Am nächsten Morgen ging die Sonne direkt vor uns über der Bucht „Firth of Thames“ auf... allerdings blinzelten wir etwas verschlafen durch unsere Frontscheibe ins Sonnenlicht des neuen Tages, bevor wir uns nochmal umdrehten! :) Es war Pfingstsonntag und wir hatten überhaupt kein schlechtes Gewissen, etwas in den Tag hinein zu schlafen. Als wir schließlich aufstanden, wurde uns von unserem Nachbarauto fröhlich ein guter Morgen gewünscht. Die kleine Chihuahua-Hündin des älteren Maori-Ehepaars sprang uns aufgeregt und glücklich um die Beine, als wir am Strand einen Blick über die Bucht warfen! Es war wieder ein schöner Zeltplatz gewesen, direkt am Meer. So schade, dass es abends jetzt immer recht zeitig dunkel wurde, und wir die schönsten Lagen nur bedingt voll auskosten konnten. Dafür war heute so ein schöner Morgen, dass wir sogar mal wieder unsere Campingmöbel fürs Frühstück aufbauten! Danach waren wir bereit, in den Pfingstsonntag zu starten!
Wir folgten der Straße rund um die große Bucht herum... Überall sahen wir Familien am Ufer... sie angelten, machten ihre kleinen Boote fertig oder entspannten einfach in der Sonne. Viele schienen für dieses verlängerte Wochenende den Städten entflohen zu sein und das spätherbstliche Sonnenwetter zu genießen! Allerdings war das verlängerte Wochenende hier nicht Pfingsten zuzuschreiben, sondern dem Geburtstag der Queen am morgigen Montag! :) Naja, ein freier Montag ist ein freier Montag! :)
Schon bald wendeten wir der Bucht den Rücken zu, wenn auch nur für einen kurzen Zeitraum. Wir wollten dem Square Kauri Tree einen Besuch abstatten. Tane Mahuta hatte uns sehr beeindruckt... also konnten wir auch den Kauri Baum mit dem annähernd quadratischen Stamm nicht links liegen lassen! Dabei handelt es sich um den 15. größten Kauri Baum auf der Coromandel Halbinsel mit einem stolzen Alter von 1200 Jahren. Die knapp 200 Stufen waren wir schnell hinaufgestiegen und konnten wieder nur über seinen mächtigen Stamm staunen, der vor uns aufragte!
Zurück an der Thames-Bucht setzten wir unseren Weg fort. Es ging schon bald erneut landeinwärts... vorbei an saftig grasgrünen Hügellandschaften... Es war so ein schöner Tag und wir verrenkten halb unsere Hälse bei immer wieder neu vor uns erscheinenden sagenhaften Landschaftsausblicken, dass wir kurzerhand eine Mittagspause einlegten! :) Dabei fuhren wir einfach an den Straßenrand, holten unsere Campingstühle raus, kochten Wasser für einen Kaffee und wärmten unser Essen von Gestern nochmal auf. Es fehlte uns in der nächsten halben Stunde an Nichts! :) Wir genossen einfach den Moment... die Sonne, den Ausblick, die Ruhe!
Doch genug der Erholung: Unser nächstes Ziel hatten wir schnell ins Auge gefasst... Den Gipfel des Castle Rocks. Schon von Weiten sahen wir ihn aufragen. Der Parkplatz befand sich mitten im Wald und schon nach den ersten paar Metern war klar: Dies ist kein gut ausgebauter DOC Wanderweg, sondern ein eher geheimer lokaler Wanderweg. Es war aufgrund des Schlammes stellenweise ziemlich rutschig, was besonders den Weg bergab erschweren würde. Hochgeklettert war man überall schnell. Am Ende wurde es dann auch eher eine Kletterpartie über umgefallene Bäume und über große Steine. Da es vergleichsweise auch ein eher kurzer Weg auf die Spitze war, war es auch mega steil! Aber all die Anstrengungen (die ja spätestens ab den Kletterstellen zwar mit erhöhter Konzentration aber auch mit Spaß verbunden sind) lohnten sich für den sagenhaften Ausblick auf der Spitze allemal! Wir hatten natürlich auch Glück mit dem Wetter... wir verweilten einen Moment dort oben, ließen uns den frischen Wind um die Nasen wehen und sahen zurück zum Parkplatz... Wie weit entfernt immer alles aussah in der Welt der Berge... Dann machten wir uns schließlich auf den abenteuerlichen und abwechslungsreichen Weg durch den Dschungel zurück zum Auto.
