Eine kleine Pause vom Reisen - Zurück in Martinborough

Ein altbekannter Rastplatz am Straßenrand zwischen Palmerston North und Masterton
Ein altbekannter Rastplatz am Straßenrand zwischen Palmerston North und Masterton

Am nächsten Morgen machten wir uns ein letztes Mal auf den Weg nach Palmerston North in die Bibliothek. Mittlerweile kannten wir uns hier schon gut aus. Wir waren erst nachmittags bei Carolyne und Mike angekündigt und hatten somit noch etwas Zeit rumzubringen. Und dann waren wir tatsächlich schon wieder Richtung Süden und Richtung Masterton unterwegs! :) Unsere Mittagspause verbrachten wir an einem bekannten Ort: Nämlich genau an dem Rastplatz, an dem wir vor fast 2 Monaten auf unserem Weg von Martinborough, über Auckland nach Tasmanien Halt gemacht hatten! Damals hatte die Dämmerung bereits eingesetzt... heute genossen wir den Mittagssonnenschein! Damals hatten wir einen Abschied hinter uns... heute die Vorfreude auf ein Wiedersehen vor uns! :) 

 

Im beschaulichen Martinborough sah es aus, wie eh und je. Als wir schließlich den Driveway zum Haus der Morans hochfuhren kamen wir zur selben Zeit wie Mike an... . Wir winkten ihm und seinen Farmhunden schon von der Ferne zu! Billy hatte uns kommen gehört und kläffte aufgeregt im Haus. Und als Carolyne die Tür öffnete, sauste ein weißer kleiner Blitz heraus und schoss uns schwanzwedelnd aufgeregt um die Beine! Offensichtlich war die alte Hundedame erst vor kurzem beim Friseur: Ihr Fell war deutlich kürzer und dabei so weiß und flauschig! Sah gut aus! Carolyne drückte uns an sich und konnte erstmal über nichts anderes reden als Kais Bart, der nach ihren Aussagen wohl deutlich länger und breiter geworden wäre! ;) Leider war der alte, ausgediente Farmdog mittlerweile gestorben. Eines Morgens sei er einfach nicht wieder aufgewacht, erzählten uns die Beiden. Ansonsten gab es auch erfreuliche Neuigkeiten: Alle drei Töchter von Mike und Carolyne waren schwanger! Seans Babybauch war uns ja bereits beim letzten Mal aufgefallen. Aber auch die anderen zwei erwarteten Nachwuchs. Spätestens zu Weihnachten gab es also drei neue Enkelkinder im Hause Moran! Carolynes Augen strahlten. Aber es schwang auch etwas Unsicherheit in ihrer Stimme mit... drei kleine Enkelkinder: Da kam nunmal auch einiges an Arbeit und organisatorische Aufgaben auf die künftigen Großeltern zu! :) 

Das Bad hingegen war immer noch nicht fertig und entwickelte sich so langsam zum running Gag. :D Aber die zwei konnten darüber lachen und das war das Wichtigste. Dennoch: Eine Badrenovierung hatten sie sich nicht sooo zeitaufwendig vorgestellt. Nachdem wir eine kleine Weile zusammengesessen und gequatscht hatten, eröffneten uns die beiden, dass sie heute zu einem Dinner auswärts eingeladen waren und wir somit das Haus für uns alleine hätten! Wir verabschiedeten uns also bis morgen und genossen den Abend vor dem warmen Holzofen und mit Fernseher! :) Tidders hatte uns schon lange entdeckt und auch ihm war anzumerken: er konnte uns sofort einordnen! Zufrieden rollte er sich auf Kais Schoß zusammen... er würde uns bewachen, damit wir nicht wieder verschwanden und dann wie gewohnt zur Schlafenszeit mit uns ins kleine Hause nebenan gehen! Diese Tradition hatte er nicht vergessen. Carolyne und Mike hatten uns noch erzählt, wie er immer wieder nach unserer Abreise um das kleine Haus geschlichen war und nach uns gesucht hatte. 

 

Es war einfach ein herrlicher Abend! Die Kälte draußen interessierte einfach nicht und wir konnten uns mit Heizdecke ganz gemütlich ins Bett kuscheln... ohne Umräumen und ohne zu frieren! In unserem kleinen Häuschen war alles so, wie wir es zurückgelassen hatten... Es fühlte sich schon etwas wie "heimkehren" an. :) 


