Auf dem Weg zur nördlichsten Spitze

Links im Bild, wo der kleine weiße Fleck ist... dort befindet sich unser Campingplatz... Idyllisch zwischen den Bergen gelegen :)
Links im Bild, wo der kleine weiße Fleck ist... dort befindet sich unser Campingplatz... Idyllisch zwischen den Bergen gelegen :)

Nach der ganzen Aufregung gestern begannen wir unseren Morgen ganz entspannt! Kein Wecker, kein Stress! Wir wollten heute zwar noch unsere Reise gen Norden fortsetzen, aber wir mussten auch noch einiges bezüglich unseres Tasmanienurlaubs nachbereiten: Sachen wieder auspacken und in unsere Schrankkisten packen, die geputzten Schuhe in der Sonne trocknen lassen... eben erstmal wieder richtig in unserer Auto-Wohnung ankommen! Durch das späte Aufstehen waren wir damit dann den gesamten Vormittag beschäftigt! Aber das machte nichts! Uns gefiel es sehr gut hier: Der Zeltplatz war inmitten von grünen Bergen und an einem wunderschönen Strand gelegen! Gestern hatten wir ja wieder nichts bei Ankunft so richtig in der Dunkelheit erkennen können... jetzt sahen wir, dass es uns, kaum 15 Minuten aus Auckland entflohen, mitten in die Natur verschlagen hatte. Richtung Strand war ein markanter Felsen, der fast einsam in der Landschaft hervorstach: Wie wir erfuhren, ein Vogelschutzgebiet, auf dem viele Vögel nisteten. Nach der ganzen Räumerei machten wir uns auf einen kleinen Spaziergang auf. Hier sollte es auch Höhlen in der Nähe geben! Sie waren lange nicht so spektakulär, wie so manche Höhle, die wir schon erkundet hatten, und entpuppten sich eher als Bergüberhänge, die zu allem Überfluss durch Steinschläge eher gefährlich waren. Wir bestaunten sie aus sicherer Distanz und bogen dann zum Whatipu Strand ab. 

Whatipu Strand mit schwarzem Sand
Whatipu Strand mit schwarzem Sand

 

 

Dieser Strand liegt direkt an der Passage, wo in Auckland die Tasmansee und der Pazifische Ozean aufeinander treffen! Wir sahen richtig eine Strömung, die Richtung Auckland drängte! Ansonsten war es ein wunderschöner, leerer, einsamer und schwarzer Sandstrand, der sich vor uns erstreckte! Die Felsen um uns herum waren vulkanischen Ursprungs, was auch die Farbe des Sandes erklärte! Wir genossen die warmen Sonnenstrahlen! Da wir uns wieder weiter nördlich befanden, war es hier im Vergleich zu unseren letzten Nächten in Hobart, wieder deuchtlich milder. Fast frühlingshaft!

Schlechtes Wetter und Dämmerung... aber dennoch ein klassisches Bild von Neuseeland mit der grünen Hügellandschaft
Schlechtes Wetter und Dämmerung... aber dennoch ein klassisches Bild von Neuseeland mit der grünen Hügellandschaft

Es war schon weit nach Mittag, als wir endlich aufbrachen. Kaum unterwegs legte sich eine Wolkendecke über das Land und in der Ferne sahen wir dunkle Regenschleier. Wir kamen verhältnismäßig gut weg (hätte uns ja irgendwie beim Fahren eh recht wenig gestört) und mussten nur hin und wieder die Scheibenwischer einschalten. An einigen Stellen stoppten wir für die schöne Landschaft: Die Nordinsel zeichnet sich immer wieder vor allem durch grüne, wie aus dem nichts aufragende Hügel an Hügel aus, die das Fahren nicht langweilig werden lassen! Weidevieh genießt diese Berghänge und überall sieht man ihre Spuren in Zickzack an den Steigungen... ob Kuh, ob Schaf... da nehmen sie sich alle nichts! :) Unterwegs füllten wir auch unsere 2 kg Gasflasche wieder auf... wahrscheinlich hätte sie noch ein paar Tage zum Kochen gereicht. Aber wir wollten nicht plötzlich ohne dastehen, vor allem falls es wieder kälter werden sollte: Da war das morgendliche warme Getränk ein Muss! Wir wunderten uns an der Tankstelle etwas, da der Befüller nicht so souverän aussah, wie beim vorherigen Nachfüllen an anderen Tankstellen. Musste man die Schraube nicht zum Befüllen lockern... egal! Das ist sein Job, der weiß schon, was er tut! 

