Am Morgen wurden wir von Ruby geweckt, wir hatten nur das Mückengitter vor die Tür geschoben und hörten ihr aufgewecktes Mautzen durch die offene Tür. Die Freude war unbändig über das Katzenfutter und bei einem so kleinen Katzenmagen würde das mit Sicherheit für die nächsten paar Tage reichen. Verspielt schnurrte sie uns um die Beine und beobachtete neugierig den Toaster, als die Brote hochschnippten! Das taten sie leider nur einmal und schon hatten wir das nächste kaputte Gerät... hoppla. Das war aber auch verzwickt. In diesem Moment tönte ein fröhliches Hello von draußen rein. Der Phillippine war wieder da und fragte uns, ob der Herd nun gehen würde. Er musste noch in der letzten Nacht die Flaschen ausgetauscht haben und siehe da: Die Flamme ging. Das Toasterproblem hatte er auch ganz schnell gelöst... er brachte uns einfach den Toaster vom Nachbarappartement und nahm den kaputten Toaster mit. Der Morgen war also schneller vorbei, als wir gucken konnten. Zeit, in den Tag zu starten! Wir hatten immerhin noch einiges vor... Nachdem wir letztes Mal die Insel umrundet hatten, wollten wir nun einmal quer hindurch wandern! Die Tour war klar: Mit Moped fuhren wir nach Avarua, parkten es dort in der Nähe der Bushaltestelle, stärkten uns noch etwas und marschierten schließlich frohen Mutes aus der Stadt heraus. Wir folgten einfach der Straße ins Landesinnere... irgendwann musste der Parkplatz schon kommen, ab dem es in den Wald und in die Berge ging... Danach würden wir uns durch den Dschungel schlagen, ganz nah an Te Rua Manga vorbei... "der Nadel"... ein spitzer Felsen der sich hoch in den Himmel hob und partiell auch erklettert werden kann, um schließlich am Ende bei den Wigmore Wasserfällen auf einen Parkplatz zu gelangen... von dort gäbe es wieder eine breite Straße bis zur Ringstraße, von wo uns ein Bus rechts oder links herum zurück in die Stadt bringen konnte... Soweit der Plan! Auf gehts!
Nach Passieren eines Schildes, welches den Startpunkt der Wanderung markierte und allerhand Sicherheitshinweise gab, waren wir im Inneren eines dichten Busches verschwunden. Der Pfad war gut sichtbar und ging eine ganze Weile steil bergan. Immer wieder mal konnten wir durch dichtes Blätterwerk einen Blick zurück erhaschen und bekamen ein ungefähres Gefühl, wo wir gerade waren. Der Pfad wurde zunehmend lehmiger und teilweise war das eine ganz schöne Schlitterpartie... wobei bergan gehen noch die kleinere Hürde war... wir wussten, dass es irgendwann auch wieder runter gehen musste... das würde ein Spaß werden. Aber gut, aus Neuseeland waren wir da ja schon ähnliches gewöhnt. Irgendwann waren wir auf einem Bergrücken angekommen... rechts und links ging es steil bergab und immer noch im Wald folgten wir dem schmalen Bergrat um sie schließlich von ganz nah zu sehen: The Needle. Natürlich ließen wir es uns nicht nehmen, den kleinen Abstecher dorthin zu machen. Am Hinweisschild bekamen wir unverhofft Gesellschaft: Es war der letzte steilere Aufstieg, und kaum konnte ich auf eine Art Plateau schauen, blickten zwei blinzelnde Augen argwöhnisch zurück: Ein Hahn! Hier oben! Gefühlt im Nirgendwo! Klar, die Insel ist nicht sehr groß, aber was um alles in der Welt tat ein Hahn hier oben?! Eine Weile starrten wir drei uns einfach nur ungläubig an... Als wir schließlich dem Weg zu Te Rua Manga folgten, begleitete uns Mr. Hahn in gebührendem Abstand... Den Wind hier oben, fand er nicht so witzig... aber er trippelte uns tollkühn hinterher.
