Gut ausgeruht, frisch geduscht und frohgelaunt setzten wir am nächsten Morgen unsere Reise nach Karamea fort. Karamea hat nur eine Zugangsstraße von Westport aus kommend, da es vom großen
und uns gut bekannten Kahurangi NP zu allen anderen Seiten eingekreist wird. Wenn wir heute an unserem Ziel waren, um uralte, riesige, von der Natur geschaffene Steinbögen zu bewundern, wussten wir, dass auf der anderen Seite des Nationalparks Ngatimoti und Johns Berryfarm sein würde! Wir waren also schon fast wieder zurück!
Wieder wurden wir von schönem Wetter begleitet... Was waren wir auch für Glückspilze! Karamea selbst hat nicht viel zu bieten: Eine Straße, einen Foursquare (Lebensmittelladen) und das wars. Aber etwas außerhalb bereits im Kahurangi NP dort lag unser Ziel: Die vor 1000en von Jahren natürlich geschaffenen Moria Arch und Opara Arch! Nach 14 km gravel road waren wir am Parkplatz. Von hier starteten mehrere Wanderungen. Als erstes wanderten wir zur Moria Arch. Unser Weg führte durch den Buschwald des NPs vorbei an für Neuseeland-Verhältnisse riesigen Bäumen, die von unten bis oben mit Moos überzogen waren! Wie im Märchenwald... Wir wurden auch schon bald von einem Robin entdeckt und begleitet... da war er also wieder: dieser kleine schwarze, neugierige Vogel. Schließlich mussten wir nur noch in eine Höhle hinabsteigen und standen direkt unter dem Naturtor an einem rotbraunen Fluss mitten im Dschungel.
Davon schon fasziniert, sollte der Opara Arch noch größer und beeindruckender sein! Auf dem Weg zu diesem zweiten Bogen ging es die ganze Zeit entlang des rötlichbraunen Flusses durch den Dschungel. Und wie aus dem Nichts erhob sich plötzlich vor uns der 200 Meter lange Steinbogen! Er war einfach riesengroß! Oder wir zu klein? Auf jeden Fall fühlten wir uns wie Ameisen... so ganz wohl war uns auch nicht, als wir die vielen heruntergefallenen Steinbrocken auf dem Boden sahen und huschten schnell unter dem ersten Bogen hindurch bis wir im sicherer aussehenden Tunnel standen. Wir genossen noch etwas den Anblick dieses Jahrhunderte alten Naturbauwerkes, bevor wir den Rückweg antraten.
Es war bereits 15:00 Uhr, als wir uns von den Steinbögen lösen konnten. Die paar Höhlen, die es hier noch in der Nähe gab, fielen somit von unserer To-Do-Liste... aber das konnten wir verkraften... immerhin hatten wir hier auf der Südinsel schon einige Höhlen erkundet und morgen stand eh die Nächste auf unserem Plan. Zeit, sich auf den Rückweg zu machen. Da uns der Zeltplatz von letzter Nacht so gut gefallen hatte, entschieden wir kurzerhand eine weitere Nacht hier einzuchecken. Diesmal fanden wir die Besitzerin in ihrem Haus vor. Sie konnte sich zwar nicht an uns in Person erinnern... aber als wir ihr unsere Namen gaben, machte es Klick. :) Den Rest des Nachmittags nutzten wir zum Entspannen und für einen kleinen Strandspaziergang (wieder gingen einige kleine Steine in meine Taschen... blöd, wenn man einmal damit anfängt ;)).
Kurz bevor wir ins Bett gingen, checkten wir nochmal unsere Mails. Wir mussten so langsam auch wieder etwas vorausplanen... Unsere Zeit auf der Südinsel neigt sich nämlich langsam dem Ende und spätestens auf der Nordinsel hatten wir uns vorgenommen, wieder etwas Geld für die Weiterreise zu verdienen. Noch waren wir nicht knapp bei Kasse, aber soweit wollten wir es erst gar nicht kommen lassen. Von unseren 4 Bewerbungen, die wir geschrieben hatten, hatten wir leider 2 Absagen. Meist lag es daran, dass die Arbeitgeber zu einem bestimmten Zeitpunkt Arbeiter suchten... sobald man, wie wir, auch nur einen Tag später erst auf der Südinsel ankommt, ist es schon zu spät für sie. Irgendwie ja auch verständlich. Nagut. Wir würden nicht aufgeben und immer mal, wenn wir etwas fanden, was interessant für uns aussah, eine weitere Bewerbung auf den Weg schicken. :) Immerhin ging jetzt so langsam die Zeit los, wo die meisten Backpacker wieder zurück nach Hause fliegen (fürs Studium und co.) und die Arbeitskräfte in diese Richtung knapp würden. Perfekte Ausgangssituation für uns! ;) Aber vorerst heißt es: Gute Nacht!
