Es war eine frostig kalte Nacht... wir waren froh über die drei Decken und brauchten eine Weile, um morgens in die Gänge zu kommen. Selbst nach den heißen Frühstücksgetränken fröstelte es uns noch etwas. Wir mussten uns also bewegen... wie gut, dass hier auf unserem Zeltplatz der Weg zu den Lilydale Falls begann... so ein Wasserfall am Morgen vertreibt Kälte und Sorgen. Oder so ähnlich. ;) Tatsächlich handelte es sich bei den zwei Wasserfällen nicht um die Größten ihrer Art... aber dennoch waren sie schön gelegen und sahen sehr schön aus. Und das Beste... auf dem Weg durch Dschungel und vorbei an gewaltigen Baumriesen wurde uns wieder deutlich wärmer. :) Die Fußheizung auf dem Weg nach Launceston erledigte dann den Rest und wir kamen gut gelaunt in der Großstadt an. :)
Die zweitgrößte Stadt Tasmaniens nach Hobart, machte wider Erwarten einen sehr überschaubaren Eindruck auf uns. Ja es war eine der größeren Städte... aber das Zentrum mit seiner quadratischen Straßenführung war schnell erkundet... ansonsten bestand sie aus langgezogenen Vororten und Häusern der Reicheren, die sich die angrenzenden Berge hochzogen. Wieder war unser erster Anlaufpunkt das Visitor-Center um uns sowohl Informationen über die Stadt als auch die Umgebung zu holen. Danach machten wir einen kleinen Stadtspaziergang auf der Suche nach einer Toilette... Wieder hatten wir es geschafft, an einem Sonntag in einer Stadt anzukommen: Viele Geschäfte waren geschlossen und so richtig war auf den Gehwegen nichts los... aber auf der anderen Seite störte uns das nicht sonderlich: Wir sind eben einfach keine Stadtmenschen...
Wie gut war es da, dass Launceston noch etwas anderes zu bieten hatte: The Gorge. Mitten in der Stadt gibt es ein Gelände, was von einer Schlucht durchzogen wird. Viele Einwohner der Stadt nutzen diese Gegebenheit für ausgedehnte Joggingausflüge entlang des Verlaufs des Tamar Rivers, der sich hier tatsächlich im Laufe der Zeit einen Weg durch Felsen gegraben hat. Wir liefen einen 30 minütigen Rundweg auf beiden Seiten des Gorge, um dieses innerstädtische Phänomen zu bestaunen. Für die Stadt war vor allem der Sessellift über den Fluss ein Wahrzeichen. Auf dem Komplex des Sesselliftes gab es neben einem Pool und einem großen Spielplatz sogar kostenlose heiße Duschen! Natürlich ließen wir uns die nicht entgehen... Nach so einer Wanderung immer gar nicht verkehrt... zumal der Aufstieg auf der einen Seite auch nicht ganz ohne war. Danach meldeten sich erstmal unsere Bäuche und wir ließen unseren Stadttag in einem leckeren indischen Restaurant ausklingen.
