Wir frühstückten in friedlicher Eintracht mit unseren kleinen Nachbarn, den Benett Wallabies! Wieder hatte sich der Regen pünktlich zur Aufstehzeit verzogen! Unserer geplanten 5 stündigen Wanderung zur Wineglas Bay stand damit also nichts mehr im Wege! Am letzten Parkplatz im Freycinet Nationalpark angekommen, mussten wir feststellen, dass es hier doch ein paar Touristen gab. Aber das Ganze hielt sich einigermaßen in Grenzen, nachdem wir es geschafft hatten, beim Aufstieg zum Ausguck über die beliebte Bucht eine Gruppe asiatischer Touristen hinter uns zu lassen. Wieder fühlten wir uns wie in einer anderen Welt... von den grünen Hügeln, die uns aus Neuseeland so vertraut waren, war nichts zu sehen... stattdessen wanderten wir durch einen Wald mit hellen Bäumen, die ihre Rinde verloren über zum Teil rote Erde und bestaunten die um uns rum auf den Bergen liegenden, riesigen, schwarzgestreiften Gesteinsbrocken! :) Eine Zeit lang ging es immer bergauf... bis wir den Sattel des Berges erreicht hatten und sich uns der Blick auf die so berühmte Wineglas Bay eröffnete!
Wir stellten fest, dass der Lookout für die meisten Touristen der Endpunkt war... Genau das merkte man auch dem Weg an, der an diesem Punkt weiterführte: Er wurde enger... wilder... einfach schöner! :) Ab jetzt mussten wir wieder hintereinander laufen und vermehrt aufpassen, wo wir unsere Schuhe hinsetzten... Es ging durch dichten Wald, über Steine und Wurzeln... und der Abstieg war deutlich steiler, als der Aufstieg. Und plötzlich lichtete sich der Wald... die Steigung lief sanft aus und als wir hinter den Dünen hervortraten standen wir an einem paradiesischem Strand... menschenleer... wieder dieser helle feine Sand... dazu das leuchtende türkisklare Meerwasser... und die rotorangen Felsen. Es gab keinen schöneren Ort für eine kleine Rast! :)
Und es wurde noch verrückter... da kam doch nicht tatsächlich ein Wallabie aus dem Wald gehoppelt?! Es war wieder eines der neugierigen kleinen Kollegen, die alles ganz genau untersuchen mussten... und die uns nicht zu fürchten schienen. Natürlich war unser Rucksack am Interessantesten... und Futter wäre sicherlich wieder lieber gesehen gewesen, aber auch dieses Tier gab sich mit ein paar Minuten Kraulen zufrieden. Abgesehen davon, dass wir kein Essen dabei hatten, wollten wir es nicht unbedingt füttern... Es sollte wild bleiben... obwohl sich darüber streiten lässt, ob es für Wildtiere typisch ist, sich anfassen zu lassen. Scheinbar hatte der kleine Kerl nie schlechte Erfahrungen mit Menschen hier im NP gemacht. Nur für Selfies fehlte es ihm deutlich an Geduld und Übung! ;) Wir gaben schließlich auf und gaben uns mit den lustigen Versuchen zufrieden! :) Es wurde Zeit für uns, unseren Weg fortzusetzen, als einige Touristen ebenfalls am Strand ankamen. In einem großen Bogen sollte es wieder zurück zum Parkplatz gehen... eine weite Schleife lag vor uns. Also auf geht's! :)
