Gestrandet in Palmerston North - Mission: Save the data

Ein kleiner Abstecher zu einem Aussichtspunkt irgendwo zwischen Porirua und Paraparaumu
Ein kleiner Abstecher zu einem Aussichtspunkt irgendwo zwischen Porirua und Paraparaumu

Der erste Blick ging am nächsten Morgen gleich aufs Handy... ob Vali schon geantwortet hatte? Gab es eine Rettung für unseren Laptop? Und eigentlich noch viel Wichtiger: Gab es eine Rettung für unsere Daten? Natürlich war auf Vali Verlass! Er kannte sich bestens mit Software- und Hardware-Problemen aus und arbeitet auch selbst irgendwo im IT-Bereich. Natürlich hatte er geantwortet und praktischerweise waren wir früh genug wach, so dass er auch noch nicht schlafen gegangen war. Vali gehört augenscheinlich eh zu den erst-in-den-frühen-Morgenstunden-Schlafengehern. Das minimierte unser Zeitverschiebungsproblem! Wir schilderten ihm das Problem... einen Auslöser konnten wir nicht feststellen. Wir hatten den Laptop weder runtergeschmissen, noch einfach ohne Herunterzufahren zu geklappt... Außerdem schickten wir Vali Bilder vom Fehlerbildschirm und dem verhängnisvollem Code. Das sagte Vali leider nichts. Dennoch tat es gut, dass er nicht aufgab und immer neue Ideen hatte, zur Rettung des Gerätes! Das Gute war: Der Laptop war nicht tot... er ließ sich bedienen... man kam halt nur nicht an dem Bluescreen vorbei. Diesbezüglich halfen leider auch Valis Notgriffe und Hieroglyphen-Kürzel nicht weiter! Selbst im abgesicherten Modus ließ sich das Gerät nicht starten!!! Das gab es doch nicht. Für Vali wurde es später und später... Seine Ferndiagnose nach einigen frustranen Versuchen lautete: "Oh... das sieht übel aus!" Aber noch war er nicht geschlagen. Er schickte uns einen Link mit einem Windows 10 Tool zum Upgrade und zur Betriebssystemneuinstallation. Vielleicht würde das das Problem lösen. Hausaufgabe für uns: Das Tool herunterladen. Damit klappten wir den Laptop wieder zu und entließen Vali endlich ins Bett. Morgen früh würden wir wieder von ihm hören. Ich war etwas beruhigt: Wir hatten etwas zu tun... und so lange Vali nicht aufgab, würde ich es auch nicht tun. Die Bilder und Blogeinträge mussten doch irgendwie zu retten sein!

Somit starteten wir erstmal in den Tag. Wir mussten in die nächste Bibliothek. Diese befand sich in Paraparaumu, einen Ort weiter nördlich an der Westküste. Auch wenn wir eine Mission hatten ;), die Laune wollten wir uns davon nicht vermiesen lassen und auch unser Entdeckergeist ließ sich dadurch nicht schwächen. Bevor wir in Paraparaumu ankamen, folgten wir einer kleineren Straße in die Berge. Von hier aus konnten wir kilometerweit die Küste hinunter gucken! In der Ferne ließen sich sogar die Berge der Südinsel erahnen! Die Sonne schien an einem neuen schönen Wintertag!

Angekommen in Paraparaumu war die Bibliothek schnell gefunden... Wir suchten uns sofort einen Platz an einem der Computer, um das Tool herunter zu laden. Den benötigten Stick mit 4 GB und mehr freien Speicher hatten wir schon bereit... doch dann kam der Haken an der ganzen Geschichte: Die öffentlichen Bibliothekscomputer sind für Downloads dieser Größe und Art blockiert! Da könnte ja jeder mit jedweden Downloads kommen! Natürlich wollte sich eine Bibliothek auch ein Stück weit selbst schützen vor Internetmissbrauch! Ich machte mich sogleich auf, um mit einer der netten Bibliotheksmitarbeiterinnen zu reden. Als sie von unserem Problem erfuhr, sah sie mich mitleidig an. Sie würde uns so gerne helfen, aber könne gegen diese PC-Blockierung nichts machen. Auch die PCs der Mitarbeiter seien auf dies selbe Art und Weise gesichert. Das hieß also kein Download über die bibliothekseigenen Geräte. Auf die Frage, ob es irgendwo anders möglich wäre und es hier vielleicht so etwas wie Internetcafes geben würde, zuckte sie mit den Schultern. In gesamt Neuseeland seien die Internetcafes auf dem Rückzug... es gäbe ja die Bibliotheken und damit freien Internetzugang für jedermann... Niemand sah logischerweise eine Notwendigkeit darin Internetcafes zu eröffnen, wo man für Internetnutzung Geld bezahlen sollte. Das war natürlich logisch... und ich hätte nie geglaubt, dass ich diese Tatsache einmal bedauerlich finden könnte. Ich bedankte mich und trottete zu Kai zurück... Aber geschlagen gab ich mich noch nicht... ich hatte noch eine Idee und schlenderte unauffällig durch die Bibliothek an den Steckdosenleisten vorbei... Hier saßen zwei junge Menschen mit ihren Laptops... Wenn nur die Bibliothekscomputer gesperrt waren, müsste es mit eigenen Computern ja doch irgendwie gehen. 

