The Nut

The Nut und Stanley an seinem Fuße
The Nut und Stanley an seinem Fuße

Wie geplant konnten wir früh in den Tag starten... wieder ein wunderschöner sonniger Tag! Sehr gut... ohne Umschweife fuhren wir an der Nordküste Richtung Stanley... schon von weiten sahen wir unser Ziel: "The Nut". Wie aus dem Nichts ragte am Ende einer Landzunge ein abgeplatteter Berg empor. Dieses 152 Meter hohe Vulkanplateau hielt einen Rundweg auf seiner Hochebene für uns bereit! Auf dem Parkplatz angekommen, kamen wir ganz kurz in die Verlockung, den Sessellift zur Spitze zu nehmen... es sah einfach zu gemütlich aus... und der Weg nach oben uninteressant und steil. Aber wir verwarfen den Gedanken bald! Die Aussicht ließ sich doch am meisten genießen, wenn man den Weg ganz allein gemeistert hatte! Tatsächlich war der Weg von der Steigung nicht ganz ohne... aber aufgrund seiner Kürze auch schnell überstanden. :) 

Der Hafen von Stanley und Blick auf die Landzunge und das Festland...
Der Hafen von Stanley und Blick auf die Landzunge und das Festland...

 

Oben angekommen fanden wir eine eigene kleine Welt voller Leben vor... Neben Tussockgräsern gab es sogar einen kleinen Wald... und überall konnte man Pademelons entdecken. Sogar mit Kleinen! Die Erwachsenen sehen ja schon aus wie Babies... ihre Kinder waren an Niedlichkeit kaum zu übertreffen! :) Außerdem konnten wir auf unserem ca. 1 stündigen Rundweg zu allen Seiten kilometerweit sehen! Wir sahen sogar noch die Rauchwolken des Restfeuers von gestern. Da Stanley und die Nut selbst auf einer Landzunge liegen, die weit nach Norden heraus sticht, war es bei dem guten Wetter ein Leichtes der langen Nordküstelinie zu beiden Seiten weit zu folgen!

The Nut... links daneben die Linie der Nordküste am Horizont
The Nut... links daneben die Linie der Nordküste am Horizont

Unten wieder angekommen, stöberten wir auf der Suche nach einer Postkarte für Kais Oma, deren großer Traum schon seit Langen war, einmal nach Tasmanien zu reisen, im Souvenirshop der Seilbahn herum. Es gab abertausende Postkarten mit den verschiedensten tasmanischen Motiven... das war gar nicht so einfach. Ich war ganz vertieft, aber Kai war schon zu Beginn aufgefallen, dass uns der Shopbesitzer die ganze Zeit sehr auffällig beobachtete. Auch als ich um die Ecke ging, folgten uns seine Blicke... und wie zufällig hatte er kurz daraufhin direkt neben uns etwas zu erledigen. Ich ließ mich nicht stören und sah mir weiter eine um die andere Karte an. Als wir schließlich bezahlen wollten, zeigte sich Kais Eindruck bestätigt... : "Ihr seid also aus Deutschland?", fragte er ganz unverhofft auf deutsch mit Akzent. Wir waren ganz verdutzt! Es war jetzt schon so lange her, dass wir das letzte Mal deutsch gehört hatten... und hier in Tasmanien hatten wir am allerwenigsten damit gerechnet. Durch meine Trainingsjacke vom Stern hatte ich uns wohl verraten! ;) Es stellte sich heraus, dass er usprünglich aus Hessen kam und vor Jahren nach Australien ausgewandert sei. Nachdem er über mehrere Jahre ein Restaurant in Melbourne geführt hatte, wollte er sich hier in Tassie zur Ruhe setzen... ich schmunzelte etwas. Das mit dem "zur Ruhe setzen" hatte wohl nicht so gut geklappt, wenn er jetzt im Cafe und Shop hier arbeitete. Wir unterhielten uns etwas... er schien es zu genießen jemanden zum Reden getroffen zu haben! :) Es war schon weit nach Mittag und unsere Mägen meldeten sich langsam zu Wort, so dass wir uns schließlich verabschiedeten und in Somerset Pizza essen gingen. :) 

