Es war Sonntag... Wie überall auf den anderen Inseln der Cooks ist Sonntag auch hier ein heiliger Tag. Dementsprechend gab es heute Frühstück in den Hütten, da die Inselbewohner in die Kirche gingen und größtenteils frei hatten. Unsere Frühstücksmilch hatten wir gestern nacht schon mit unserem kleinen weißen Tiger draußen geteilt. Natürlich sagte sie nicht nein zu einem Frühstücksschlückchen. So starteten wir gemütlich und in Ruhe in einen weiteren traumhaft-sonnigen Tag. Das Wetter hätte nicht besser sein können für unseren heutigen Plan: Ein Lagoon-Cruise. Wir waren gespannt! Abgeholt wurden wir von unserem Kapitän mit einem Bus. Unterwegs sammelten wir von allen möglichen Unterkünften noch zusätzliche Gäste ein, bevor wir gegen 10:00 den familieneigenen Katamaran bestiegen. Bis heute abend würden wir also jetzt unsere Zeit auf diesem Schiff und den kleineren Inseln der Lagune verbringen! Unser Kapitän war auf Aitutaki geboren und die Kreuzfahrten organisierte er mit seiner gesamten Familie. Sie diente ihnen dazu, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Während wir an verschiedenen Stellen schnorcheln würden und kleinere Inselausflüge unternehmen würden, bereitete seine Frau und der Rest der Familie das Mittagessen auf einer der Inseln zu. Wir fuhren ein kleines Stück bevor er eine Pause machte und uns viel über die Unterwasserwelt erzählte. Wenn wir besonders viel Glück hätten, könnten wir sogar Schildkröten unterwegs begegnen. Von diesem Moment an, ließ ich die Wasseroberfläche nicht mehr aus den Augen! Besorgt berichtete er von dem Vorgang des Versandens... in den vergangenen Jahren sei der Wasserspiegel immer mehr zurück gegangen... Die blaue Lagune, einer der schönsten Orte der Welt, drohte zu verschwinden. Nicht heute... aber im Laufe der Zeit. Wir waren gespannt auf die so hoch angepriesene blaue Lagune, die in Büchern beschrieben wurde mit Adjektiven wie: Sagenhaft, atemberaubend, überwältigend... aber letztlich ist sie viel mehr als das: Unbeschreiblich! Ein Atoll mit vielen Motu, türkisblauem klaren Wasser voller Leben, unzählige Riffe, weiße Strände... Bereits unser erster Schnorchelausflug vom Boot aus ließ keine Zweifel zu: Diese Lagune war ein kleines Wunder der Natur!
Auf dem Boot zurück hielt uns unser Kapitän an, unseren Flüssigkeitshaushalt aufzufüllen! Durch das Salzwasser und die Wärme, würde man gar nicht merken, wieviel Flüssigkeit man wirklich verlor. Es gab eine kleine Stärkung bestehend aus Melone, Ananas und den kleinen, superleckeren Inselbananen! Sie schmeckten viel intensiver und fruchtiger, als ihre großen Verwandten. Dazu reichte der Kapitän selbstgebackene Donuts und Limo (auch selfmade) herum. Wir ließen unsere Augen über die weite Lagune schweifen. Unser Kapitän lichtete den Anker und der Katamaran flog über das weiche blau unter uns. Wir kamen schließlich vor Honey Moon Island zum Stehen... Hier gingen wir an Land und jeder konnte für sich diese kleine, unbewohnte Trauminsel erkunden. Wir sollten uns nur von der Mitte der Insel fernhalten... Es war Brutzeit für die hier wohnenden Rotschnabel-Tropikvögel. Überall zwischen dem zentralen Palmenhain saßen sie auf ihren Nestern und beäugten uns misstrauisch. Einige zogen über unseren Köpfen ihre Kreise... ihre typisch extrem lange, mittlere Schwanzfeder hinter sich herwedelnd. Der knallrote Schnabel hob sich von der weiß-blauen Märchenlandschaft deutlich ab. Wir wanderten einmal auf dem Strand um die komplette Insel... Einsiedlerkrebse mit den unterschiedlichsten Muscheln als Panzer begleiteten uns ein Stück... Wenn man ganz leise war, konnte man ein leises Klackern und Kratzen hören, wenn sie ihre Behausungen über den Sand zogen. Ihre Spuren (eine zentrale Linie auf beiden Seiten von Punkten in gleichmäßigen Abständen umgeben) fand man überall auf der Insel!