Bald darauf verließen wir die Stadt und machten uns nach einem kleinen Abstecher zu einer ehemaligen Powerstation am Ducks Reach zu unserem nächsten Campingplatz auf. Wir wollten unser Lager am Paper Beach, etwas nördlich der Stadt aufschlagen, um gleich am nächsten Morgen früh das "Platypus-House" am Beautypoint besuchen zu können. Der Paper Beach hatte dafür eine perfekt Lage. Wir kamen genau zur richtigen Zeit um die Abendstimmung am Tamar River genießen zu können! :) Die Sonne ging unter, die Dämmerung setzte ein und wir befanden uns an einer Art Strand und hatten den besten Blick dafür. Es war angenehm, mal nicht bis in die Nacht gefahren zu sein und sowohl die Toiletten, als auch den Platz noch bei Tageslicht erkundet zu haben. Wir bereiteten uns auf eine weitere kalte Nacht vor... Letztendlich hielt sich die aber in Grenzen... Als wir nach dem Abendessen und vor dem Schlafengehen noch einen kleinen Spaziergang wagten, lernten wir unsere niedlichen Nachbarn kennen... In einiger Entfernung war ein Wallabie erstarrt und beobachtete angestrengt, was wir da taten. Und dann raschelte es fast direkt neben uns... Was da im Schein unserer Taschenlampe im Gras saß, war aber weder ein erwartetes Wallabie noch ein Possum... es war viel kleiner, mit einer spitzen Schnauze und gestreiftem Fell... Er nahm uns wahr, aber schien uns als harmlos einzuschätzen und wuselte mit der Nase im Boden geschäftig im Laub rum. Erst am nächsten Tag sahen wir durch Zufall ein Foto von diesem mysteriösem Tier im Platypus Haus: Wir waren also ganz unverhofft dem Tasmanischen Langnasenbeutler auf unserem nächtlichen Sparziergang begegnet. Es mag wenig überraschend klingen, dass auch dieses Tier nur knapp der Ausrottung auf dem Festland Australiens entgangen ist und mit Tasmanien noch ein sicheres Refugium hat. Dennoch sind sie auf der Vorwarnliste für bedrohte Arten aufgeführt.
Am nächsten Morgen beim Frühstück beobachteten wir gegen 08:30 Uhr, wie mehrer Baufahrzeuge am Strand vorfuhren... Ein Mann in oranger Warnweste kam zu uns und wies uns daraufhin, dass die Zufahrtsstraße ab 9:00 gesperrt würde und wir nach Möglichkeit bis dahin weitergezogen sein sollten. Das passte ohnehin gut in unsere Planung. Zumal dieser Platz eh nur von 17:00 - 09:00 als Campingplatz genutzt werden durfte und wir pünktlich weg sein wollten. Unser Ziel war das Platypushouse nur ein paar Kilometer nördlicher, oder auch das "Schnabeltierhaus". Es war eher unwahrscheinlich, dass wir auf unser Reise ein wildlebendes Schnabeltier zu Gesicht bekommen würden... Auf der anderen Seite waren wir einmal hier unten... und nirgends sonst gab es diese faszinierenden Tiere noch. Als Kind hatte ich einmal eine Dokumentation über sie gesehen und war ganz gespannt, sie nun wirklich in live zu sehen. Auch diese Einrichtung hatte sich nach eigenen Angaben dem Schutz, der Aufzucht und der Unterstützung dieser Tiere verschrieben... Aber anders als der Unzoo, zogen sie hier die Touristenmasche deutlich größer auf. So lange sie mit den Eintrittsgeldern diese kleinen merkwürdigen Tierchen unterstützten, sollte uns das aber recht sein. Zu Beginn sahen wir einen Dokumentationsfilm über die "eierlegenden Säugetiere". Halb Ente, halb Biber, halb Maulwurf... es ist einfach eines der merkwürdigsten und doch faszinierendsten Tiere unserer Welt und bildet gemeinsam mit den Ameisenigeln die Untergruppe der Kloakentiere, da bei ihne sowohl Geschlechts- als auch Ausscheidungsorgane in einer gemeinsamen Öffnung münden.
Im anschließenden Ausstellungsraum, wo wir unter anderem Skelette dieser zwei Arten der Kloakentiere sehen konnten, wurde uns von unserer Touristenführerin vor allem der Giftstachel am Knöchel der Hinterläufe gezeigt. Damit ist das Schnabeltier eines der wenigen giftigen Säugetiere. Die Schmerzen, die durch das Gift ausgelöst werden sollen, sollen unerträglich sein... so stark, dass selbst Morphium nicht zu einer ausreichenden Linderung führen kann. Bei kleineren Tieren, wie Hunden führt es sogar zum Tod. Produziert wird es allerdings nur zur Paarungszeit. Daher geht man davon aus, dass es mehr dazu gedacht ist, die Rivalen zu vertreiben, als dass es zu Verteidigungszwecken eingesetzt wird.