Unser Rückweg führte weiter durch den Nationalpark. Trotz des stundenlangen Wanderns hatten wir nur einen kleinen Teil des Nationalparks gesehen. Es ging wieder durch grünes Buschland, auf Felsen entlang der Küste, durch kahle graue trockene Nadelwälder und an weiteren wunderschönen Strandabschnitten lang! Wie am Strand der Weinglas Bucht erschien es verlockend, die Schuhe auszuziehen, wenn man den feinen Sand und das klare Wasser sah. Aber wie zuvor stieg uns ein verräterischer Geruch nach Fisch in die Nase. Es war das selbe Bild, wie in der Bucht: Überall weiter oben am Strand lagen tote, silberne "Einhornfische". Wir hatten solche Fische noch nie gesehen... Warum wir ihnen diesen Namen gaben, ist offensichtlich: Alle hatten einen spitzen, sehr harten Stachel auf der Stirn... Es war mit Sicherheit kein Vergnügen auf solch einen Stachel zu treten... zumal hier Millionen dieser Fische am Strand lagen! Das allein störte den friedlichen, perfekten Eindruck von den Stränden. Waren es starke Wellen in der Nacht oder nur die einsetzende Ebbe, die diesen Fischen zum Verhängnis geworden war? Wir wissen es nicht. Aber tatsächlich atmeten wir tief durch, als wir wieder im Wald waren! :)
Zurück am Auto hatten wir noch etwas Zeit und fuhren direkt zum Leuchtturm des benachbarten Tourville Capes. Von hier hatte man eine gute Sicht auf den Eingang zur Weinglas Bucht und konnte seine Blicke weit über den Ozean schweifen lassen... Und gar nicht weit vom Ufer einer Insel... da schwamm doch was im Wasser... Durch ein Fernglas sahen wir den Delfinen und Seerobben eine Weile zu, bevor es nun wirklich an der Zeit war, sich um einen Schlafplatz zu kümmern. Wir hatten einen tollen Tag im Freycinet Nationalpark gehabt, aber die Reise sollte weitergehen!
Auf der Suche nach einem öffentlichen Bad, um unser Geschirr von heute morgen noch abspülen zu können, landeten wir noch vor Einbruch der Dunkelheit im kleinen Örtchen Benchino... Wir fielen fast aus allen Wolken als wir hinter dem Umkleidehäuschen am Strand tatsächlich Duschen fanden, die einen Heiß-Kalt-Regler hatten... sollte das wirklich funktionieren? Ja es tat es tatsächlich... und während der nächsten Tage stellten wir fest, dass es keine Ausnahme war, dass man sich an den Stränden Tasmaniens mit warmen Wasser abduschen konnte! Nach den letzten Tagen und unserer Wanderung heute kam eine heiße Dusche wie gerufen! Wir hätten sie eeewig genießen können... wäre das Warmwasser (vermutlich mittels Boiler erwärmt) nicht irgendwann zu Ende gewesen... Für mich kam das etwas plötzlich, als für Kai der bereits 5 Minuten vor mir mit dem Duschen begonnen hatte! :D Trotzdem waren zwei neue Menschen geboren! Es war während der Dusche immer weiter zugezogen... die Schiffe, die vor dem Strand vor Anker lagen schienen zu schweben, da die Grenze zwischen Himmel und Meer so verschwommen war, dass sie sich nahezu aufgelöst hatte! Ein Einheimischer, der einen kleinen Spaziergang am Strand machte, grüßte uns nett... kurze Zeit später winkte er am Strand stehend in unsere Richtung... huch, was wollte er? Wir spazierten zu ihm runter... Er zeigte auf einen schwarzen Schatten im Wasser: "Ein Stachelrochen! Selbst wenn das Wetter mitspielen würde... das wäre keine gute Zeit schwimmen zu gehen!", informierte er uns. Wir beobachteten fasziniert den schwarzen, riesigen Rochen... und bedankten uns bei ihm für das Zeigen! Wieder war es einsetzender Nieselregen, der unseren Strandaufenthalt beendete. Aber es war wieder schon nach der Dämmerung und wir mussten ja noch ein Stück weiterfahren.
Im Dunkeln erreichten wir den Zeltplatz am Lagoons Beach... Das Erkunden des Platzes mussten wir wohl auf Morgen verschieben! Der Regen prasselte auf die Scheiben... Wir hatten das Gefühl, heimlich eine Abmachung mit dem Regen getroffen zu haben...: Tag wir, Nacht er. So konnte es weiter gehen! :)
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