Im jüngsten Thermalgebiet der Welt - Waimangu Volcanic Valley

Blick über eine völlig neues Ökosystem, dass aus völliger Vernichtung genesen ist.
Blick über eine völlig neues Ökosystem, dass aus völliger Vernichtung genesen ist.

Viele der sich hier auf dem zentralen Vulkanplateau befindlichen Thermalgebiete waren mehrere tausend Jahre alt und die Menschen konnten nur annähernd schätzen, wie alt sie tatsächlich waren. Aber da gab es ein Gebiet, dessen Entstehung sich genau auf einen bestimmten Tag festlegen ließ: Das Waimangu Valley, das am 10. Juni 1886 durch den Ausbruch des Mount Tarawera entstanden ist. Damit ist es weltweit das jüngste Thermalgebiet und war heute das Ziel unserer Reise! Gleichzeitig war es auch ein Paradebeispiel, wie sich die Natur ein völlig zerstörtes Gebiet zurück erobert. Die heimische Pflanzenwelt war komplett zurück gekehrt und hatte der Gegend ein neues Gesicht gegeben. Durch den damaligen Ausbruch von 22 Kratern entstand ein 17 km langes Tal (Grabenbruch), durch das unsere Wanderung heute führen sollte und das auch heute vulkanische Aktivität zeigt, wo früher keine war! Was soll man sagen... es war einfach faszinierend! 

Unverkennbar eine thermale Gegend... :) Blick ins Valley
Unverkennbar eine thermale Gegend... :) Blick ins Valley

Vom Besucherzentrum führte uns der Weg hinein in die neue Welt... How the world began... war auf einer Schautafel zu lesen. Wir passierten tiefe Krater, die von Regenwasser aufgefüllt nun als kleine Seen friedlich vor uns lagen. Wenn man es nicht besser wüsste, hätte man nicht erahnt, dass darunter noch aktive Vulkane schlummerten. Die letzte Explosion, die zwei Menschenleben im damaligen Besucherzentrum kostete, ereignete sich 1917 im Echo Krater. Zurück blieb der sogenannte Frying Pan Lake gleich neben dem erloschenen Waimangu Geysir. Der Waimangu Geysir war von 1900 bis 1904 eine Hauptattraktion dieses Gebietes... Ca. alle 36 Stunden schleuderte er durch eine Explosion heißes Wasser, Dampf und kleine Steine 460 m in die Höhe. Damit war er der höchste Geysir der Welt! Heute erinnerte nur eine Schautafel an seiner ehemaligen Stelle an diese gigantische Springfontäne. Wir standen unterdessen am Ufer des "Bratpfannensees" und starrten etwas ungläubig auf die riesige dampfende Wasseroberfläche. Mit 200 000 Kubikmeter Wasser ist er die größte heiße Quelle der Welt. Das kochend heiße Wasser entspringt auf seinem Grund in einer Tiefe von durchschnittlich 6 Metern und kühlt an der Oberfläche auf ca. 55 °C ab. Dennoch machte es den Eindruck als würde der gesamte See kochen... Dieser Trugschluss kam jedoch durch aufsteigende Gase (Kohlendioxid und Schwefelwasserstoff) zustande. Je nachdem woher der Wind wehte, standen wir in einer dichten, weißen Dampfwolke oder wir hatten freien Blick auf den See und die Umgebung. 