Ein gemütlicher Abend im Hause Moran
Ein gemütlicher Abend im Hause Moran

Es folgte ein fauler und entspannter Tag! :) Wir waren zurück und genossen Haus und Garten! Ich war den halben Tag damit beschäftigt, die geknipsten Bilder in Ordner zu sortieren und zu sichern! Kai hatte kurzerhand alle heute Abend zum Dinner eingeladen. Er zauberte ein Zweigängemenü bestehend aus Zwiebelsuppe und seine leckere Tofubolognese! :) Carolyne war leider etwas verschnupft... dennoch lobte sie das Essen in höchsten Tönen! Da saßen wir also wieder zu viert mit unseren Gläschen Wein  am Tisch... Der kleine Flynn lag auf der Couch mit einer warmen Milchflasche und sah sein Gute-Nacht-Programm. Er und Scarlett (und Hund Oli) waren heute Abend zu Besuch gekommen. Mittlerweile konnte man einen kleinen Babybauch auch bei ihr erahnen. Sie war nicht lange geblieben, sondern ging dann zum Sport. Flynn und Oli blieben bei uns. Wir kannten das Ritual schon: Kind wird hier etwas bespaßt und anschließend bettfertig gemacht und sogar schon ins Bett gebracht. Wenn die Eltern wiederkamen, schnappten sie sich das Kind, hüllten es in eine Decke und fuhren nach Hause. Heute Abend wirbelte der kleine Flynn also aufgeregt von Einem zum Anderen. Im Gegensatz zu Bea war er überhaupt nicht schüchtern Fremden gegenüber. Sofort alberte er mit uns rum und ein Maßband kann da schonmal zum perfekten Spielzeug werden! Nachdem wir dann mit dem Essen fertig waren, sollte es dann die letzte Gute-Nacht-Geschichte aus einem Buch geben... Flynn hatte schon eins ausgewählt und nahm begeistert auf Kais Schoß Platz. Heute war also Kai der Geschichten-Erzähler! :) Es begann auf Englisch... und endete irgendwie auf Deutsch. Mike und Carolyne lachten sich schlapp über das Gesicht von Flynn, als Kai plötzlich in der Sprache wechselte und von "Frau Vogel" und nicht mehr von "Ms. Bird" erzählte! Für die Beiden muss deutsch vermutlich einfach nur merkwürdig klingen. Flynn dagegen guckte zu seinem Poppa und Ma (Spitznamen für Mike und Carolyne) und entschied sich dafür, das alles ebenfalls als sehr lustig zu empfinden! Er lachte fleißig mit! Sofort hatte Mike das Handy gezückt und nahm die deutsch-englische Gutenachtgeschichte auf Video auf. Kurze Zeit später war es im Familienchat zu finden und somit mit der ganzen Familie geteilt! :D 

 

Als Scarlett dann schließlich mit dem schlafenden Flynn nach Hause fuhr, blieben wir vier zurück. Irgendwie ging es uns allen gleich und wir hatten schon gut mit der Müdigkeit zu kämpfen... Also zogen wir uns beizeiten in unser kleines Häuschen zurück... Tidders natürlich wie immer im Schlepptau. :)


Meine Gesellschaft beim Blogschreiben auf der Couch :)
Meine Gesellschaft beim Blogschreiben auf der Couch :)

Eigentlich war es geplant, heute wieder abzureisen... Aber ganz spontan entschieden wir uns am Morgen des 23.06.2017 dazu, noch eine letzte Nacht zu bleiben. Das Wetter war grau und regnerisch. Tatsächlich (und da mussten wir unseren lieben Gastgebern Recht geben) war das kein schönes Wetter, um zurück ins Auto zu ziehen! Auch wenn wir noch eine Nacht blieben... so war heute trotzdem schon der Tag des endgültigen Abschiednehmens von Mike und Carolyne! Die zwei waren nämlich für heute in Hamilton mit Freunden verabredet. Sie wollten Teile für das neue Bad holen und würden erst am Abend des nächsten Tages zurückkommen. Es schien ihnen ganz gelegen zu kommen, dass wir für die Nacht, in der sie nicht hier waren, ein Auge auf das Haus und die Farmdogs werfen konnten! Das Feuer im Ofen sollte weiter am Laufen gehalten werden und so konnten sie auch die alte Hundedame Billy guten Gewissens hier lassen und wussten sie umsorgt. Wir bedankten uns für alles, was sie für uns getan hatten, drückten sie kräftig zum Abschied, wünschten ihnen alles Gute (vor allen Dingen mit Blick auf die bevorstehende kinderreiche Weihnachtszeit) und luden sie nach Deutschland ein! Wir versprachen in Kontakt zu bleiben und plötzlich hatten wir das Haus wieder für uns allein. Billy blieb sogar freiwillig bei uns ohne Theater. Sie legte den Kopf schief und schaute in das ungemütliche Wetter und entschied für sich: Nö, keine Lust. Und so guckten wir drei den beiden hinterher, als sie vom Hof rollten. 

 

Da es draußen regnete und Kai etwas am Auto basteln wollte (immerhin wollten wir das Auto ja schon bald Flo und seiner ominösen Reisebegleitung überlassen, während unseres Inselurlaubes), fuhr er es kurzerhand in den Schuppen. Mike hatte ihm noch den Schuppen mit allerhand Werkzeug vor seiner Abreise gezeigt. Ich dagegen hütete das Feuer und bastelte im Blog. Auch heute bewegte sich Tidders keinen Meter von uns weg. Aber das war auch kein Wunder bei dem Mistwetter! 