Wir waren froh, als uns der Fahrtwind wieder ins Gesicht wehte... Unser Kapitän erzählte uns, dass solche windstillen Tage eher untypisch für diese Jahreszeit seien... normalerweise zog es zu dieser Zeit vornehmlich Windsurfer hierher.
Es ging auf die Mittagszeit zu und wir steuerten die malerische Insel One Foot Island an. Kurz vorher setzte uns unser Kapitän auf einer nicht weit entfernten Sandbank aus... Von hier aus wateten wir hinüber zur Insel. Es sah so nah aus und dauerte doch recht lange bis wir den Strand der Insel erreichten... über den Strand liefen wir zu einigen Unterständen... wo wir bereits erwartet und herzlichst empfangen wurden!
Es gab keinen besseren Ort, um die Seele baumeln zu lassen... Im Schatten der Palmen standen einige Tische und Bänke, unser Kapitän saß mit seiner Familie und der seines Bruders fröhlich lachend zusammen. Auf einem Tisch hatten sie ein wahres Festmahl aufgetischt! Salat, Bratreis, eine geheimnisvolle Wurzel, Brotfrucht, Aubergine... es war sooo lecker! Und es war mal etwas völlig anderes... nur typische Inselspeisen gab es hier... ein Pärchen aus unserer Gruppe (aus England) hatten schon am Morgen von diesem besonderen Essen geschwärmt... nirgendwo sei es so gut wie hier! Wir ließen es uns schmecken und lauschten den Geschichten um uns rum.
Mit viel zu vollen Bäuchen ging es nach dem Mittag wieder aufs und ins Wasser... An einer anderen Stelle hopsten wir zum Schnorcheln ins Wasser. Schildkröten ließen sich leider nach wie vor nicht blicken... aber dafür ein gigantischer Thunfisch... Mir war gar nicht bewusst, wie groß die werden können... ruhig und gemächlich zog er seine Kreise immer um unser Boot herum. Unweit von unserer Ankerstelle fiel der Boden steil ab und gab den Blick in tiefere Wasserschichten frei. Kai stieß mich an: Da unten bewegte sich etwas... aber es war kein Fisch. Länglich, schwarz-weiss gestreift schlängelte sich doch nicht tatsächlich eine Seeschlange unter uns entlang! Noch miniklein und weit unter uns... wir schwammen weiter... Es war wieder Kai, der mir zuwinkte und dann abtauchte. Unten zwischen Steinen lugten zwei große runde Augen aus einer Spalte hervor: Ein Kugelfisch. Er pustete sich nicht auf, war aber trotzdem anständig groß. Mehr als einmal holten wir tief Luft und tauchten auf seine Tiefe, um oben das Wasser wieder aus unseren Schnorcheln zu blasen! Als eine der Letzten kletterte ich nach der aufregenden Tour schließlich zurück ins Boot, bevor wir die Heimfahrt antraten.
Es lag ein perfekter Tag hinter uns... Vom Meereswasser auf der Haut hatten wir erstmal genug und duschten uns das Salz von der Haut! Satt waren wir auch noch ausreichend vom Mittag... Das Abendbrot konnte heute getrost ausfallen. Dafür entspannten wir in unserer Hütte und genossen später den Tagesausklang auf unserer Terrasse beim Sonnenuntergang. Was für ein gebührender Abschied von diesem Tag! Am Abend erreichten mich schließlich die ersten Glückwünsche... stimmt da war ja was! Der Abschied von diesem Tag war auch der Abschied von meinem letzten Lebensjahr in den Zwanzigern... Morgen hatte ich Geburtstag... es könnte keinen besseren Ort geben, diesen und das Leben zu feiern! In Neuseeland war bereits heute der Abend des 10. Juli und auch in Deutschland war der 10. schon ordentlich in Gange und so erhielt ich heute schon die ersten Glückwünsche... Das war ein komisches Gefühl... und gleichzeitig steigerte das die Vorfreude auf morgen! :) Bis nachts waren wir noch am Strand und der Strandbar bevor wir zu Bett gingen.
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