Herbstliche Wanderung im Cradle Mountain NP

Unser Zeltplatz irgendwo im Nirgendwo in der tasmanischen Bergwelt
Unser Zeltplatz irgendwo im Nirgendwo in der tasmanischen Bergwelt

In den frühen Morgenstunden war es, wie erwartet am Kältesten... Sobald die Nase etwas rausguckte fror sie fast ab... Wie gut tat es da, als es endlich Tag wurde und das schwarz der Nacht, dem grau des Tages wich. Ja, in der Tat hätten wir uns über strahlenden Sonnenschein mehr gefreut... aber auch, wenn die Wolken die Sonne verdeckte, wurdes es langsam Grad um Grad wärmer. Es könnte schlimmer sein und Regnen... aber das tat es nicht und so stand unserer Wanderung im Cradle Mountain Nationalpark nichts im Wege. Es war nicht mal eine Viertestunde Fahrt bis zum Eingang des Nationalparks. Es war der Erste, der durch eine Schranke gesichert war und uns damit die Zufahrt verwährte... Nagut. Man könnte wohl mit einem Ticket vom Visitor-Center passieren... dummerweise machte das erst 08:30 Uhr auf und wir waren heute besonders früh aufgestanden, um rechtzeitig auf unsere Wanderung aufbrechen zu können. Nagut, die Viertelstunde würden wir jetzt auch noch rumkriegen. Während wir vor der Glastür der Touristeninformation warteten, sah ich aus dem Augenwinkel, wie sich etwas links von mir bewegte... Konnte das denn sein? Schon wieder ein Quoll... diesmal braun mit weißen Tüpfeln! So langsam bekam ich hier den Eindruck, dass die gar nicht sooo furchtbar selten waren. Aber tatsächlich herrschte im Touristenzentrum gleich pure Aufregung: "Ein Quoll? Hier? Da hatten Sie aber viel, viel Glück! Die sieht man nicht häufig... Habt ihr das gehört? Hier vor der Tür war gerade ein Quoll!" ... Aha, also doch selten... und wir waren eben einfach nur Glückspilze! :)

Von der nächsten Nachricht, die sie hier für uns hatten, waren wir nicht ganz so erfreut... Auto dürften zwar in den NP bis zu den Parkplätzen fahren, von denen die Wanderungen losgingen... aber keine Campervans. Sobald das Auto darauf ausgelegt sei, in Selben auch zu übernachten, waren sie im NP tabu. Damit mussten wir uns also abfinden. Aber das fiel uns nach einiger Bedenkzeit dann doch ganz leicht! Alternativ gab es nämlich einen kostenfreien Shuttlebus... Somit konnten wir an einem Punkt mit unsere Wanderung anfangen und an einem anderen Punkt weiter hinten beenden. Das hatte doch auch was. Wir hatten noch gut 20 Minuten, bis das erste Shuttle abfuhr. Genug Zeit zu frühstücken, sich wanderfertig zu machen und noch ein morgendliches Heißgetränk zu genießen und dabei die Finger wieder aufzutauen. Die Zeit wurde dann doch immer knapper und wir endeten damit, schnell mit unseren Getränkebechern zum Bus zu eilen! Allerdings waren keine Getränke im Bus erlaubt... aber 2 Minuten waren noch bis zur Abfahrtszeit... Wir wollten weder den Bus verpassen, noch unsere Getränke wegschütten... also Augen zu und durch! Die Becher waren am Ende leer und unsere Bäuche gut gewärmt! Kai war etwas hibbelig, weil es dann doch nicht seine Art ist, den Kaffee so schnell hinter zu kippen! :) Dafür saßen wir im Bus... Der Busfahrer hielt ebenso wie wir nach Tieren Ausschau und schon bald begrüßten uns die üblichen Kollegen am Straßenrand: Pademelons und Wallabies! Am ... wir glaubten, hier hatte sich jemand einen schlechten Scherz erlaubt... "Ronny Creek" stiegen wir aus. Es gab hier tatsächlich einen Bachlauf mit diesem Namen... Mittlerweile war uns wieder etwas kühl... es wurde Zeit, dass unsere Wanderung begann und wir uns körperlich betätigten, um wieder komplett warm zu werden! Unser Ziel war Marians Lookout, vorbei am Kratersee und auf dem Rückweg am Dove Lake vorbei. Wir sahen zum Himmel und zum Horizont: Ein Grau im Grau. Von dem Bergpanorama, das uns umgab, war nichts zu sehen! Aber gut... wir waren dennoch frohgemut und gespannt auf die Landschaft hier! Und unser großes Ziel war es, unterwegs einen Wombat zu sehen! Diese kleinen Beuteltiere sind nachtaktiv und werden auch als die Bulldozer des Buschlandes hier bezeichnet, da sie sich ihren Weg freifressen. Als reine Pflanzenfresser und Höhlengräber sind sie vorwiegend in Busch- und Grasland anzutreffen. Na dann, mit dem Frühstücksbrötchen in der Hand stapften wir, nach Eintragung in das Bergwanderbuch, los!