 

Wenig später hatten wir Bekanntschaft mit einem Student aus Wellington gemacht. Er fuhr öfter mal zum Lernen in eine neue Umgebung. Dieser Wechsel half ihm einfach beim Lernen. Nachdem ich ihm unser Problem geschildert hatte, war er sofort bereit uns zu helfen! Er opferte bereitwillig seine Zeit (das Runterladen dauerte nicht wirklich über 2,5 Stunden!!! Ich hatte zwischenzeitlich so ein schlechtes Gewissen und hatte ihm mehrfach angeboten, dass er es auch beenden könnte.), sondern auch seinen Akkuladeleistung für uns. Wir konnten uns kaum genug bedanken... 

 

Leider hatten wir zwar jetzt das Tool und kamen auch noch soweit, dass unser Laptop das nutzen eines Mediums zuließ... das war es aber auch. Das Upgraden funktionierte nicht... für die Neuinstallation fehlte ausreichender Speicherplatz auf dem Laptop. Es funktioniert also einfach leider nicht. Wir machten ein paar Fotos und mussten also auf den Abend warten, wenn Vali endlich wieder aufstehen würde! ;) Ernüchtert gingen wir was essen und setzten unseren Weg schließlich weiter Richtung Palmerston North fort. Etwas außerhalb der Stadt quartierten wir uns auf dem freien Campingplatz im Mount Lees Reserve ein. Vali konnte uns auch nicht so recht sagen, wieso das alles nicht funktionierte. So langsam war er ebenfalls ratlos. Alles andere, was ihm einfiel, würde unsere Daten gefährden. Das Einzige, was jetzt noch möglich wäre, wäre erstmal die Festplatte auszubauen, um die Daten zu sichern... Bevor wir ins Bett gingen überlegten wir noch hin und her... ohne Resultat. Kommt neuer Tag, kommt Rat...


Palmerston North... ein sehr unaufgeregter Ort. Eigentlich ein Industrieort, in dem es kaum Ansehnliches für Touristen gibt... Viele Büros, viele Unternehmen, viel IT. Vielleicht war es ganz gut, ausgerechnet hier mit einem kaputten Gerät gestrandet zu sein. Am nächsten Morgen fällten wir tatsächlich die Entscheidung die Festplatte auszubauen. Glücklicherweise war Vali wie gewohnt noch wach und sofort zur Stelle. Wir gingen Schritt für Schritt durch, was wir zu tun hatten... Laptop aufschrauben, interne Festplatte finden und ausbauen und in eine Art Hülle (external harddrive enclosure)  wieder einbauen... Dieses Gehäuse macht aus der internen eine externe Festplatte. Das klang ja gar nicht soooo kompliziert... Das Werkzeug inklusive Minischraubenzieher hatten wir eh in unserem superpraktischem Werkzeugkoffer. Vali ging ins Bett und wir in die nächste Runde der Datenrettung! Wir hatten schnell den passenden Laden mit genau der Hülle die wir brauchten gefunden! Perfekt. Gekauft war das Ding auch schnell. Doch dann entdeckten wir nach dem Aufschrauben das: ...

Wir starrten etwas fassungslos in das Innenleben unseres Laptops... Motherboard ok... aber Festplatte?! Es gab einfach keine!!! Und auch unter dem Akku fand sich nichts mehr versteckt... Wir klappten nach diversen Google-Versuchen das Ding wieder zu. Unsere intere Festplatte war also vermutlich als eine Art Chip irgendwo in diesem Motherboard integriert! Herzlichen Glückwunsch! Die bereits ausgepackte Hülle wanderte schnell wieder in ihrer Verpackung... Wir hatten wenigstens diesbezüglich Glück, dass der Laden sie ohne große Widerrede wieder zurücknahm und uns das Geld erstattete. Tatsächlich hatten wir es ja falsch eingekauft... sie hätten es vermutlich nicht zurücknehmen müssen. Aber sie taten es. 

