Auch morgens nach dem Aufwachen gab es hier auf unserem Stellplatz volles Programm: Hatte der Tag gestern mit dem Aufsteigen von Himmelslaternen geendet, so starteten wir in unseren Tag mit Rugbyevents zum Frühstück! :) Wir kauten unser Frühstück und beobachteten das geschäftige Treiben auf dem Feld unter uns. Die Kinder waren schnell umgezogen (viele hatten für den Kopfschutz weiche Helme auf und fast jedes einen Beißschutz im Mund...) und die Trainer versuchten das energiegeladene Kinderbündel zu bändigen.
Wir ließen uns Zeit heute morgen... so richtig viel zu tun hatten wir heute nicht mehr. Morgen würden wir unsere Freunde vom Flughafen abholen... damit wir da auch rechtzeitig auftauchen würden, hatten wir uns bereits für die kommende Nacht in einem Hostel eingebucht. Doch bevor wir dorthin fuhren, machten wir uns auf die Suche nach einigen Souveniers. Warum jetzt? Weil wir Zeit hatten und mal länger in Auckland waren... und weil wir die erworbenen Dinge gleich mit Flo auf den Weg nach Deutschland schicken könnten. Es sollte etwas Schnitzkunst aus Holz sein... etwas, was uns in der neuen Wohnung dann immer an Neuseeland und diese einmalige Zeit hier erinnern konnte... Tatsächlich wurden wir auch bald fündig... auch wenn es letztendlich tatsächlich etwas ganz anderes wurde. Keine Maorimaske, keine fein verzierte Figur... nein, ein Flaschenöffner zum an die Wand hängen! Klingt komisch... aber tatsächlich fiel uns diese spannende (und obendrein praktische) Wanddeko sofort ins Auge. Mit feinen Schnitzereien waren die Umrisse der beiden Inseln zu sehen und unten hing eine Paua-Muschelschale als Deckelauffangschale! Das Perlmutt schilllerte in allen Regenbogenfarben! Das war es! Außerdem schenkten wir uns gegenseitig je einen Greenstone. Wir haben so lange nach ihnen auf der Südinsel gesucht... nun sollten uns die Ketten tägliche Begleiter und Talismane sein. Ein Greenstone kauft man nicht für sich selbst... er ist immer ein Geschenk... und nur dann beschützt er den Träger. Die Maori glauben daran: für sie ist er Schutz und Liebesbeweis zugleich. Es gab nichts anderes, was uns je mehr an Neuseeland erinnern könnte!
Am frühen Nachmittag checkten wir im Hostel ein. Glücklicherweise konnte man am Wochenende kostenlos in Aucklands Mitte parken. So misstrauisch wir gegenüber Hostels waren, so wohlgesonnt waren wir dem Attics gegenüber. Es gehörte zu den kleineren Hostels und tatsächlich herrschte hier eine offene, ruhige Grundatmosphäre. Nicht laut, nicht nur Party und das obwohl heute abend ein großes Rugbyevent steigen würde. Überall gab es nur ein Thema: Wo seht ihr euch das Spiel an? Wir aber verbrachten einen entspannten Abend im Hostel und waren überrascht als die Heimkehrenden Sportfans tatsächlich so leise wie möglich in der Nacht ins Zimmer schlichen! :)
Heute war der große Tag: 9 Monate waren vergangen, seitdem wir unsere Freunde das letzte Mal gesehen hatten! Noch waren wir uns unsicher, wen wir neben Flo eigentlich erwarten sollten. Eines aber wussten wir ziemlich sicher: Es würde nicht seine Freundin Caro sein... Es gab einfach zu viel, das wir uns so zusammenreimen konnten. Immer wenn ich ihn per Nachricht über die vermeintliche Caro ausgefragt hatte, vermied er es konsequent das Wort "sie" oder ihren Namen zu benutzen... Immer wieder sprach er von seiner "Reisebegleitung"... wir waren stutzig geworden. Die zwei waren die letzten Tage jetzt vor Neuseeland noch in Singapur unterwegs... als wir Fotos von den beiden sehen wollten, wand sich Flo abermals. "Meine Reisebegleitung ist fotoscheu." Diese Ausrede war defintiv nicht zufriedenstellend... Irgendwas war an der Geschichte faul. Aber heute würde es sich endlich klären!
