auch gut ohne größere Probleme füllen! Kai und ich dachten nun immer öfter an unsere Rückkehr und bedauerten den Fakt, dass wir jetzt schon ewig kein Fußball mehr spielen konnten und ja bald wieder in unser Training einsteigen wollten. Also entwarfen wir kurzerhand ein Vorbereitungstraining mit viel Laufeinheiten! Wir hatten den perfekten Lauf- und Radweg direkt vor der Tür, der bis ins kleine Dorf Pauanui führte! Vorbei ging es an Wiesen, und immer entlang eines Flusses, der in Pauanui ins Meer mündete! Es war eine tolle Strecke auch mit leichten Auf und Ab und neben uns, verirrten sich auch die anderen immer öfter mal dorthin. Leon schoss den Vogel ab, als er völlig begeistert von einem Ausflug wieder kam, in der Hand triumphierend eine Flasche mit trübem Wasser! Er habe ganz früh am Morgen DIE Mondscheinquelle gefunden!!! Das Wasser, wenn es im Dunkeln dort abgefüllt worden sei, habe heilende Kräfte! Jedem von uns bot er einen Schluck davon an... wir lehnten dankend ab. Ham sah völlig irritiert aus und brachte keinen Ton raus, den Rest von uns konnte nichts mehr schockieren. Als Leon noch am selben Tag bei Tageslicht seine Quelle aufsuchte, fand er keine paar Meter stromaufwärts eine tote Ratte... und plötzlich wunderte es keinen mehr von uns, warum er seit heute morgen so oft dringend aufs Klo gerannt war... wie gut, dass wir nicht arbeiten mussten. Leon musste die Theorie des Heilwassers wohl nocheinmal überdenken! Wie so oft fragten wir uns, ob er das wirklich alles ernst meinen konnte! So viel Unsinn auf einem Haufen, das war doch nicht möglich... mehr als einmal, suchten wir die versteckte Kamera, aber fanden nie eine. Max und Tobias waren noch näher dran als wir und mehr als einmal heulten sich beide bei uns aus, weil es in ihrem gemeinsamen Zimmer mit Ham natürlich nicht weniger auffällig war! Leon machte sich einen großen Spaß daraus beide hin und wieder auszusperren und sich schlafen zu stellen, bevor er nachts nach mehreren Stunden lachend die Tür öffnete! Immer wieder mussten beide auch gut auf ihre Sachen achten... Badelatschen zum Beispiel sind doch für die Allgemeinheit, Da nahmen sich Leon und Ham beide nichts und waren selbst dann noch uneinsichtig, wenn der eigentliche Besitzer der Badelatschen mit nackten Füßen vor ihnen stand. Max riss der Geduldsfaden, als Ham mitten in der Nacht unter ihm anfing im Zimmer zu rauchen! Auch hier: Null Einsicht! Beide hatten nur noch einen Wunsch: Sie wollten gerne in ein anderes Zimmer... doch dafür mussten sie sich noch etwas gedulden.
Wie gut, dass es den Aufenthaltsraum gab, dort organisierten wir immer öfter Filmeabende! Dank unseres Fußballes und einem kleinen Volleyballplatz wurde uns die Zeit auch tagsüber nicht zu lang. Jan, Luca und Jonas begleiteten uns gerne und wir hatten viel Spaß bei der ein oder anderen Runde Fußballvolleyball! Ansonsten waren die drei Jungs sehr mit ihrem eigenen noch neu gekauften Minibus beschäftigt. Immer wieder sprang er nicht an... ein Blick in den Motorraum offenbarte so einige Mängel. Da waren doch Schläuche tatsächlich mit Panzertape und Kabelbinder abgedichtet... die Zündkerzen waren hinüber und Kai und Tobias fanden noch so einiges... Mit Tobias Wagen, einem Starterkabel und anschieben, bekamen wir den Bus schließlich zum Laufen und sie konnten damit in die Werkstatt fahren! So hatte jeder mit sich zu tun!