 

Nun hatten wir es endgültig aufgegeben... Jetzt war es wohl an der Zeit, diese Aufgabe aus der Hand zu geben. Wir informierten uns über die IT-Läden in unserer Nähe, die mit Laptop-Reparaturen und Datensicherungen worben. Nachdem wir im ersten Reparaturshop unseren Laptop herausholen und ihm das noch immer aufgeschraubte Innenleben zeigten, trat der Angestellte sofort einen Schritt hinter seinem Tisch zurück. "Das können wir hier nicht machen! Dazu braucht es Spezialisten wie in Auckland und das könnte gut über 500 Dollar kosten." Uns klappten die Münder auf... Ok, danke trotzdem!

Der Angestellt im zweiten Laden steckte seinen Kopf nicht so schnell in den Sand... Aber auch er sah vorerst etwas fragend auf das Innenleben. Er zog seine Stirn hoch und verschwand mit dem Gerät erstmal irgendwo im Hinterraum. Als er wiederkam sagte er: "Ich kann nichts versprechen, und vielleicht funktioniert der Laptop danach trotzdem nicht... aber er würde es versuchen, die Daten zu sichern. Es könnte natürlich 3-4 Tage dauern." Hui! Wir stellten uns also darauf ein, hier länger zu verweilen. Ich versicherte ihm nochmal, dass der Laptop egal sei, sondern unsere Priorität auf den Daten lag! (Liebe Eltern erschreckt euch nicht: Mein Geburtstags-Laptop liegt sicher und unversehrt in Krumpa... wir haben für die Reise ein kleines Reise-Netbook gekauft, damit wir genau in einem solchen Fall, eine solche Prioritätensetzung ohne schlechtes Gewissen vornehmen können!)

 

Jetzt lag alles in der Hand der Profis, die da hoffentlich am Werk waren. Bei der ganzen Aufregung hatten wir uns das Essen aus einem indischen Restaurant redlich verdient! Wir hatten noch nicht mal ganz aufgegessen, als mein Handy klingelte. Es war der Reparatur-Shop! Sie hatten es geschafft!!! Die Daten seien gesichert! Der Laptop hingegen nicht wiederbelebbar. Wir freuten uns riesig und fuhren direkt im Anschluss wieder zurück in den Shop. Ich fragte ihn freudig, wie sie an die Daten herangekommen seien... Er begann mir in IT-Sprache irgendwas von Windows 10 und Linux zu erzählen... "Wir hatten nicht geglaubt, es zu schaffen... aber es hat geklappt.", endete er seinen kleinen Ausflug in die Welt der Datensicherungen. Ich hatte nichts so richtig verstanden... und das lag nicht am englisch. :) Wir schlenderten durch die ausgestellten 2nd Hand Laptops... und entschieden uns schließlich für den Günstigsten. Der nette Mitarbeiter brachte unsere Daten sofort auf den "neuen" Laptop, setzte die Systemsprache auf Deutsch und installierte sogar die deutsche Tastatur... Damit könnt ihr euch auch weiterhin an den ö, ä und ü´s erfreuen! ;) Unsere Mission Datensicherung hatte also somit doch noch ihr Happy End gefunden! 

 

Fröhlich verbrachten wir den Rest des Tages in der Bibliothek in Palmerston North. Durch ein Bild bei Facebook wurden Carolyne und Mike darauf aufmerksam, dass wir uns gerade wieder in ihrer Nähe befanden und sie luden uns für die nächsten Tage zu sich ein! Wir konnten da wohl kaum absagen und freuten uns auf ein Wiedersehen! Auf unserem Campingplatz unweit von Palmerston North stießen wir auf diesen guten Ausgang der Geschichte an und setzten Vali von den Ereignissen unseres Tage in Kenntnis. Als er das Bild sah, staunte er nicht schlecht: "Ach ihr habt ein Netbook?!" ... Hoppla, da hatte ich wohl beim Erzählen was verwechselt... aber Notebook, Netbook, Laptop... da kann man schon mal durcheinander kommen! ;) Trotzallem sei es wohl nicht sehr üblich, keine interne Festplatte vorzufinden. Alles in allem findet Vali unser Gerät sehr merkwürdig. Um seine Unzufriedenheit etwas zu besänftigen, versprachen wir ihm, dieses Rätsel aus Neuseeland extra für ihn aufzuheben und ihm nach unserer Rückkehr mit nach Hause mitzubringen! :) Ohne Angst, irgendwelche Daten zu verlieren könnte er dann nach Herzenslust auf Fehlersuche gehen und im besten Fall den Fehler beheben! :) Am Ende des Abend waren alle irgendwie zufrieden! ;)

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