Durch den Wald zurück und vorbei an einem märchenhaften Flussufer ging es die selbe Straße erstmal zurück. Wir waren auf dem Hinweg an einem sehr interessanten Ort vorbeigekommen, den wir uns einmal näher anschauen wollten: Ein Pig Sanctuary Centre. Ja genau, ein Refugium für wilde Hausschweine. Ein älterer Neuseeländer stand barfuß am Straßenrand der Schotterstraße... und um ihn herum hunderte von Schweinen... von klein bis groß! Am Waldesrand rannten quiekend die kleinsten, gerade mal eine Woche alten Schweinchen wie wild durcheinander. Sie hüteten sich noch davor zur Straße vorzukommen und tollten um ihre Mutter herum. Die älteren Schweine standen aber ganz gemütlich am Straßenrand und waren mehr als neugierig auf all die Besucher, die häufig altes Brot und andere Essensreste vorbei brachten. Der Mann selbst war der Inhaber des Landes, ein aufgeschlossener, sehr netter Mann, der jederzeit für ein Gespräch bereit war. Die Schweine waren unter seinem Schutz: Keines dieser Tiere sollte je geschlachtet werden. Sie sollten einfach hier einen Platz zum Leben haben. Es kam allerdings häufig mal vor, dass Schweine von der Straße hinter der nächsten Biegung verschwanden... Die Locals, die laut hupend vorbeirasten schienen generell nicht viel von diesem Gebiet und der Herzenssache des Mannes zu halten... aber der Mann war unbeirrt. Er erhielt viel Zuspruch von vorbeikommenden Touristen und lernte so jeden Tag viele, viele Menschen kennen. Es war auch überhaupt kein Problem die kleinen Ferkel hochzunehmen oder zu streicheln. Manche zeigten mit einem lauten Protestgequieke, was sie von solcher Art Zuwendung hielten... aber nach dem Absetzen rannten sie auch nicht weg, sondern schnorchelten weiter interessiert um die Beine der neugierigen Zuschauer herum. Allerdings waren die Schweine für Kai sofort Nebensache, als er eine kleine zierliche, schwarze Katze entdeckte! Beim Versuch für das Kätzlein etwas Käse aus dem Auto zu holen, sah er sich aber sofort von Schweinen umringt, die nach kurzem Geschnüffel ganz genau wussten, welche unsere Vorratskiste war! Er konnte gar nicht so schnell gucken, wie der Schweinerüssel in unserem Kofferraum war! :) Nur schwer schaffte er es schließlich die Heckklappe irgendwie zu schließen, unter lautem Protest eines wirklich riesigen Ebers! :) Alle drehten sich nach den beiden um... Aber Kai hatte es schließlich geschafft und das Kätzchen schleckte sich nach dem unverhofften kleinen Snack das Mäulchen.
Es begann schon langsam zu dämmern als wir uns schließlich von dem tierischen Anblick lösen konnten und überlegten, wohin wir als nächstes fahren könnten. Ein Campingplatz für die Nacht war selbstverständlich noch nicht organisiert. Auch die Coromandel Halbinsel hat eher wenig kostenlose Plätze für kleine Autos wie unseres. Machte aber nichts: So investierten wir einfach mal wieder etwas Geld in eine Dusche! Über eine Schotterstraße kürzten wir auf die andere Seite der Halbinsel ab. Auch für morgen lag unser Zeltplatz die Riverglen Campsite logistisch gut: Wir wollten uns von den heißen Quellen am Hot Water Beach überzeugen... um diese zu finden, musste man aber bei Ebbe gehen. Da die Ebbe morgen bereits recht früh sein würde, war es gut, dass der Platz nur 20 Minuten Autofahrt entfernt war. Gemütlich auf einem fast leeren Campingplatz ließen wir den Tag ausklingen!