Am Fuße des 413m hohen Te Rua Manga angekommen standen wir erneut vor Hinweisschildern... Es gab einen vorbereiteten Teilaufstieg (rechts im Bild bis zu der noch bewachsenen Stelle im unteren Drittel auf der rechten Seite). Dieser Aufstieg sah von der Ferne recht einfach zu machen aus, aber tatsächlich standen wir vor Ketten und geknüpften Seilen die an einem blanken Felsbuckel herunterhingen. Mist... Wir berieten uns... Eigentlich hatten wir mit dem Wetter beste Voraussetzungen: Es war klar, trocken, der Wind hielt sich in Grenzen... aber dennoch, war das nicht ohne. Es ging weit runter und die Warnschilder taten ihr Übriges um ein mulmiges Gefühl zu bekommen. Wir waren schon fast soweit, umzukehren, aber die Neugierde siegte doch am Ende! Der Fotoapparat wurde sicher verstaut und konzentriert meisterten wir Kletterseil um Kletterseil. Das war ein Spaß! Dann standen wir plötzlich vor einem Abgrund... hier war also Schluss! Wir setzten uns gemütlich auf die Steine und genossen unseren Rest Kokoskuchen! Wir staunten nicht schlecht, als plötzlich völlig unbeholfen Mr. Hahn angetorkelt kam... Keas und Papageienvögel im felsigen Terrain... ok, damit hatten wir uns vertraut gemacht, aber ein Hahn? Er hatte sich mit Sicherheit etwas von unserem Kokoskuchen verdient und damit hatte sich also seine Hartnäckigkeit ausgezahlt! :) Vermutlich war auch genau das der Grund, warum er hier oben lebte! :)
Der Abstieg war dann ein Alptraum für mich... ich fühlte mich wie ein Katze, die auf einem hohen Baum festsaß! Hoch ist ja immer einfach... aber runter? Die Seile und Ketten wirkten plötzlich sogar nicht vertrauenserweckend auf mich und Kai harrte minutenlang hinter mir aus und versuchte mich immer wieder zum weitergehen zu motivieren! Es gab ja auch keine Alternative. Nach schweißtreibenden Momenten und einer gefühlten Ewigkeit hatten wir wieder den ebenen Pfad unter unseren Füßen und setzten unseren Weg in Richtung Südküste fort... Ein Blick noch über die Baumgipfel in Richtung Ziel, ein kurzer Blick zurück zur Nadel und schon waren wir wieder in den Tiefen des Dschungels verschwunden! Riesige Baumfarne umgaben uns... Mosbedeckte Stämme und undurchdringliches Grün, soweit das Auge sah. Entlang des Papua Streams (und immer mal wieder rüber und nüber), setzten wir unseren Weg fort. Es ging über rutschige Glibbersteine, an steilen Uferböschungen hoch und über aufgeweichten, lehmigen Boden hinwegrutschend weiter. Es war ein anstrengender, aber sehr abwechslungsreicher Weg und völlig unerwartet und abrupt endete der Busch schließlich und wir standen auf einem freien Parkplatz an den berühmten Papua Wasserfällen...
Wir starrten etwas ungläubig auf die vor uns liegende, trübe Pfütze und die nass-klitschige Wand im Hintergrund... Wie viele traumhafte Bilder hatten wir von diesen Wasserfällen bereits gesehen. Menschen, die mitten im Dschungel unter den Wasserfällen duschten, die sich im kühlen klaren Nass erfrischten nach einer langen Wanderung... So richtig einladend fanden wir das nicht... das Skurrilste daran war, dass die Inselbewohner Eintritt für diese Sehenswürdigkeit nahmen, wenn man von der Straße aus kam. Dabei war die trockende Zeit offensichtlich einfach nicht die richtige Zeit, um dem Wasserfall einen Besuch abzustatten. Eher traurig sah es aus. Wie gut, dass er eh auf unserem Weg lag... wir hätten uns etwas geärgert, hätten wir einen extra Abstecher hierher machen müssen. Die Wanderung hatte sich trotzallem total gelohnt und uns die Schönheit der Insel auf ihre ganz eigene Art näher gebracht! Auf einer breiten Schotterstraße wanderten wir die letzten paar Meter zurück zu Ringstraße. Es ging am inseleigenen Tierheim vorbei, von wo aus das Bellen vieler Hunde herüberwehte. Da erinnerten wir uns an das Pärchen aus Neuseeland mit ihren Greyhound-Hunden... Davon hatten sie erzählt... Die Frau unterstützte dieses Tierheim und flog immer wieder mit Spenden nach Rarotonga. Zurück auf der Ringstraße setzten wir uns in den Schatten einer Palme und warteten auf einen Buss... in welche Richtung war uns ganz egal... Das ist das gute an einem Kreis... man kommt immer an! :) Und es ist schon entspannt, wenn es keine Haltestellen gab... Kaum war der Bus in Sicht winkten wir fröhlich und stiegen ein! Bei bestem Wetter erreichten wir unser Moped in der Stadt und fuhren zurück nach Hause (vorher buchten wir noch für unseren allerletzten Abend eine Platz im Restaurant gegenüber des Flughafens bei den kulturellen "Island Nights", eine Tanzshow, die alle größeren Lokalitäten anboten)... Ruby erwartete uns schon, als wir zuhause ankamen und miaute aufgeregt vom Dach herunter! Es war ein gemütlicher Abend... Viele Schritte machten wir nicht mehr... stattdessen wurden umgeknickte Knöchel gekühlt und beim Duschen neue Frische getankt... Entspannt und gemütlich ließen wir diesen Tag ausklingen.
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