Gestern habe ich ja bereits etwas verraten, was bei uns heute auf dem Plan steht: Eine weitere Höhlenerkundung! Diesmal allerdings nicht auf eigene Faust, sondern eine geführte Tour... „Underworld Adventures“... na das klang vielversprechend! ;) Aber da unsere Tour erst gegen 14 Uhr starten sollte, hatten wir noch etwas Zeit Westport und Cape Foulwind zu erkunden. Allerdings hatten wir unsere zur Verfügung stehende Zeit etwas überschätzt und letztendlich fuhren wir mehr oder weniger nur schnell am Kapp Foulwind (wieder von Käptn Cook mit diesem etwas unverheißungsvollem Namen ausgestattet) vorbei. Wir mussten wieder etwas zurück in den Süden nach Charleston fahren. (Warum dieses Hin und Her und warum haben wir das nicht eher schon gemacht? Ganz einfach! Über Bookme gibt es immer wieder Rabatte auf einige Unternehmungen... so auch auf diese. Aber dabei ist man eben an bestimmte Zeiten gebunden. Wenn man also ausreichend Zeit hat, kann man in Ruhe auf diese Zeiten warten.) Pünktlich waren wir in Charleston und wurden von unseren Guides Andrea und Tim mit allem Nötigen ausgestattet: Helm mit Lampe, Schwimmanzug, Schwimmschuhe, Schwimmhandschuhe... Moment... warum eigentlich? Richtig, vor uns lag nicht etwa nur eine Höhlenwanderung... viel mehr würden wir bis tief in die Höhlen hinabsteigen bis wir an einen unterirdischen Berglauf kämen, uns in Reifen setzen und uns aus der Höhle hinaustreiben lassen... dann noch ein paar Stromschnellen den Fluss wieder abwärts bevor es zurück ging. Eine Art Blackwater Rafting! :) Wir waren gespannt!
Doch vorerst mussten wir an die Schlucht und die Höhlen gelangen. Nach einer kleinen Busfahrt, stiegen wir in eine kleine Schmalspurbahn um, die uns die letzten 2 km in den Busch des Paparoa Nps bringen sollte. An der Endhaltestelle gab es noch ein letztes Foto von der großen Gruppe, bevor Andrea und Tim die Gruppen teilten. Wir gingen mit Andrea mit und hatten Glück, in der kleineren Gruppe gelandet zu sein. Andrea schien für diesen Ort zu leben! Sie liebte ihr „Arbeitsbüro“ hier draußen und erzählte uns alles, was sie wusste! Die Gesteinszusammensetzung, die einzelnen Höhlen die wir passierten, die Glühwürmchen. Doch vorerst mussten wir unseren besten Buddy, den großen Schwimmreifen schultern und den Aufstieg (ca. 131 Stufen) zum Eingang der Höhlen meistern.
Und was das für Höhlen waren! Fantastische Höhlen, die zum Träumen einluden. So märchenhaft waren die Formen und Muster hier unten! Insgesamt gab es 3 Level... Jede Etage war anders... in der obersten Etage bestimmten Tropfsteine, Stalaktiten und Stalakmiten das Bild. Sie formten fabelhafte Wesen, riesige Gebisse von Dinosauriern, Könige und ihr Gefolge und Schlösser... Die Feengrotten in Deutschland lassen nur die Vielfalt erahnen, die sich uns hier zeigte! Die zweite Etage war ein riesiger Tunnel, der an einen U-Bahnschacht erinnerte... der Wind der hier unten durchpfiff bestärkte noch die Vorstellung, hier könnte jede Sekunde ein Zug durchsausen. Und ganz unten schließlich, wurde es allmählich nasser und wir stiefelten durch unsere ersten knöcheltiefen Pfützen.