Am Morgen des 05.06.2017, den Geburtstag der Queen, dachten wir uns noch nichts dabei als wir recht früh zum Hot Water Beach aufbrachen... Rückblickend gesehen, war es vermutlich nicht das Schlauste die zwei Hauptattraktionen der Coromandel Halbinsel an einem Feiertag und verlängertem Wochenende zu besuchen! Es war sogar ziemlich dumm..., denn so war neben dem normalen Touristenauflauf eben auch jede Menge Locals am Strand. Da der Strand natürlich nicht über einem riesigen unterirdischen Heißwassersee lag, sondern nur zwei kleine Adern an die Oberfläche brachen, tummelten sich Menschenmassen an eben diesem Punkt! Wir sahen sie schon von der Ferne: Das Gute war, sie markierten uns gleich, WO es die heißen Quellen gab. Das Schlecht war, der Bereich, wo man danach graben konnte war besetzt! So ein Dilemma. Aber jetzt waren wir schon mal hier und nach etwas Geduld und mit langsam wiederkehrender Flut, räumten einige ihre Plätze. Wir standen praktischerweise fast neben ihnen und konnten uns damit ins gemachte Warmwasserloch setzen! :) Tatsächlich war es so nett warm, dass wir den Trubel um uns rum, schnell ausschalten konnten! Verrückte Natur und verrücktes Erdinnere! :) Mit zunehmender Flut hielt jedoch unser Pool, den wir immer mal nachbuddeln mussten und deren Sandmauer verstärken mussten, irgendwann den Wellen nicht mehr stand! Zack wurden wir nicht mehr vom warmen Quellwasser, sondern vom eiskalten Meerwasser umspült! ... Irgendwann war das Loch einfach weggespült und versandet. Wir mussten damit wohl einsehen, dass die Flut unseren kleinen Spa-Ausflug beendet hatte und gingen uns im Meer abspülen. Von den Wellen fast versteckt fanden wir schließlich noch einen kleinen Strom heißes Wasser, das ins Meer brodelte... dass der Sand darüber allerdings so leicht nachgab hatte ich nicht erwartet und plötzlich war mein komplettes Bein einfach mal in der Erde verschwunden. Instinktiv rollte ich mich zur Seite weg, als ich den Boden unter dem Fuß verlor und spürte auch schon bald das Brennen! Durch das Abrollen waren es nur Sekunden, die mein Bein im Erdspalt verschwunden war, aber das hatte ausgereicht. Länger und ich hätte es mir sicherlich arg verbrannt. So war es etwas rot, aber fühlte sich auch bald normal an nach einer Abkühlung im Meer. Verrückte, nicht ganz ungefährliche, aber dennoch faszinierende Natur!
Leider war auch unser zweiter Tagesausflug typisch für einen Feiertag überlaufen: Die Cathedral Cove. Da kamen wir schon in der Off Season im Winter hierher und dann das. Aber es war ja unsere eigene Tagesplanung gewesen... oder eben die mangelnde Planung, wie mans nimmt. Immerhin fuhr gerade in dem Moment einer vom Parkplatz als wir verzweifelt auf der Suche waren und hatten so wieder mal Glück, den letzten neu-freien Platz zu ergattern. Das sparte ein ganzes Stück Wegstrecke eine langweilige Straße zum Parkplatz entlang. Wir machten uns auf den von vielen Menschen bepilgerten 45 minütigen Weg zur Bucht. Ihren Namen verdankt diese Bucht einem natürlichen Tunnel..., der über Jahre vom Meer ausgewaschen und schließlich ausgehöhlt wurde und schließlich die "Kathedrale" geschaffen hatte. Auf dem Weg zur Bucht konnten wir ein paar nette Blicke die Küste hinunter erhaschen. In der Bucht angekommen, hätte man meinen können, man ist in einem anderen Land! Weiße, vom Meer abgerundete Felsen ragten um einen empor, ein kleiner Wasserfall fiel von dort hinunter an den Strand... der Sand war hell, das Meer schön blau... Wir waren also an dem Tor von Narnia (Drehort des Filmes Narnia)! Dieser Platz war wirklich geradezu prädestiniert für einen Filmdreh! :) Allerdings hätte er noch viel idyllischer wirken könnten, wäre nur ein weniger geschäftiges