Gegen 13:25 Uhr sollte ihr Flieger landen... wir waren pünktlich in der Ankunftshalle... nur die Maschine nicht! Die Schautafeln verrieten uns, dass der Flieger über eine Stunde Verspätung haben würde! Also machten wir es uns auf den Bänken der Ankunftshalle bequem und warteten. Es war schön zu beobachten, wie sich hier immer mehr Angehörige und Freunde von Reisenden versammelten. Sie schienen genauso vorfreudig und aufgeregt wie wir. Manche hielten Herzballons fest, Blumensträuße, bemalte Schilder und Pappkartons... und jedes Mal mussten wir lächeln, wenn die Freudentränen flossen und sich Reisender und Wartender in den Armen lagen! Wir überlegten uns während unserer Wartezeit eine Strategie, wie wir die beiden (wen auch immer neben Flo) empfangen würden... wir suchten uns Plätze in der hinteren Mitte, ich hielt den Fotoapparat bereit und wir vermummten uns etwas. Wir wollten so lange wie möglich unerkannt bleiben und erstmal gucken, wer da kam und wie sie suchend nach uns gucken würden... ein paar Fotos schießen und uns schließlich dann zu erkennen geben! Soweit der Plan. Endlich war es soweit. Die Anzeige des Fliegers sprang endlich von "verspätet" auf "gelandet". Mit Herzklopfen und aufgeregt wie kleine Kinder zu Weihnachten, ließen wir die Tür zum abgesperrten Bereich nicht mehr aus den Augen. 15:15 Uhr war es bereits und wir sahen sie! Natürlich lief keine Caro da vor Flo her: Nein es war Pavel! Dummerweise hatte er uns sofort entdeckt... trotz Bart, Kapuze und Sonnenbrille... Unser Gekicher hätte uns wohl verraten, lachte er! :)
Es gab ein großes Hallo! Etwas müde sahen die beiden aus von dem immer noch recht langen Flug, auch wenn sie ihren Flug durch den Aufenthalt in Singapur etwas entspannt hatten. Durch eine lange Wartezeit in Australien waren sie dennoch schon den ganzen Tag unterwegs. Auf dem Weg zum Hostel quatschten wir ununterbrochen: Es gab so einiges zu erzählen! Eben, was sich so ansammelt in neun Monaten! :)
Leider zog das Wetter mehr und mehr zu und als wir schließlich ankamen, hatte es sich eingeregnet und war auch schon kurz vorm Dunkelwerden. Unseren Spaziergang vom Hafen zum Mount Eden verwarfen wir kurzerhand. Auckland könnten die beiden auch in den nächsten zwei Wochen auf eigene Faust entdecken! Wir gingen beim Inder um die Ecke gemütlich essen und zogen uns schließlich mit einigen Getränken in unser extra gebuchtes, privates Vierbettzimmer um. Weiter quatschend, lachend und schließlich Karten spielend genossen wir einen wunderbar, gelösten und lustigen Abend! Erst gegen 3:45 Uhr in der Nacht dachten wir schließlich ans zu Bett gehen. Immerhin hatten wir nur den Abend gemeinsam. Die zwei wollten am nächsten Morgen mit Olé in den Norden aufbrechen... und unser Flieger auf die Südseeinseln startete morgen! Aber soweit dachte heute abend keiner von uns: Wir lebten ganz im Hier und Jetzt und genossen die Gesellschaft (und die Gelegenheit nun endlich mal in echt mit realen Mitspielern Skat zu spielen!) :D
Müde und etwas abgeschlagen wachten wir am nächsten Morgen gegen 07:30 Uhr nach nur 3 Stunden Schlaf durch das Weckerklingeln auf. Es war Montagmorgen und ab 08:00 Uhr wimmelte es an den Parkplätzen von Ordnungsamtmitarbeitern, die Strafzettel um Strafzettel verteilten. Also wurde es Zeit, das Auto umzuparken und ein Parkticket zu ziehen, damit wir wenigstens noch in Ruhe frühstücken könnten.
