Unsere letzten Wochen in Martinborough

Die Arbeitswoche nach dem entspannten Wochenende am Cape Palliser begann fast zu entspannt... Am Montag ging es für 2,5h tatsächlich nochmal in die Ernte! Zusammen mit einigen unserer alten Arbeitsgruppe pflückten wir die nun wirklich letzten Weinreben... Größtenteils handelte es sich dabei um die schimmligen Trauben für den Dessertwein. Danach hatten alle (inklusive wir) frei... immerhin handelte es sich für die meisten Neuseeländer eh wieder um ein verlängertes Wochenende: Dienstag, der 25.04.2017 war nämlich der ANZAC Day, ein Feiertag in Neuseeland, Australien und Tonga. Letztendlich wird an diesem Tag den gefallenen Soldaten des ersten und zweiten Weltkrieges aus diesen drei Ländern gedacht. Zu diesem Anlass gab es frühmorgens in vielen Ortschaften große Paraden der Armee. Nichts für uns entschieden wir und genossen den freien Tag zu Hause. Außerdem war das der Tag, wo ich es endlich schaffte und unsere gesammelten Beschwerden gegen die Beerenfarm von Dot auf den Weg geschickt wurden! Wir sind gespannt, was dabei rauskommt. Einen Tag später erhielten wir bereits Antwort: Worksafe hatte den Teil, der nicht die Arbeitssicherheit betrifft an die entsprechende Vereinigung weitergeschickt, die sich um die Arbeitnehmerrechte kümmert und versprach dem Rest nachzugehen. Sehr gut! Wir und unser Anliegen wurden, auch wenn wir als Backpacker nur vorübergehend im Land sind, ernst genommen. Hoffentlich ließ sich so irgendeine Änderung auf der Farm erzielen.

Ein Rugbyspiel in Masterton in Live
Ein Rugbyspiel in Masterton in Live

Der Rest der Woche verlief wie gewohnt und wir und ein kleiner Teil unserer alten Gruppe waren noch gut mit den Netzen beschäftigt. Kai unterhielt sich viel mit John und wir wurde bei dieser Gelegenheit zu seiner Familie nach Samoa eingeladen. Am Wochenende hatten wir wieder frei. Bei dieser Arbeit bestand kein Grund zur Eile oder gar für eine Arbeit am Samstag, so dass unser zweitägiges Wochenende damit gesichert war. Es waren wieder wunderschöne Tage, die wir ganz für die Gartenarbeit und für Unternehmungen mit Mike und Carolyne nutzten. So war das abendliche Serienschauen schon fast zur Routine geworden. Und am Samstag begleiteten wir die Beiden zu einem Rugbyspiel  nach Masterton. Ihr Schwiegersohn Jim spielte in einem der beiden Teams. Wir machten auf der Tribüne schnell einen Crashkurs für die Spielregeln dieses merkwürdigen Sportes. So ganz verstanden wir nicht alles... aber nach diesem Crashkurs machte das Gerangel unten auf dem Rasen doch etwas mehr Sinn! Immer wieder rissen sich die Spieler zu Boden, rannten mit vollem Tempo in ein Gedränge und schubsten sich herum. Interessantes Spiel und tatsächlich auch spannend, wenn man einige Regeln kennt... aber Fußball ersetzen kann es lange, lange nicht. :) Diese Meinungsverschiedenheit würde wohl zwischen uns und der Familie Moran bestehen bleiben. Tatsächlich war mittlerweile wieder die komplette Familie auf der Tribüne versammelt! Shawn kam mit Klein-Bea und Scarlett war mit Flynn da. Generell herrschte auf der Tribüne ein fröhliches Gebrabbel... es war vielmehr ein Treffen von Freunden, Familie und Bekannten, während das Sportevent so nebenher lief. Richtig fiebernd dem Spiel folgte keiner. Das gab dem Ganzen nochmal eine ganz eigene Atmosphäre... so war das Ergebnis am Ende aber dann auch nicht so wichtig und keiner störte sich daran, dass Jims Team als Verlierer aus der Party ging. Im Gegenteil... es schien ganz egal, wer die Punkte machte: Wenn ein Team scorte wurde auf beiden Seiten der Tribüne applaudiert. Nett!


