Unsere freien Tage wurden nur durch 9 h Arbeit am Samstag unterbrochen und schon waren wieder Feiertage! Die sind ja ganz nett... aber nicht, wenn man eigentlich arbeiten will. Aber gut: Ostern ist Ostern! Und irgendwie fühlten wir uns auch wirklich so wohl in unserem neuen Zuhause, so dass wir es liebten die Tage einfach auf dem Grundstück zu verbringen nach den letzten Monaten Reise. So war es kein Wunder, dass das Holz innerhalb Ostersonntag und Ostermontag fertig gestapelt war! :) Als nächstes stand dann wirklich Gartenarbeit an: Die Beete waren vor dem Winter auf Vordermann zu bringen und das Alte sollte größtenteils raus aus der Erde. Ansonsten freuten wir uns durch das Internet die Möglichkeit zu haben, Kais Familie und Flo aus Halle mal wieder zu sehen und zu sprechen! Über Skype wurden alle Neuigkeiten ausgetauscht! Flo würde uns wirklich besuchen kommen! Am 02 Juli würde es soweit sein! Wie schön! Die Vorfreude war jedenfalls schon riesig! Nach der Holzstapelei, als es dämmerte und der Regen wieder einsetzte, entspannten wir uns an diesen schöne Feiertagen im hauseigenen Spapool! :) Es war herrlich... draußen schon ziemlich kalt, der Dampf vom warmen Pool um uns und das leichte Plätschern des Regens! Ein perfekteres Wetter für sowas gab es nicht!
Und da Ostern ja auch irgendwie immer auch ein Familienfest ist, war es an der Zeit noch den Rest unserer neuen Familie kennen zu lernen! Die zwei Töchter Shawn und Scarlet waren mit ihren Familien zu Besuch und so sprangen auch die kleinen Enkelkinder Flynn und Bea bald im Haus und im sonnigen Außenbereich des Pools rum! Der nächste Nachwuchs stand schon vor der Tür. Ende des Jahres war es soweit! Carolyne und Mike freuten sich schon riesig! Auch die katzenverliebte Oma Pamela und die Schwester von Mike kamen auf einen Plausch vorbei! Bei so viel Trubel zogen wir uns gerne mal in unser kleines Häuschen oder zur Gartenarbeit zurück. Immerhin hatte sich die Familie auch ohne uns viel zu erzählen! Dennoch fühlten wir uns sehr willkommen.
Die Arbeitsabende ließen wir meist zu viert gemütlich vor dem Fernseher ausklingen. Carolyne und ich verfolgten gespannt eine Kochshow... Wir bekochten uns gegenseitig (vegetarisch war eine
kleine Herausforderung für Carolyne... aber sie meisterte es vorzüglich und hatte sogar Spaß daran, vieles auch einfach auszuprobieren!) und die zwei waren entzückt vom Käseschnitzel! :)
Tatsächlich übernahm sie das gleich in ihre Kochliste!
Hin und wieder arbeiteten wir nach der Arbeit noch etwas im Garten... nach den Beeten beim Hühnerstall war das Beet vor den Häusern dran... und das Kräuterbeet. Das Ausdünnen nahm Kai sehr genau
und es kam durchaus vor, dass Carolyne eins, zwei Kräuter umsonst im Beet suchte. Dafür sah man plötzlich das Beet wieder. Seit die Enkelkinder da waren und sie immer mal in der Woche auf sie
aufpasste, kam die Zeit für Gartenarbeit etwas knapp. Sie war super froh über unsere Hilfe diesbezüglich. Wir befreiten den Weg zum Holzschuppen als Nächstes von Unkraut und
Pflanzenzuwucherungen, beschnitten Hecke und Bäume... und sogar im Haus fand sich etwas für uns zu tun: Tapete abrupfen! Ein neues Bad sollte her und dafür war einiges zu tun... :) Es war eine
schöne Zeit! Sogar einen Kartenspielabend mit Wein und Bier fand Platz! :) Es fehlte uns an nichts und wir fühlten uns zu Hause!
Leider geht alles einmal zu Ende... so sollte Mittwoch, der 19.04.2017 der letzte Erntetag sein. Als Danke sollte am kommenden Freitag dann das Winzerfest steigen. Aber es war auch wieder so, dass immer wenn eine Tür zugeht, eine andere aufgeht. Auf unsere Nachfrage war es kein Problem für Gerry uns auf dem Weingut weiter zu beschäftigen! :) Uns fiel ein riesen Stein vom Herzen: Die zwei Wochen bis zu unserem Tasmanienurlaub waren damit gerettet! Er versprach uns, dass er schon Arbeit finden würde... allerdings seien wir die Einzigen, die er erstmal konstant weiter beschäftigen wollte. Womit wir das verdient haben, wussten wir nicht... war es „nur“ die gegenseitige Sympathie (nach wie vor verteilte er fröhlich Umarmungen) oder war es, dass Carolyne und Mike gute Worte für uns eingelegt hatten? Es war jedenfalls großartig und wir begannen noch in der gleichen Woche unsere „neue“ Arbeit. Da die Bäume im Winter neu beschnitten werden mussten, war einiges dafür vorzubereiten. Als erstes mussten die Netze von den Reihen: Die Trauben waren geerntet, die Blätter fielen langsam alle ab, das Gras wuchs immer mehr... also weg damit! Dazu rollten sie die Netze mit einem Traktor auf... doch vorher mussten die Metallhaken aus dem Boden gezogen und die Netze, die vom Gras gut eingewachsen waren vom Boden gelöst und hoch auf die Pfeiler gelegt werden! Durch das hohe Gras war das ordentlich anstrengend und so mancher Knoten war fast unlösbar! Die Reihen zogen sich teilweise ins Unendliche und gerade am Morgen war das Gras und die Netze vom Tau ganz nass! Es war auch zunehmend kälter geworden und manche Nacht hätten wir ordentlich gefroren ohne die Heizdecke. Dementsprechend schmerzhaft war es morgens für die kalten, von Tau nassen Finger Knoten und Haken zu lösen! Aber wir waren so dankbar, dass wir weiter hier arbeiten durften!