Als wir abends dann auf unserem freien Zeltplatz in Port Albert ankamen, wussten wir, dass er offensichtlich nicht ganz gewusst hat, was er tat. Als wir das Gas zu unserem Kocher aufdrehten, kam eiskaltes, weiß-sichtbares, flüssiges Gas mit einem lauten Zischen aus den Kochplatten! Das war definitiv nicht normal! Kai dekonnektierte den Gasschlauch und ließ vorsichtig soviel Gas ab, bis es wieder unsichtbar war... allerdings ging unser Kocher danach trotz allem nicht mehr! :( Da es bereits stockdunkle Nacht war, konnten wir daran heute aber eh nichts mehr ändern und machten uns kurzer Hand auf in die nächstgrößere Stadt nach Wellsford, um dort Abendbrot zu essen. Unser Platz für die Nacht auf der zum Abend hin gut gefüllten Campsite blieb glücklicherweise frei.


Ausblick von unserem Campingplatz in Port Albert :)
Ausblick von unserem Campingplatz in Port Albert :)

Es regnete sich über Nacht etwas aus, so dass uns am nächsten Morgen nach einer halbwegs ruhigen Nacht (mitten in der Nacht fuhr ein Jeep mit Blendscheinwerfern, lauter Musik und heulendem Motor über den Campingplatz, wobei die Insassen aus ihren Fenstern schrien... Sie drehten bei Ebbe im angrenzenden Strandgebiet ein paar Runden und nach 15 Minuten war es glücklicherweise wieder ruhig) die Sonne wieder weckte! :) Es hätte also alles so schön sein können, aber unser Kocher (der uns knapp 100 NZD gekostet hatte) ging immer noch nicht. Wir glauben ja viel an die Selbstheilung... aber hier tat sich nichts mehr von alleine. Wie gut, dass Kai nicht so einfach aufgab. Er schraubte das Ding kurzerhand so weit es eben möglich war auseinander und löste mit einer Zange unter viel Kraftaufwand schließlich die Düsen. Das Loch, durch dass das Gas strömte, war so winzig, dass wir es fast übersehen hätten... und dieses war natürlich durch das flüssige, weiße Gas zugeeist und verstopft. Kein Wunder also, dass da nichts mehr ankam! Zum Glück hatten wir bei der Auswahl zwischen zwei Reise-Nähsets eine fast ausreichend dünne Nadel, mit der beide Düsen am Ende wieder durchgängig waren und nachdem alles wieder zusammengesetzt war, hatte Kai unseren Kocher und damit den Morgen gerettet! :) Während er noch am Rumprobieren und Basteln war, gesellte sich ein älterer Kiwi aus einem der Nachbarwohnwagen zu uns. Er schien unser Treiben schon  eine Weile beobachtet zu haben und bot nun seine Hilfe an. Er erzählte, dass das manchmal passieren würde, wenn die Flaschen nie ganz gelehrt würden, dass sich Gas verflüssigte. In unserem Fall, wurde jedoch die Flasche einfach überfüllt. Anerkennend lobte er Kai, als die Flamme auf unserem Herd wieder friedlich vor sich hinflackerte. Wir unterhielten uns noch etwas, vornehmlich über das Reisen. Er sei schon seit vielen, vielen Jahren mit seinem Motorhome unterwegs und habe immer noch nicht alles von Neuseeland gesehen, was er wollte.  Fröhlich verabschiedeten wir uns voneinander und konnten nach unserem Frühstück, beruhigt unsere Reise fortsetzen!

Wir fahren auf den Tokatoka Peak zu :)
Wir fahren auf den Tokatoka Peak zu :)

Nächster Halt zum Beine vertreten und Aussicht genießen (hoffentlich) sollte der Tokatoka Peak sein. Ein kleiner, sehr steil ansteigender Berg. Der Aufstieg war aufgrund des nächtlichen Regens sehr rutschig und schlammig. Wir waren heilfroh, dass wir noch unsere Wanderschuhe angezogen hatten. Oben wurde es fast wieder eine kleine Kletterei. Leider konnten wir die Aussicht nicht wirklich genießen, da hier ganze Schwärme von fliegenden Ameisen, die auch noch bissen, wenn man sie ärgerte (sprich, sich von ihnen durch Abstreifen befreien wollte), herumschwirrten. Mund fest zu, Augen nur spaltweit offen und nur leicht durch die Nase atmen... ja, das lud dann definitiv nicht zum langen Verweilen ein, so dass wir uns kurzerhand dafür entschieden, den Abstieg anzutreten! Zudem sollte es hier in der Umgebung noch einen zweiten Felsen zu erklimmen geben. 