 

Nachts war unser Bett dann logischerweise wieder voll... Wir brachten es einfach nicht übers Herz, Billy im leeren, kalten Haus zu lassen. Mal davon abgesehen, dass es auch für sie selbstverständlich war, uns in das kleine Haus zu folgen. Schwanzwedelnd stand sie vor dem Bett und wartete darauf, dass wir ihr zu verstehen gaben, dass sie ins Bett durfte. Ein Klaps auf die Decke und sie hüpfte freudig ins Bett! Tidders schien jetzt nicht allzu erfreut, aber er fand sich letztendlich mit dem Hund im Bett ab. In den frühen Morgenstunden tapste Billy schließlich zum Kopfende und wurschtelte so lange rum, bis sie unter die Decke gekrochen war... Danach war wieder Ruhe... war ihr wohl zu kühl nur oben drauf. Von Schlaf in der Nacht bei einem so vollen Bett (wovon ein Teil auch noch nachts hin und wieder zu schmatzen anfängt!), war nicht die Rede... Aber was tut man nicht alles für die lieben, flauschigen Mitbewohner.


Und dann war er da: Der letzte Morgen in Martinborough. Das Wetter war wieder grau... aber wir würden ja nicht hier bleiben, sondern weiter nördlich fahren. Da konnte es schon wieder ganz anders aussehen. Die Farmdogs waren ganz außer sich, als wir sie aus den kleinen Käfigen holten! Damit hatten wir also Schichtübergabe gemacht: Ab jetzt waren sie dafür zuständig, auf Haus und Hof aufzupassen! Wir schmissen den Ofen an, legten einige Holzscheite auf, holten Holz aus dem Holzschuppen (damit es Mike und Carolyne heute abend dann schön warm hatten) und packten unser Zeug zusammen! Misstrauisch beäugten Tidders und Billy unser Tun. Beim Autoeinräumen umsprangen uns die jungen Farmhunde freudig... Kai musste sogar laut werden, sonst hätten sie uns umgeworfen. Doch dann realisierten wir, dass etwas nicht stimmte... der Jüngere von Beiden schüttelte den Kopf hin und her... so als störte ihn etwas. Sein Mund stand halb offen... er schabte mit dem Kopf über den Boden und beim Versuch mit der Pfote um sein Maul zu kratzen, fiel uns anschließend das Blut an seiner Pfote auf! Wir erschreckten uns ordentlich. Ich eilte sofort zu ihm, versuchte ihn zu beruhigen und tatsächlich hielt er still und reckte mir sein offenes Mäulchen entgegen. Tief hinten am Gaumen sah ich den Übeltäter... Ein quergelegter Knochenrest! Das Zahnfleisch blutete schon an mehreren Stellen durch die Versuche mit Pfote und Krallen das festsitzende Knochenstück zu entfernen! Natürlich war uns bewusst, dass so ein Hund spitze Zähne hat und es vermutlich nicht ratsam ist, einem Hund ins Maul zu fassen... aber so lassen, kam auch gar nicht in Frage!!! Kai hatte schnell eine Zange besorgt und während er den anderen Farmhund ablenkte (der es gar nicht einsah, dass sein Kumpel so viel Aufmerksamkeit bekommt und er nicht), sprach ich beruhigend auf meinen tierischen Patienten ein, während ich sein Köpfchen nahm, und den Mund etwas aufhielt. Viel musste ich nicht tun. Das Tier schien ganz genau zu wissen, dass wir ihm helfen wollten und er hielt den Kopf mit offenem Mund bereitwillig hin. Mit der Zange gelang es schließlich das arme Tier von dem ollen Knochen zu befreien! Mehr Dankbarkeit hätte der junge Hund nicht zeigen können! Da ich jetzt eh schon angesabbert war und erbarmungslos nach Hund roch, bekamen beide junge Wilde noch eine Portion Streicheleinheiten. Das schien für beide nicht so üblich zu sein. Farmhunde sind und bleiben hier in Neuseeland Arbeitstiere! Das, was für die kleine Billy vermutlich Alltag war... davon konnten sie nur träumen! Sie genossen es sichtlich.

Wehmut machte sich nun breit... Tidders wurde von uns beiden nochmal auf den Arm genommen und geknuddelt (jaja, reicht jetzt auch, schien sein Blick zu sagen) und Billy dackelte ungeachtet des Wetters bis zum Auto hinter uns her. Sie schien mitkommen zu wollen. Alles in allem: Die Vier machten uns den Abschied wirklich schwer! Und irgendwie hatten wir auch durch die Knochengeschichte ein komisches Gefühl, jetzt abzureisen... Aber so war es ausgemacht gewesen... 

 

Die Stimmung war gedrückt... und sie blieb es. Wir schafften es bis zum Abend nicht, uns davon zu befreien. Wir fuhren nicht weit... bis Palmerston North. Hier auf unserem gut bekannten Zeltplatz räumten wir wortkarg um und zogen uns ins Auto zurück. Abschiede... daran wird man sich wohl nie gewöhnen können! 

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