Aber das Faszinierendste hier unten waren die Glühwürmchen! Wenn wir vorher dachten: „Haben wir ja auch schon an kostenlosen Orten gesehen“, dann zahlte sich jetzt hier alles aus. Andrea führte uns zu einem Platz, wir setzten uns auf die Reifen, machten unsere Lichter aus und plötzlich tat sich ein Sternenhimmel über uns auf! Schwache Lichter neben Starken, einige blinkten etwas... es war atemberaubend! Je stärker das Licht war, desto hungriger sind die Glühwürmchen, die mit ihrem Licht Insekten anlocken wollen, die sich dann in ihren klebrigen Fäden verfingen, eingezogen werden und schließlich einfach verschluckt werden. Wenn ein Glühwürmchen satt ist, geht das Lichtlein für eine ganze Weile aus, bis es wieder an der Zeit ist, auf Beutefang zu gehen! Wir hörten ihren Geschichten zu und am Ende genossen wir fünf einfach die Ruhe unter diesem unterirdischen Sternenhimmel! Ja es war eine Höhle... eine dunkle, tiefe und auch feuchte Höhle... aber da war nichts Beengendes... kein mulmiges Gefühl, so weit unter der Erde zu sein. Tatsächlich war es einfach nur ein friedliches Gefühl, was uns beherrschte. Auf unserer Weiterwanderung wurden wir sogar Zeuge, wie ein Glühwürmchen Glück hatte, und ihm eine kleine winzige Fliege in die Fäden ging. Tatsächlich zog es die Fliege zu sich heran und mit einer schnellen Bewegung „HAPS“ war die Fliege im braunen Wurmkörper! Selbst Andrea war ganz hin und weg! So aus nächster Nähe hatte sie dieses Phänomen auch noch nie beobachten können!
Und dann war es an der Zeit, die Reifen zu satteln und dem Fluss Richtung Ausgang zu folgen. Dazu bildeten wir eine Kette, ganz vorne Andrea die uns aus der Höhle manövrierte. Mit unseren Schwimmhaut-Handschuhen paddelten wir unser Reifenfloß, wenn wir nicht gerade rücklings auf den Reifen lagen und vor Faszination, den Kopf in den Nacken gelegt und zur Decke schauend, gar nichts mehr machten, als dieses kleine Naturwunder zu bestaunen. Hatten wir vorher einen Sternenhimmel über uns, bildeten jetzt ganze Glühwürmchenheere die schönsten Muster! Kreise, Spiralen, Wellenlinien... Dicht an dicht hingen sie unter der Ecke und es sah aus, als wären wir direkt in einem animierten Fantasyfilm gelandet!
Und dann waren wir plötzlich wieder im Tageslicht! Der Höhlenausgang war gefunden... Eine kleine Strecke mussten wir nochmal gehen, da der Höhlenfluss derzeit zu wenig Wasser führte und dann kam es aufs Paddeln und Selbstmanövrieren an! Das gelang nicht jedem aus unserer Gruppe gut! :) Manchmal konnte man sich gemütlich treiben lassen, aber bei den zwei Stromschnellen war es wichtig, dass man mit der Schnelle trieb und nicht irgendwo an einem Stein hängen blieb. Außerdem sollte man nicht den Po zu weit durch das Loch hängen lassen... sonst saß man auf jedem größeren Stein im Flusslauf auf! Da der Fluss eh zur Zeit verhältnismäßig wenig Wasser führte, wäre das eine sehr schmerzhafte Angelegenheit gewesen! Also Bauchmuskeln an und los! Ansonsten war es ein viel zu kurzer und sehr lustiger Reifenritt! Wenn man das Paddeln einmal raus hatte, konnte man sich wie beim Autoscooter gegenseitig aus der Bahn werfen... und drehen war auch ein Spaß!
Gegen 18 Uhr waren wir schließlich zurück! Praktischerweise kamen wir vor Ort noch in den Genuss einer warmen Dusche! Sehr gut! Da reichte für die nächste Nacht doch wieder ein kostenloser Campingplatz! ;) Noch ganz kurz und ein letztes mal kehrten wir zum Essen in Westport ein und entschieden uns dann, die Westküste heute noch zu verlassen! Wir würden einfach fahren, bis wir müde sind! Und tatsächlich kamen wir sehr weit: Bis zum Motueka River Valley! Da waren wir also wieder: Zu Hause! Da wir uns aber erst für den nächsten Tag bei John angemeldet hatten, kampierten wir kurzerhand im Nachbarort von Johns Platz: Woodstock. Morgen früh, gleich zum Frühstück werden wir wieder bei John sein! In den nächsten zwei Tagen waren wir hier ein letztes Mal mit Stephi und Vanessa verabredet! Und Emilie und Morgan sollten auch gerade da sein! Wie praktisch! Da trafen sich also alle nochmal am Ausgangspunkt! Aber vorerst erholten wir uns von einem weiteren aufregenden Tag! :)
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