Am Freitag, den 21.04.2017 hatten wir nur einen halben Tag, da noch einiges für das Winzerfest ab 15:00 Uhr vorbereitet werden
wollte. Nach einem kurzen Frischmachen machten wir uns zu Fuß (es gab sicher wieder den guten Ata Rangi Wein... und diesmal wollte ich mich gerne durchprobieren!) auf den Weg in die Stadt. Die
Taschenlampen hatten wir für den Rückweg natürlich dabei, auch wenn Carolyne uns angeboten hatte, uns mit Auto dann abzuholen. Wir müssten ihr nur schreiben oder sie anrufen (egal wie spät, es
war ja Wochenende). Aber innerlich wussten wir schon, dass wir von diesem Angebot kein Gebrauch machen würden. Es waren nur 30 Minuten bis nach Martinborough. Es gab nur eine etwas knifflige
Stelle: eine enge Brücke ohne Fußgängerweg. Sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg mussten wir an dieser Stelle rennen, um so schnell wie möglich wieder von der kurvigen Fahrbahn runter zu
kommen.
Das Wetter für das Fest hätte besser nicht sein können! Es war ein wunderschöner Herbsttag! Als wir ankamen, gehörten wir mit zu den ersten Gästen! Gerry freute sich uns zu sehen und zeigte uns
stolz sein Lamm, dass er immer wieder drehen musste. Es gab auch genug Salat, Kartoffeln, gegrilltes Gemüse, Brot... also auch ohne Lamm ein gutes Essen! Damit hatten wir gar nicht so richtig
gerechnet. Ansonsten schenkte Gerry gleich seinen guten Wein aus! Und tatsächlich hab ich mit dem Pinot Gris meinen Lieblingswein gefunden. Ich probierte mich durch alle Sorten... am Ende nach
dem Essen gab es sogar einen richtig süßen Dessertwein. Jetzt wussten wir, was aus den schimmligen Trauben geworden ist, die wir an den letzten Tagen gezielt pflücken sollten! Der Schimmelpilz,
wenn er nur lang genug wirken kann, entzieht den Trauben die Flüssigkeit, so dass sie etwas einschrumpeln und vor allem Zucker übrig bleibt... Die Grundlage des süßen Weines! Es war faszinierend!
Auch so wussten wir beim Ernten für welchen Wein, welche Trauben geerntet wurden. Gerry hatte immer vor der Arbeit erzählt, worauf wir bei den einzelnen Rebsorten vornehmlich achten sollten! Es
war also umso spannender, jetzt das Produkt der Arbeit kosten zu können!
Mit voranschreitender Zeit waren nach und nach alle da! Auch der große Chef Clive ließ sich das nicht entgehen... und ehe wir es uns versahen, hatte er einen Cricketschläger bei der Hand und sie
warfen sich den Ball zu und schlugen den Ball soweit es ging! Kai fand einen kleinen Fußball, wir kickten ein wenig hin und her und es dauerte nicht lange und es fanden sich ausreichend
begeisterte Spieler (der Cricketschläger war vergessen;)) für ein kleines Match! Das war ein Spaß! Jeder spielte mit, egal wie gut oder schlecht er Fußballspielen konnte und alle hatten einfach
nur Freude daran! Danach war all den Beteiligten gleich nur noch halb so kalt! Dennoch waren wir froh, als später in der Nacht schließlich ein Feuerchen in der Feuerschale brannte! Gerry und ich
erzählten uns gegenseitig von unseren Abenteuern in Südafrika (er war auch schon mal da), Kai unterhielt sich angeregt mit den Franzosen und immer wieder witzelten wir mit Esther herum.
Zwischendurch gab es ein Geburtstagsständchen für Jack und wir sahen zu, wie er verzweifelt versuchte, die sich immer wieder von Neuen allein entzündenden Kerzen auf seinem Geburtstagskuchen
auszupusten. Alle lachten und der arme Jack musste das kleine Endlosspielchen eine Weile mitspielen! Quittiert wurden seine Bemühungen am Ende mit: „Das war aber nicht der beste Blowjob!“,
woraufhin erneutes Gelächter folgte! Es war eine aufgelockerte, fröhliche Stimmung. Die Musik lief bis weit in die Nacht und wem das Feuer nicht ausreichte, der gab auf der kleinen Bühne seine
Tanzkünste zum Besten! Mit den schönsten Erinnerungen liefen wir über die dunkle Kuhweide zurück nach Hause, genossen den Sternenhimmel über uns und freuten uns auf das warme Bett, als unser Atem
als kleine Nebelwolke in der kalten Nachtluft aufstieg!
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