Blick zurück ins Tal... hinten beim Parkplatz (ganz in der Ferne) sind wir gestartet
Blick zurück ins Tal... hinten beim Parkplatz (ganz in der Ferne) sind wir gestartet

Nach nur ein paar Schritten hinein ins Tussockgrasland stießen wir bereits auf die ersten Wombatspuren... Kotquader. Ja tatsächlich formen diese Tiere rechteckige Kotballen. Man vermutet, dass sie als Markierungen dienen und aufgrund dieser praktischen Form, von den exponierten Stellen nicht wegkullern können. Großartig... die kleinen Kuschelkugeln hatten offensichtlich ausgerechnet unseren hölzernen Wandersteg für ihre Markierungen auserkoren! Wir schlängelten uns so leise, wie wir nur konnten um diese Markierungen drum herum und hielten gespannt Ausschau... aber es wollte sich einfach keiner der Missetäter zeigen. In einem kleinen Wald ging es stetig bergauf..., wir passierten die Crater Falls und standen schließlich am Ufer des Kratersees inmitten einer herbstlichen Landschaft, wie sie herbstlicher nicht hätte sein können! Am gegenüberliegenden Ufer des ruhigen Sees waren Bäume in allen möglichen Farbtönen zu sehen... von gelb, über orange zu rot. Die Oberfläche des Sees lag spiegelglatt vor uns und nach oben hin hingen die Wolken so tief, dass der Nebel die Bergspitzen verdeckte. Natürlich hätte dieser Ort sicher auch seinen Charme gehabt, wenn er in goldenes Sonnenlicht getaucht wäre... aber so war es fast mystisch!

Da wollen wir hoch :)
Da wollen wir hoch :)

Es ging weiter tapfer bergauf. Mittlerweile war uns gut warm und schon bald sahen wir den Berg, der mit Marians Lookout auf dem Gipfel unser Ziel bedeutete. Wir bezweifelten bereits von hier unten, dass sich die Aussicht am heutigen Tage von dort oben lohnen würde... aaaaber es nicht mal probiert zu haben, kam gar nicht in Frage. Der Aufstieg war steil, felsig und an manchen Stellen musste man beide Hände für die Kletterei zur Hilfe nehmen! In unserem Rücken wurde der Kratersee immer kleiner und erste kaltfeuchte Wolkenschleier zogen um uns herum und an uns vorbei. Die Landschaft wurde karger ... aber wir waren nicht allein. Hier oben wohnten die black currawongs... oder auch die schwarze, zur Familie der Rabenvögel gehörenden Tasmanwürgerkrähen! Ja, der Name klingt definitiv so gruselig, wie sie auch aussehen! Schlau, mit scharfen Blick aus ihren knallgelben Augen beobachteten sie sehr aufmerksam, wie wir uns Schritt um Schritt nach oben kämpften.

Wie sie sehen, sehen sie nichts!
Wie sie sehen, sehen sie nichts!