Treiben hier zugegen! Selbst die 45 Minuten Weg waren hier für die meisten nicht zu viel Aufwand... verrückt! Es war einfach zu bekannt in der Gegend um Coromandel. Überall sonst hätte die Tatsache, dass man nicht direkt aus dem Auto in die Sehenswürdigkeit fällt, ausgereicht, dass weniger Touristen anzutreffen wären! Naja :) Wir schlenderten etwas herum und machten uns aber dann doch vergleichsweise zügig auf den Rückweg, als ein dumpfes Donnergrollen über das Meer wehte! In der Ferne war der Himmel im Nu rabenschwarz geworden und erste Regenschleier waren zu sehen! Nur für den Fall, dass das Unwetter aufs Festland zurollte, wollten wir dann bereits wieder im Auto sein! ;)
Natürlich kam das Wetterchen zu uns und kurze Zeit später, als wir dabei waren, die Coromandel Halbinsel zu verlassen, prasselte der Regen gegen unsere Fenster. Wir fuhren weiter nach Süden: In Whangamata erkundigten wir uns nach der Möglichkeit, Kanus auszuleihen... wir hatten schon so unsere Pläne für die nächsten Tage... und weil es draußen so ungemütlich war, erledigten wir auch gleich das mit dem Abendbrot (es gab wieder mal indisch, wie lecker)! Es wurde alleine schon durch die grauen Wolken schneller dunkel, als sonst. Da es wieder keine kostengünstige Unterkunft in Whangamata gab, fuhren wir einen Ort weiter nach Waihi. Hier hatten wir uns kurzerhand mittels einer Buchung übers Internet erstmalig in eine "private Niedrigpreiszufahrt" einquartiert. Wir wollten herausfinden, was das schon wieder sein sollte... und wir wurden sehr positiv überrascht. Tatsächlich gibt es in Neuseeland einige Grundstücksbesitzer, die Campern anbieten, bei ihnen in der Zufahrt zu übernachten! Wir zahlten 5 Dollar pro Person und kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wir wurden aufs Liebste willkommen geheißen von einem älteren Ehepaar als wir durch das elektrische Tor auf ihren Hof fuhren! Während mich die Frau zum Haus und dem Bad und Toiletten führte, zeigte der Mann Kai den Ort, wo er parken könnte. Da beide sich nach den ersten Malen, als sie Camper bei sich beherbergten, so schlecht fühlten, nicht mehr als einen Stellplatz und Toiletten anbieten zu können, hatten sie seitdem ordentlich aufgerüstet und ihre Garage schnell zu einem Aufenthaltsraum gestaltet. Zwischen Rasenmähern, Auto und Werkzeugen war eine Couch gestellt, ein kleiner Tisch und zwei Stühle... Gekocht werden konnte auf der mit Zeitung ausgelegten Werkbank! :) Es war alles sehr provisorisch, aber es hatte Charme! Alleine schon, dass sich die zwei so viele Gedanken um ihre Gäste gemacht hatten! Nachdem wir geklärt hatten, dass keiner von uns beiden Angst vor Hunden hatten, stürmten auch sogleich zwei riesige Greyhound Hunde begeistert auf uns zu! Beide noch sehr junge Windhunde hatten an verschiedensten Rennen mit Auszeichnung teilgenommen und waren jetzt "retired", also in Rente. Es stellte sich bald heraus, dass das Ehepaar landesweit über das Schicksal ausgedienter Rennhunde informierte und immer wieder neue Haushalte suchte, in denen ein Greyhound Hund mit Würde und vor allen Dingen geliebt alt werden konnte! Sie redete traurig von so vielen Hundeschicksalen in Italien... man merkte gleich, dass vor allem die Greyhounds ihr ganzes Herz besaßen und sie keine Mühe scheute, aufzuklären, Geld zu sammeln und die Tiere zu vermitteln! Dabei umsprangen uns die Hunde neugierig, schauten uns mit ihren großen Augen treu an, suchten Schmuseeinheiten und trabten letztendlich ihren Herrchen elegant ins Haus hinterher! Wir saßen noch etwas auf der Couch, bevor es uns zu kalt wurde... offensichtlich stand uns wieder eine kältere Nacht bevor...
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