Wir waren fast etwas überrascht, als wir sie nach dem Film dann endlich selbst sehen konnten... Irgendwie hatten wir sie uns viel größer vorgestellt... Aufgeregt schwammen sie durch die Becken... versteckten sich unter einem Baum und tauchten immer wieder um am Grund nach Nahrung zu suchen!
Was wir bis dahin nicht wussten, war die Tatsache, dass das Schnabeltier nicht das einzige eierlegende Säugetier war... Diese Eigenart hatte auch sein naher Verwandter, das Echidna, oder auch Ameisenigel. Tatsächlich hätten wir vermutlich gedacht, wir hätten einen Igel vor uns, würden sie wir aus einiger Entfernung am Straßenrand entlanglaufen sehen... aber beim näheren Betrachten, war es eindeutig KEIN Igel... und offensichtlich hatte es auch nur wenig mit ihm gemein!
Als wir Echidna und Platypus verließen, hatten wir noch den gesamten Nachmittag zur Verfügung. Wir fuhren erstmal weiter entlang der Nordinsel... unser Ziel: Der Leven Canyon. Ein kleiner grüner Canyon unterhalb von Devonport. Auf unserer Wanderung durch den dichten Wald zur Aussichtsplattform um zum Fluss und über die Berglandschaft zu sehen, raschelte es überall um uns herum... wieder wurden wir von kleine Pademelons neugierig begleitet... oder wir kreuzten nur ihre Wege... wie dem auch sei. Es war herrlich so schnell, unverhofft und einfach mit den wilden Tieren Tasmaniens in Berührung zu kommen! Der Canyon selbst zeigte sich im Abendlicht... die Sonne kam zwar leider für Fotos von der falschen Seite... nämlich von vorne... Aber dennoch war es ein Moment, den wir so schnell nicht vergessen... Der Fluss rauschte zu uns herauf, wir genossen die Sonnenstrahlen und die Tatsache, dass wir unsere Blicke so hoch über den Bäumen und in die umliegende Bergwelt schweifen lassen konnten. :)
Auf unserem Rückweg wurden wir Zeugen der allgegenwärtigen Gefahr von australischen Buschfeuern. Wenn in Neuseeland permanent vor Erdbeben und Tsunamis gewarnt wurde, so waren uns schon mehrfach die Aushänge "Was tun bei einem Buschfeuer" hier ins Auge gesprungen. Wir konnten es nur schlecht vorstellen, dass es hier in Tasmanien tatsächlich eine so große Rolle spielen sollte... aber offensichtlich tat es das... Von der Ferne konten wir die dunklen Rauchwolken sehen, die von mehreren benachbarten Lokalisationen aus in den Himmel stiegen... Es sollte auch nicht das letzte Buschfeuer sein, was wir sahen... zum Glück immer aus weiter Distanz.
Um auch morgen wieder früh in den Tag starten zu können ohne lange vorher noch fahren zu müssen, fuhren wir dem morgigen Ziel bereits entgegen. Damit war es wieder Zeit für einen Sonnenuntergang aus dem Auto heraus, bevor wir schließlich die Cape Rocky Tavern erreichten. Heute gönnten wir uns mal den Luxus für einen bezahlten Campingplatz... mit Stromstellplätzen. Immerhin hatten wir ein Kabel dafür und wollten das doch auch mal ausprobieren. Und wo wir schon mal beim "gönnen" waren... und eine Taverne immer auch Essen und Trinken anbietet, machten wir uns einen gemütlichen Abend ganz ohne Kochen bei Bier, Pizza, Salat, gebackenem Camembert, Bruschetta und Pommes... genau genommen probierten wir uns fast durch die komplette vegetarische Speisekarte. So ein Abend muss einfach auch mal sein! :)
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