Auf dem Weg zum Maungaraho Rock
Auf dem Weg zum Maungaraho Rock

 

 

 

Auch den Maungaraho Rock sah man sich schon weit über das Land erheben und der Weg an seine Spitze sollte laut Beschreibung über einen Pfad, der durch Metallstiegen und Seile gesichert war, gehen. Aber dort angekommen, mussten wir feststellen, dass dieser Weg so gut wie gar nicht gewartet war, das Wetter um uns herum wieder zu zog und es einfach zu rutschig war. Damit hakten wir das als zu gefährlich ab und setzten unseren Weg nach Dargaville zum Mittagessen und Einkaufen fort.

Nicht ganz zu Kais Freude: Unsere Nachbarn auf unserem Campingplatz ;)
Nicht ganz zu Kais Freude: Unsere Nachbarn auf unserem Campingplatz ;)

 

Nach einem kurzen Abstecher zu den Kai Iwi Lakes erreichten wir unsere Campsite im Trounson Kauri Park knapp vor Einsetzen der Dämmerung. Wir erkundeten diesen DOC Platz... normalerweise waren die Plätze, die durch das Department of Conservation betreut wurden eher spartanisch ausgestattet. Aber dieser Platz hatte sogar eine Küche und warme Duschen! Wenn wir daran dachten, dass wir beim Milford Sound für einen Platz mit Plumpsklo 13 Dollar pro Person gezahlt hatten, staunten wir hier nicht schlecht und uns kam 15 Dollar p.P. als fairer Preis vor. Außerdem verriet uns eine Schautafel vor Ort, dass es an dieser Stelle tatsächlich einige Kiwi-Vögel gab! Sofort hatte uns das Kiwi-Spotting-Fieber wieder ereilt und wir wussten schon ganz genau, was wir in der kommenden Nacht wohl unternehmen würden! ;)


Kein Kiwi... aber dafür ein Aal! :) Besser als nichts!
Kein Kiwi... aber dafür ein Aal! :) Besser als nichts!

Allerdings meinte es das Wetter nicht gut mit uns! Den ganzen Abend regnete es in Strömen auf unser Autodach... Irgendwann ließ es kurz mal nach, was wir als unsere Chance ansahen, uns eines der rot-durchsichtigen Lichtfilterpapiere für die Taschenlampe schnappten (um die Augen der Kiwis und anderer nachtaktiver Tiere nicht durch zu helles Licht zu verletzen) und uns auf die Pirsch begaben. So leise wie wir konnten, schlichen wir Schritt für Schritt, ganz langsam durch den dunklen Kauri Wald. Es war beeindruckend, wie diese enormen Baumstämme dieser Baumriesen vor uns auftauchten. Leider setzte der Regen erneut ein und überall um uns tropfte, platschte und raschelte es so laut, dass wir uns bei der Kiwisuche nicht auf unser Gehör verlassen konnten. Normalerweise ist um diese Jahreszeit die Paarungszeit der Vögel, so dass man sie meist durch ihre Schreie findet. Wir hatten allerdings Pech... welcher Vogel geht bei so einem nassen, lauten und ungemütlichem Wetter auf Brautschau?! Das einzige, was uns auf unserem Weg begegnete, waren wieder unzählige funkelnde Glühwürmchen am Wegesrand... und als wir einen Bachlauf überquerten, fanden wir einen großen Aal im Wasser vor! Von Kiwis weit und breit auch nach einer Stunde keine Spur... und auch der Regen ließ einfach nicht nach. Wir waren nass genug und verzichteten auf eine zweite Runde, sondern zogen uns zum Schlaf in das trocken-kuschelige Auto zurück. Einfach dort zu liegen und den Tropfen zuzuhören, hat dann doch auch etwas sehr beruhigendes! 