Kurze Zeit später mussten wir uns leider auch schon wieder von unserem Besuch verabschieden... Der Abschied fiel kurz aus... was aber eher an dem strömenden Regen lag. Wir wünschten uns gegenseitig viel Spaß! Etwas skeptisch sahen wir unserem davonfahrenden Olé hinteher: Hoffentlich kamen die Zwei heil rum! Und nun? Urlaubsfeeling ahoi! Sonne, Strand und Palmen wir kommen! Gerade hier im nasskalten Regen wirkte das so unreal und so verlockend! Doch vorher mussten wir noch eine geraume Zeit auf dem Flughafen totschlagen. Wir stärkten uns, beobachteten die landenden und abhebenden Maschinen und es fand sich sogar noch Zeit für ein Schläfchen. Müde und ko von der vorherigen, fast durchgezechten Nacht war das kaum ein Problem. Vor uns im Fenster trockneten wir unsere durch den Regen durchnässten Schuhe und Socken! :) Überall um uns herum sammelten sich bis kurz vor den Start Menschen mit Blumenschmuck auf dem Kopf und bunten Tüchern um ihre Hüften! Es ging unverkennbar auf eine Trauminsel. 17:20 Uhr mit einer Stunde Verspätung ging es schließlich los. Es war bereits dunkel, als wir abhoben, aber über den Wolken ging die Sonne gerade erst vor einer Kulisse von gigantischen, sich auftürmenden Wolkenbergen unter. Neuseeland wurde unter uns immer kleiner, bevor von der Dunkelheit verschluckt wurde. Es war ein ruhiger Flug ohne größere Zwischenfälle und einen Anflug von zunehmenden Ohrenschmerzen (inklusive tränendem Auge) hatte Kai zum Glück auch nach 15 Minuten überstanden! Wir konnten es kaum erwarten, endlich anzukommen, so gespannt waren wir! Als wir gelandet waren, wurden wir von einem wunderbar mildem Klima empfangen! Das war schon deutlich anders, als das nasskalte winterliche Neuseelandwetter!
Als fast die Letzten liefen wir über den Flughafen zur Ankunftshalle, wo sich schon eine ordentliche Schlange gebildet hatte und auf die endgültige Einreise wartete. Wir stellten uns geduldig an. Hinter dem Schalter hatte sich ein Mann mit Ukulele positioniert und sein Gesang hallte durch den Raum. Zusammen mit dem tropischen Klima war das die unverkennbare Südseeatmosphäre, wie man sie aus dem Fernsehen kannte. Und es wurde noch klischee-beladener, als wir schließlich mit einem neuen Stempel im Reisepass in die Vorhalle kamen, vorbei an mit Stroh- und Palmenblättern-beschmückten Ständen, bekamen wir unversehen jeder einen Blumenkranz zur Begrüßung umgehängt und wurden von unserem Fahrunternehmen, dass uns zum Hotel bringen würde, in Empfang genommen! Im Auto sitzend versuchten wir draußen im Dunkeln etwas zu erkennen. Aber es blieben Schemen und Schatten, die an uns vorbeiflogen! Das Bewundern der Palmenpracht musste wohl auf morgen verschoben werden! Wir konnten noch gar nicht fassen, wirklich hier zu sein! Immer wieder hielten wir auf unserer 30 minütigen Fahrt über die Insel und ließen andere Gäste an ihren Unterkünften aussteigen. Am Ende waren wir die letzten in dem Minibus. Wir waren gespannt, als wir am Aremango Guesthouse ausstiegen... Dort fanden wir einen Zettel an der Eingangstür. Neben der uns zugeteilten Raumnummer, klebte ein Schlüssel an der Tür und eine herzliche Begrüßung! "Fühlt euch hier wie zu Hause!" :) Wie lieb! Das würden wir. Unser Zimmer war einfach, aber sehr gemütlich... die Gemeinschaftsküche und Bad sauber und ebenfalls gemütlich! Perfekt, wir waren heute, am 02.07.2017 gegen 23:50 Uhr Ortszeit im Paradiesurlaub angekommen... Wer aufmerksam gelesen hat, merkt jetzt, dass wir nicht nur im Paradies, sondern auch in der Vergangenheit angekommen sind.... Wir fielen todmüde ins Bett, um morgen noch ein zweites Mal in den 03.07.2017 zu starten! Das war schon sehr verrückt mit der Datumsgrenze, die wir überflogen hatten... Wo sonst fliegt man am 03.07. abends los, um am 02.07 anzukommen! :) Diesen Montag hatten wir also dieses Jahr gleich zweimal und der morgige Montag konnte nur aufregender werden, als der heutige Montag! ;)
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