Oben angekommen musste dann auch ich einsehen, dass der Mahner Recht behalten sollte... Der Weg nach oben hatte sich vorher allemal gelohnt, immerhin hatten wir ein paar nette Ausblicke genießen können, bevor wir in die dicke, fette Wolke hineingelaufen waren! Die letzten paar Meter hätten wir uns, wie Kai es vorher bereits gesagt hatte, sparen können! Es gab nichts zu sehen, zu dick war die Wolkenbrühe in der wir uns befanden. Zudem wehte hier ein kalter Wind... Wir blieben eine Weile, in der Hoffnung, der Wind würde es schaffen, die Wolkendecke auseinander zu pusten... aber es blieb bei einer wagen Ahnung, wie die Umgebung aussehen könnte! Also machten wir uns wieder auf den Abstieg, um unseren Rundweg Richtung Dove Lake fortzusetzen und weiter auf Wombat-Pirsch zu gehen!

 

Am Wombatpool
Am Wombatpool

 

 

Unser Weg führte an vielen kleinen Seen vorbei... weiter durch Buschland, kleinere Wälder und über Grassteppen... aber es blieb bei den Markierungen, die die Wombats hinterlassen hatten. Selbst am sogenannten "Wombatpool" zeigte sich keines der Tiere. So langsam verließ uns die Hoffnung... Dummerweise hatten wir auch eine ca. 6 Personengroße Wandergruppe vor uns, die sich wirklich nicht mal ansatzweise ruhig verhielt. Sie probierten an jedem noch so kleinen See aus, ob es ein Echo gab, wenn man nur laut genug "Wohoooo" schreit... Auf dem Berg war es ja vielleicht noch ganz witzig, da das Echo tatsächlich mehr als zweimal an den Bergwänden wiederhallte..., aber hier unten gab es das nicht mehr... und die scheuen Wombats sind dabei natürlich dreimal über alle Berge! Wir holten nach und nach auf, aber schafften nicht sie zu überholen. Fast gemeinsam kamen wir am Ufer des Dove Lake an... Plötzlich sahen wir uns von vielen Touristen umgeben. Der Rundweg um den See war der Leichteste der Wanderwege, die es hier gab. Dementsprechend tummelten sich hier viele Leute...

Und dann, als wir schon gar nicht mehr damit gerechnet hatten, kurz vorm Carpark und dem Ort, wo unser Bus abfuhr, entdeckten wir unseren so sehnlichst erwarteten kleinen, kompakten und haarigen Kumpel im Gras abseits des Weges! Ein Wombat! :) Er nahm uns zwar wahr, aber schien sich nicht im Geringsten von uns stören lassen zu wollen beim Wichtigsten auf der Welt: Fressen! Erst als mehr und mehr Menschen stehen blieben und ihre Kameras zückten, wurde es ihm doch zu viel und verschwand hinter dem nächsten Grashügel. 

In der alten Minenstadt Queenstown
In der alten Minenstadt Queenstown

 

 

Auch wenn es noch gar nicht dunkel wurde und die Dämmerung noch lang hin war, entdeckten wir vom Bus aus noch zwei weitere Wombats auf unserem Weg zurück zum Sleepervan! Jetzt war unser Ausflug perfekt! Zufrieden setzten wir unseren Weg durch den Westen Tasmanien weiter Richtung Süden fort und kehrten für eine kleine Stärkung in Queenstown ein. Diesem Ort sah man die Bergbauvergangenheit stark an. In den Minen ringsumher wurde hier Eisen gefördert. 

Auf dem Weg nach Süden
Auf dem Weg nach Süden

 

 

Es war wieder bereits dunkel, als wir im Süden des Cradle Mountain NPs an unserem Campingplatz am King William Lake ankamen. Landschaft erkunden mussten wir so wieder auf morgen verschieben... aber im Taschenlampenlicht sahen wir den Fluss und das andere Ufer... irgendwie sah es merkwürdig kahl hier aus... naja! Der nächste Tag bringt Erleuchtung! Wie freuten wir uns jetzt erstmal auf unser warmes Essen und danach darauf, die Beine hochlegen zu können! :) Morgen stand bereits die nächste Wanderung, diesmal im Süden der Cradle Mountains an! :) 

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