Selbst von weiter weg, passt er nichts komplett aufs Bild... Tane Mahuta überragt die umgebenden Bäume bei Weitem!
Selbst von weiter weg, passt er nichts komplett aufs Bild... Tane Mahuta überragt die umgebenden Bäume bei Weitem!

Morgens regnete es dann immer noch und wenn uns das Wetter nicht aufs Gemüt schlagen sollte, dann war es an der Zeit, weiter zu ziehen. Und tatsächlich: Kaum waren wir ein paar Meter gefahren, sahen wir im Rückspiegel, dass die Wolken irgendwie an den Bergen des Trounson Kauri Parks festhingen und zumindest aus dem Regengebiet waren wir schon recht weit raus. Nachdem wir nun gestern im Dunkeln, über die Kauri-Baumriesen gestaunt hatten, wollten wir heute einem der ältesten und größten ihrer Art einen Besuch abstatten: Tane Mahuta, "Herrscher des Waldes" genannt. In den Maori Legenden ist Tane der Sohn von Vater Himmel (Ranginui) und Mutter Erde (Papatuanuku). Er ist der Lebensgeber... alles was lebt, sind seine Kinder. Sein Alter wird auf über 2000 Jahre geschätzt und er ist mit 51,5 Metern Höhe und einem Kronenumfang von 244,5m der größte Kauri Baum in Neuseeland. Tatsächlich sahen die umstehenden Bäume recht klein gegen diesen Baumgiganten aus. Allerdings registrierten wir auch, dass seine Krone ordentlich gestutzt aussah. Wir behielten das im Hinterkopf. Erst einige Tage später, als wir uns mit einer Maori Frau unterhielten, wussten wir, dass wir uns nicht getäuscht hatten. Tatsächlich hatte man die Äste von Tane Mahuta zum Teil kurz geschnitten. Wir erfuhren, dass Tane Mahuta krank ist... eine unheilbare Krankheit, auch durch Pestizide nicht in den Griff zu kriegen, die einige der Wälder in Neuseeland befallen hat. Sie erzählte uns traurig, dass Tane Mahuta stirbt und mit ihm der Waipoua Wald, da von ihm die Krankheit weiter gestreut wird. Wollte man den Wald retten, müsste man den uralten Baum fällen. Doch davor schreckt man verständlicherweise noch zurück: Zum Einen wegen der Bedeutung, die dieser Baum hat... zum Anderen, weil er ein Anziehungspunkt für viele Touristen ist, die extra anreisen, um diesen Baum zu sehen. Eine traurige Geschichte hinter diesem besonderen Riesen.

Küstenstreifen in Omapere
Küstenstreifen in Omapere

 

 

 

In Omapere machten wir noch einen kleinen Küstenspaziergang, bevor wir uns dazu entschieden in Rawene samt Auto mit Fähre über Ausläufer des Hokianga Harbours überzusetzen. Das würde uns einige Kilometer und eine lange Schleife ersparen. Unsere Wartezeit auf die Fähre verkürzten wir uns mit ein paar Pommes (in ganz Neuseeland hatte ich noch nie sooo fettige Chips gegessen...). Der Regenbogen, der uns auf die andere Seite des Meeresarmes nach Kohukohu begleitete war da bei Weitem erfreulicher! ;) 

So waren wir etwas eher als erwartet in Kaitaia, wo wir nochmal tankten und einkaufen gingen, bevor wir unsere Reise in Richtung untergehende Sonne fortsetzten. Die Landschaft im Abendsonnenlicht flog an uns vorbei. Gar nicht weit entfernt von Cape Reinga (den nördlichsten Teil Neuseelands, der für Touristen zugänglich ist), verließen wir die asphaltierte Straße und suchten uns die letzten paar Meter über Schotterstraßen unseren Weg zum Zeltplatz in der Tapotupotu Bay. Es war natürlich wieder mal stockdunkel und wir suchten uns den erstbesten halbwegs ebenerdigen Stellplatz. Das Rauschen verriet uns, dass das Meer fast direkt hinter uns sein musste... Der Sternenhimmel über uns eröffnete sich in all seiner Pracht... und wieder war es so angenehm mild! Solche Nächte könnte es ruhig viel öfter noch auf unseren Reisen geben! :)

Kommentar schreiben

Kommentare: 0