Während wir noch auf die Pizza warteten, wackelte eine modern gekleidete ältere Dame mit Hut in den Laden. Nach ihr Bestellung musterte sie uns neugierig. Was war denn heute nur los? Ich lächelte ihr zu. Das wiederum schien sie zu ermuntern und sie kam zu unserem Tisch herüber... "Gehört der Van draußen vor der Tür zu euch?", fragte sie auf englisch. Wir dachten schon sonstewas... standen wir im Halteverbot? War was mit dem Auto? ... Aber sie war tatsächlich einfach nur interessiert (oder auch sehr neugierig)... Was für ein praktisch eingerichtetes Auto! Sogar mit Spüle... und darin könnt ihr auch schlafen oder? Ja mensch, sie musste sich ja ordentlich die Nase am Fenster plattgedrückt haben! :D Wir erzählten ihr, dass es wirklich gut ginge... ja manchmal sei es etwas kalt, aber mit den Decken ginge das schon. "Ihr müsst eure Sachen dann einfach anlassen... dann wird es auch wärmer!"... ja vielen Dank! Danach wollte sie wissen, wo wir herkamen... und auch sie wusste sofort eine Geschichte zu Deutschland zu erzählen! :) Ihre Vorfahren seien vor Jahrzehnten mit dem Schiff in Australien gelandet... Ihr Name sei Yost... aber eigentlich gehörte sie zur Familie Jost... aber hier in Australien hätte keiner etwas mit dem "J" bei der Aussprache anfangen können und es deshalb zu "Y" verändert. Allerdings wusste sie nichts von einem berühmten Modedesigner mit eben diesem Namen. Dennoch hatten wir einiges zu lachen, auch wenn unsere Pizza dann schon fast wieder kalt war, als sie sich verabschiedete und wir zu essen beginnen konnten! :) 

Danach wurde es Zeit, sich so weit wie möglich unserem morgigen Ziel zu nähern. Allerdings war es so, dass uns der erste Zeltplatz nun wirklich nicht gefiel... er war direkt an einer Straße und hatte so einen Rastplatz-Charme... irgendwie fühlten wir uns hier einfach nicht wohl. Wir checkten unsere Möglichkeiten... so viel kam nicht mehr in Frage... Einen kostenlosen Zeltplatz gab es noch vor den Cradle Mountains... aber der sei wohl nur mit einem Allradwagen zu erreichen... Sollten wir das mit einem Mietauto wagen?! Naja... gucken könnte man ja mal. Falls es nichts ist, drehen wir um und checken in einem kostspieligen Holidaypark ein! Gesagt, getan und wir düsten los. Im Dunkeln fuhren wir erstmal an unserem Abzweig vorbei. Wir hatten uns schon recht weit hoch geschraubt auf kurvigen Straßen. Die Schotterstraße zum Zeltplatz war dann aber nach den ersten paar Schlagloch-verseuchten Metern (wir schlichen im Schritttempo drum herum) gar nicht sooo schlecht und wir kamen mit ca. 20 km/h nach einer viertel Stunde dann glücklich an. Hier war einfach nichts... kein Haus, kein Licht, kein anderes Auto... nur wir, ein klarer Sternenhimmel und eine tiefe Stille! Es hatte uns irgendwo mitten in die Bergwelt verschlagen. Der Tierwelt blieb unsere Ankunft nicht lange verborgen... waren uns auf dem Weg schon tausende Augenpaare am Straßenrand von unzähligen Pademelons und Wallabies aufgefallen, so raschelte es auch jetzt um uns herum... und ein leuchtendes Augenpaar huschte um den Steinkreis, der um uns rum war und traute sich immer näher an uns heran. Was war das? Die Augen waren nicht so weit über dem Boden, wie es für ein Wallabie typisch war... es war kleiner... hatte ein spitzes Mäulchen... und weiße Tüpfel... Es machte Klick... Ein Quoll! Wir standen wirklich unserem ersten wilden Quoll gegenüber! Er war zwar skeptisch, aber schien so überhaupt keine Angst zu haben! Es war halt auch eindeutig sein Revier. Wir beobachteten ihn eine Weile, warfen noch einen Blick auf den sagenhaften Sternenhimmel und die Milchstraße, die sich hier in der dunkelsten Dunkelheit von ihrer schönsten Seite zeigte und flohen von der Eiseskälte in den Van. Auch das warme Essen half nicht wirklich gegen das Frieren... Drinnen saßen wir schon mit Decke, Mütze und Handschuhen... und genauso gingen wir dann auch ins Bett... Decke bis zum Kinn, Mützen auf... und die Nase ins Kissen vergraben... Da war er also... der Winter! :)

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