Ein warmer Fluss vom Frying Pan Lake
Ein warmer Fluss vom Frying Pan Lake

Wir folgten etwas dem Abfluss des warmen Wassers und stiegen schließlich den Berg hinauf. Neben uns war ein trockenes Flussbett, das mit einer weißen Schicht bedeckt war... Hier schien regelmäßig an Mineralien reiches Wasser hinab zu fließen. Vom Berg aus, hatten wir nochmal einen guten Blick zurück und konnten jetzt tatsächlich so etwas wie eine Bratpfanne beim unter uns liegenden Frying Pan Lake erahnen. Aber schon ganz bald hatte der Inferno Krater unsere gesamte Aufmerksamkeit. Vor uns lag ein Krater, gefüllt mit einem kräftig türkisblauem Wasser. Auch hier führte eine Eruption zur Bildung des Kraters (1889 Mount Hazard). Durch eine Schautafel erfuhren wir von seinem 38 tägigen Rhythmus. Für 3-4 Wochen steigt das Wasser zunehmend, bis es schließlich für 2-3 Tage über eben den trockenen Bachlauf abfließt, den wir schon beim Weg nach oben gesehen haben. In den nächsten 15 Tagen sinkt das Wasser schließlich wieder bis zu 8 Meter unterhalb des Ablaufflusses. Aktuell befanden wir uns offensichtlich in der Füllungsphase... Durch den hohen Gehalt an Schwefelsäure hat das 80 °C heiße Wasser einen pH-Wert von 2,1. Jetzt wunderte uns auch der karge, weiße Abfluss nicht mehr. Verrückte Sache das Ganze!

Blick auf die Warbrick Terrassen
Blick auf die Warbrick Terrassen

Bevor wir anschließend noch durch grüne Wiesen, den heimischen Busch und ein kleines Sumpfgebiet liefen (wo wir ganz überraschend zwei wilden Schweinen begegneten), kamen wir an den Sinterterrassen vorbei. Immer mehr Mineralien lagerten sich hier ab, ein kleiner See staute sich hinter den Terrassen... Noch viel kleiner als ihre berühmten Vorgänger (White and Pink Terraces), die bei dem damaligen Ausbruch zerstört wurden, aber dennoch schon deutlich erkennbar! Endziel unserer Wanderung war Lake Rotomahana... der vollgelaufene Grabenbruch bildete einen großen See bis zum Fuße des Mount Tarawera, auf dem heute Bootsfahrten angeboten werden. Von hier fuhr uns ein Shuttle Bus auf etwas anderer Strecke wieder zurück zum Besucherzentrum, von wo wir aus dieser faszinierenden Welt der thermalen Aktivität vorerst wieder auftauchen mussten.  

Ein Bad in einem warmen Fluss... Was gibt es Besseres im Winter?
Ein Bad in einem warmen Fluss... Was gibt es Besseres im Winter?

Nach den ganzen Eindrücken war die Zeit gekommen, etwas zu relaxen... ein perfekter Ort etwas weiter südlich war schnell gefunden: Bei den Locals nur als Hot´n´Cold bekannt. Das war ein Ort, wo ein heißer und ein kalter Fluss zusammenflossen. Treppen führten hinab ins Wasser... unten konnte man seine Wohlfühltemperatur auswählen, indem man sich entweder näher zum heißen oder kalten Zufluss platzierte. Kinder spielten etwas weiter unten im lauwarmen Wasser. Wir suchten uns direkt eine schön heiße Stelle! Um uns herum saßen vornehmlich Maori. Vom lehmigen Schlamm am Ufer nahmen sie sich eine Handvoll und schmierten sie auf Schultern, Dekollete und Gesicht... Schlammkur inklusive. Hier und da blubberte eine Schwefelblase an die Oberfläche... Aber uns war es egal, ob wir danach riechen würden... Es war einfach zu gemütlich und warm. Und wir wollten ja eh noch duschen. Danach verließen wir das zentrale Vulkanplateau. Unsere warme Dusche fanden wir in Kawerau for free. Tatsächlich gab es hier ein Schwimmbad für die Öffentlichkeit. Es gab keinerlei Eintrittspreise... Kinder, Erwachsene... jeder konnte hier nach Belieben kostenlos schwimmen, rumtoben, duschen... Schön, dass es sowas noch gab! Frisch geduscht und munter suchten wir nach dem nächsten kostenlosen Campingplatz und wurden am Lake Aniwhenua fündig. Im Dunkeln kamen wir an und waren wieder ganz alleine! Es war bitter bitter kalt und wir hielten uns nicht länger als nötig mit dem Kochen auf... Danach gab es nur noch eins: Drei Decken und eng aneinander gekuschelt vor der Kälte Schutz suchen und schließlich einschlafen!

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