Pünktlich mit Beginn der neuen Woche, am 21.08.2017 gab es wieder Arbeit für uns: Daya hatte einen neuen Vertrag mit einer Kiwiplantage direkt um die Ecke gemacht. Der einzige Haken: Der Manager Paul war jemand, der es sehr korrekt nahm, uns viel kontrollierte und sich die Knoten ganz genau ansah! Gefiel ihm etwas nicht, hieß es, alles nochmal neu machen! Vor allem Max hatte wenig zu lachen und wir versuchten noch mehr als sonst, uns gegenseitig zu korrigieren! Zudem mussten wir uns so gut es ging mit den anderen Jungs reinteilen. Da kam es ganz gelegen, dass die Ersten beschlossen, abzureisen. Jona fuhr mitte der Woche, am 23.08.2017 und Leon zwei Tage später. Er hatte höhere Ziele und wollte in Auckland an einem Lehrgang für Businesscoache teilnehmen. Jetzt war es umso wichtiger, dass wir verbleibenden 7 uns irgendwie in die Arbeit reinteilten. Doch auch ohne Leon und zu viert kamen wir sehr gut zurecht! Wir hatten es uns zur Tradition gemacht eine TKKG-Folge nach der anderen auf dem Feld zu hören, konnten uns hin und wieder sehr darüber amüsieren, hatten Gesprächsstoff und waren prima unterhalten! Immer öfter machte uns nun aber auch das Wetter einen Strich durch die Rechnung! Winterliche Regenschauer tauchten zum Teil wie aus dem Nichts auf und verwandelten die Straße vor unserem Haus in einen kleinen Fluss, während ein Wasserfall von unserer Regenrinne stürzte! :) Wir nutzten die Zeit sinnvoll, in dem wir allerhand unserer übrig gebliebenen Sachen (Teekocher, Campingkocher, Fußball, Laptop) zum Verkauf ins Internet stellten. Außerdem hatte ich doch tatsächlich eine positive Antwort auf meine Bewerbung!!! In Halle bedauerte man im Krankenhaus sehr, dass ich nicht für ein Vorstellungsgespräch zur Verfügung stand. Mein Angebot, das Ganze über Skype zu machen, wurde mit großer Zurückhaltung abgelehnt. Dafür bekam ich einen Termin zum Vorstellungsgespräch Ende September! :) Wie verrückt. Damit war klar, wir würden zurück nach Halle gehen! Somit begannen wir gleich das nächste Projekt: Die Wohnungssuche! :) Es ist schon verrückt, was man vom anderen Ende der Welt alles so erledigen kann! Am Ende des Monates hatten wir einen Wohnungsbesichtigungstermin bekommen, an dem Kais Eltern teilgenommen hatten und keine Einwände fanden! :) Über Fotos der Beiden konnten wir uns einen eigenen Eindruck machen! Die Wohnung hatte alles, was wir wollten: Balkon, ruhige Lage im Grünen, unterste Etage für eine Katzenleiter, guter Anschluss an den Verkehr, ... und für den Vermieter war es kein Problem, dass wir gerade so weit weg waren und die Arbeitsverhältnisse noch ungeklärt. Also manchmal passt eben wirklich alles! :) Und so viel sei verraten: Ja, es wurde tatsächlich diese Wohnung, in die wir später einzogen!
Zu Beginn unserer letzten Woche, am 28.08.2017 mussten wir uns schließlich von dem Dreierbus verabschieden. Die Werkstatt hatte ihn wieder zum Laufen gebracht und die Jungs waren aufgeregt, was da auf sie zukam! Die Übernachtung zu dritt in ihrem Auto würde Premiere sein und wie wir am Anfang auch, hatten sie nur wenig Vorstellungen, wohin sie ihre nächsten Schritte lenken würden! Wir packten ihnen ordentlich viel selbstgebrautes Bier ein: Es war schon genießbar, aber eins/zwei Tage länger ruhen, würden sicher nicht schaden!
Max und Tobias ergriffen sofort ihre Chance und zogen in ein eigenes Zimmer! Für Beide fühlte es sich so befreiend an und sie waren heilfroh, nun weniger Reibungspunkte mit Ham zu haben. Es lohnte sich zwar kaum noch, da auch Tobias schon nächste Pläne gemacht hatte. Er hatte bereits die Zusage für eine Arbeit in einem Hotel. Am 31.08.2017 wollte er weiterziehen. Bis dahin konnte unsere Gruppe in der schönen Vertrautheit noch ein paar letzte Pfosten aufstellen! Wir feierten unseren letzten gemeinsamen Abend! Max hielt sich mit seinen Plänen an uns: Er wollte mit uns am Ende der Woche nach Auckland fahren. Es war ruhig geworden in der Lodge... und nun ohne Tobias zu dritt war das Fortsetzen unserer Arbeit nicht mehr so ohne weiteres möglich. Aber dieses Problem ließ sich ganz schnell lösen: Wir lernten die Tschechen an! Marcella und Jerome erwiesen sich als gute Knoter, die Knoten saßen fest und sie zeigten sich ehrgeizig! Fast ein Stück zu ehrgeizig! Sie wollten schneller sein, als sie zu Beginn konnten und Jerome ärgerte sich über so manche Zweige der männlichen Bäume so sehr, dass er cholerisch und hektisch gegen die Äste schlug! Mit der Zeit wurde es dann immer besser. Die Fortsetzung unserer Arbeit war damit auch nach unserem Weggang am kommenden Sonntag gesichert. Der August lag hinter uns... die Zeit war nur so verflogen und vor uns lagen die letzten drei Tage in Pauanui! Die große Zeit des Aufräumens, Waschens und Packens lag vor uns... aber auch nochmal ein Wiedersehen mit alten Freunden!!! Wir konnten es nicht mehr wegschieben: Der Abschied rückte unaufhaltsam näher... !
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