Kai beim Clipentfernen
Kai beim Clipentfernen

Am Montag, den 01.05.2017 brach unsere letzte Arbeitswoche in Martinborough an. Plötzlich war bis auf unsere kleineren Chefs keiner unserer Gruppe mehr da. Wir waren tatsächlich die einzigen zusätzlichen Arbeiter, die übrig geblieben waren. Auch unsere Arbeit änderte sich nochmal. Jetzt nachdem alle Netze entfernt waren, wurde es Zeit, die Reihen langsam auf das Pruning (Zurückschneiden) vorzubereiten. Dazu mussten wir diverse Clips von den Drähten entfernen, die die Zweige der Bäume auf Position hielten. Außerdem half Kai beim Aufladen und Lagern der zusammengerollten Netze. Der Herbst hielt Einzug und zeigte es uns gnadenlos. So hatten wir so manche frostige (ja es gab Frost!!!) Nacht, gefolgt von einem eisigen Morgen! Wie unangenehm bei diesen Bedingungen das Clipentfernen war, muss ich wohl nicht erwähnen. Aber der Herbst zeigte auch seine farbenfrohen Seiten: Die Blätter des Weins waren von grün, über gelb bis rot in den schönsten Tönen eingefärbt und auch das Wetter zeigte wunderbare farbige Phänomene. Rote Sonnenaufgänge (wir waren früh genug auf der Farm), goldener Nachmittagssonnenschein, dunkelgraue Wolkenberge inklusive Weltuntergangsstimmung und die klarsten Regenbögen!

Unser letzter gemeinsamer Abend am Kaminfeuer
Unser letzter gemeinsamer Abend am Kaminfeuer

Zum Ende der Woche standen erneut einige Abschiede an... Leider konnten wir uns von Gerry nicht richtig verabschieden, da er an unserem letzten Arbeitstag (Freitag, der 05.05.2017) nicht da war. Unglücklicherweise war er tags zuvor auf seiner Holzterrasse ausgerutscht und so ungünstig auf die Hüfte gefallen, dass jeder Schritt und das Sitzen wehtaten. So war er nach einem Arztbesuch zu Hause geblieben.
Dafür gestaltete sich unser letzter Abend mit unserer liebenswerten Familie zu Hause umso herzlicher! Neben Mike und Carolyne ließ es sich auch die älteste Tochter Shawn samt Ehemann Henry, Tochter Beatrice und Hund Mickey nicht nehmen, uns allen einen schönen letzten gemeinsamen Abend zu bescheren. Im großen Kaminzimmer war der Kamin eingeheizt worden und Shawn und Carolyne kümmerten sich um ein Festmahl!!! Ich nutzte die Zeit und spielte etwas mit Bea und die Männer führten Männergespräche über Fußball, Rugby und Biersorten! :) Später saßen wir alle glücklich beim Essen... Es gab sooo viele leckere Dinge! Die zwei hatten sich nicht lumpen lassen und hatten so einiges auf den Tisch gezaubert: Kichererbsen-Patties, ein vegetarisches Curry, ein Blumenkohl-Halloumi-Salat, panierte Räucherkäseschnitzelchen und zum Nachtisch selbstgebackenen Kuchen und Eis... Es war sagenhaft! Wir fühlten uns so wohl mit dieser Familie und genossen unseren letzten gemeinsamen Abend! Wie gut, dass wir damals auf der so verfluchten Beerenfarm angefangen hatten... ohne diesen Fehlversuch wären wir niemals hier gelandet und hätten diese fantastischen Menschen kennengelernt!!!


Die Zwei bewachen unsere Tuerschwelle
Die Zwei bewachen unsere Tuerschwelle

 

In der  letzten Nacht wich uns Tidders keinen Meter von der Seite und schlief bis zum Morgen in unserem Bett. Auch tagsüber beobachteten er und Billy ganz genau, wie wir alles zusammenpackten und unser kleines Häuschen auf Vordermann brachten. Am Nachmittag waren wir soweit … und so schwer Abschiede fallen, umso glücklicher waren wir, diese Bekanntschaften gemacht haben zu dürfen. Wir versprachen Carolyne und Mike über Facebook in Kontakt zu beiben und nachdem uns Carolyne noch einiges der Reste des gestrigen Abendessens eingepackt hatte, verließen wir den Hof. Wie an unserem ersten Tag, weideten die Kühe mitten auf dem Weg und guckten uns verdutzt an, als wir vorbeirollten!

Abendbrot  im Abendrot... oder so aehnlich ;)
Abendbrot im Abendrot... oder so aehnlich ;)

 

Damit hatte uns die Straße wieder: Wir waren auf direktem Weg nach Auckland und würden tagsüber fahren, soweit wir kamen. Zurück im Camperleben hieß aber auch mit den kalten Temperaturen zu kämpfen und sich mit den immer kürzer werdenden Tagen zu arrangieren! Mittlerweile war es 18:00 Uhr stockdunkel. So hielten wir eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang am Straßenrand, um noch im Tageslicht unser Abendbrot zu essen.
Weit kamen wir heute nicht mehr... Gegen 20 Uhr machten wir Feierabend. Nördlich von Palmerston North parkten wir unser Auto im Simpsons Scenic Reserve für die kalte bevorstehende Nacht. Wie vermissten wir die Heizdecke und das gemütliche Kaminfeuer jetzt schon!

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