Dieser Morgen war jetzt schon der Zweite in Folge, an dem wir ohne Frühstück fluchtartig den Campingplatz verließen. Grund war der strömende Regen. Innerhalb von 30 Sekunden war man völlig durchnässt. Wir waren also wiedermal auf der Suche nach einem Unterstand. In Greymouth angekommen, fanden wir zwar keinen Unterstand, aber dafür ein Schwimmbad... Gefrühstückt wurde eilig auf dem Parkplatz, bevor wir unsere Schwimmsachen schulterten und in die Schwimmhalle stiefelten. Duschen war immer ein schöner Moment und verbunden mit einem heißen Pool und einer Sauna … den zwei Bahnen hoch und runterschwimmen, wenn das Wetter draußen eh nicht mitspielte... Da gab es keinen Grund, lange zu überlegen! Nach 1-2 Stunden kamen wir erfrischt aus der Halle... und der Regen hatte endlich nachgelassen! Und nicht nur das: Es schien noch ein richtig schöner freundlicher Tag werden zu wollen! Perfekt, wir hatten nämlich heute einen Besuch des Freilichtmuseums in Shantytown gebucht! Das ist ganz in der Nähe von Greymouth, wo sie zum Teil originale Bauten aus der Goldgräberzeit hatten... Um diese herum haben sie weitere Gebäude herumgebaut und so eine Stadt geschaffen, wie sie früher einmal hier existierten!
Shantytown erwartete uns und wir wussten noch nicht so recht, was wir erwarten konnten... aber der Besuch hat sich wirklich sehr gelohnt! Es gab jede Menge zu sehen, entdecken und lernen! Eine alte Dampfeisenbahn brachte uns einmal durch das Museumsgelände zu einem alten Sägewerk. Hier war die Geräuschkulisse als Tonband dargestellt, während man durch die Hallen lief, alte Hand- und die erste Motorsäge bestaunen konnte und auf Schautafeln anhand einzelner Schicksale alles Wissenswerte über das Leben der Arbeiter und deren Familien eines Sägewerkes erfahren konnte. Weiter führte uns der Pfad an Goldsiedlungen vorbei... überall standen Pappfiguren, die durch einen Bewegungsmelder plötzlich anfingen ihre Geschichten zu erzählen... ob es die Bardame in einem alten Pub oder die Hausfrau vor ihrer Hütte war... der Minenarbeiter oder ein Wagabund am Wegesrand! Sie hatten sich hier ordentlich etwas einfallen lassen, um die Geschichte lebendig zu machen!
Bevor wir über einen Buschweg nach Shantytown zurückkamen, probierte Kai das Goldwaschen aus! Angeleitet wurde er von einem älteren Neuseeländer, der so perfekt in dieses Museum passte! Man merkte richtig: Er lebte dafür! Wir kamen etwas ins Gespräch (nachdem Kai ein paar mini Goldflakes reingewaschen hatte) über die Schätze Neuseelands und schließlich kramte er mehrer Greenstones aus seiner Tasche. Er verriet uns, wie wir sie richtig schleifen könnten, damit sie so schön glatt und grün leuchtend würden und wie wir sie erkennen könnten. Wir hatten ja schon einige Steine gefunden, sind uns aber bis heute nicht sicher, ob es wirklich Greenstones (also Jade) sind... oder eben einfach nur grünliche Steine! Es war ein lieber netter Mann und wir hätten uns sicher noch Stunden mit ihm unterhalten können... aber wir wollten auch noch den Rest entdecken...: Darunter ein Gefängnis, ein Besuch beim Barbier, der Tante Emma Laden, ein Saloon, eine alte Schule, eine Kirche, ein gutbürgerliches Haus, die Bank, das Krankenhaus, die Feuerwehr... um nur ein paar zu nennen! Alles was, eine große Stadt so zu bieten hat... eben nur alles etwas älter, als wir es heutzutage gewohnt sind.
Tatsächlich hatten wir einen spannenden Nachmittag und die Zeit flog nur so davon. Es war schon früher Abend und wir mussten uns noch einen Campingplatz in der Umgebung von Greymouth suchen. Etwas außerhalb wurden wir fündig und checkten auf dem Hof des Coummunity Centers in Blackball ein. Hierbei handelte es sich um eine alte, heruntergekommen wirkende Villa... wie aus einem Gruselfilm sah sie aus! Wie gut, dass wir immer noch Sonnenschein hatten und nicht alleine da waren. Die Kanadier, die wir kennengelernt hatten, als wir Wanaka hinter uns ließen waren auch gerade angekommen! Es gab eine Honestybox am Eingang des Grundstückes für die Gebühren... ansonsten war das gesamte Grundstück gespenstisch leer. Ein paar hölzerne und metallene Windspiele baumelten im Wind der Terrasse. Ich liebte diese spukische Atmosphäre hier! Zumindest zu diesem Zeitpunkt noch... Die Begegnung in der Nacht (wir hatten es uns bei noch angenehmen Temperaturen auf der Terrasse etwas bequem gemacht) mit einem alten, heruntergekommenen und lallenden Mann mit fehlenden Zähnen war dann aber selbst mir zu viel. In der Dunkelheit kam er torkelnd näher... blieb in einiger Entfernung zum Haus stehen und starrte uns einfach nur an, bevor er näher ins Licht kam. Da wurde uns doch etwas unbehaglich und wir zogen uns nach einem kurzen etwas gezwungenem Gespräch („Ah... Germany... CaCaCann youu remember the wall?“) schnell ins Bett zurück.
Nach dem Frühstück ging es ein letztes Mal nach Greymouth an den Strand: Greenstones suchen! Danach fuhren wir an der wildromantischen Westküste bei bestem Wetter weiter gen Norden nach Punakaiki zu den Pancake Rocks... Warum diese wohl so heißen? Seht selbst!
Wir sahen sogar wieder Delfinflossen vom Aussichtspunkt der Pancake Rocks im weiten Ozean auf- und abtauchen! Was für ein schöner Tag... Es war bereits Mittagszeit und was passte da besser zu diesem Ort als: Pancakes!
Frisch gestärkt (und nach einigen neidischen Blicken auf unsere Pancakes der umstehenden Menschen) waren wir bereit, die Gegend ein wenig zu erkunden. Eigentlich waren wir an dem Ort, an dem eine weitere mehrtägige Wanderung startete... und eigentlich wollten wir die auch machen... aber irgendwie passte das derzeit nicht so recht in unseren Zeitplan. Wie gut, dass man einen Teil des sogenannten Inland Pack Tracks auch als kurze Tageswanderung machen konnte... zum Ropoiri River und an dessen Ufer zurück durch den urig grünen Paparoa Nationalpark! In manchen Reisekommentaren war die Rede von einer Zeitreise... zurückversetzt in die Zeit der Dinosaurier... oder direkt ans Set von Jurassic Park! Und tatsächlich war die Wanderung durch den grünen Regenwald, der undurchdringlich zu beiden Seiten unseres Wanderweges lag, wie eine Reise in eine andere Welt! Hier gab es neben Farnwäldern, sogar Palmen... und das Wasser des Rivers floss rotbraun neben uns her!
Zurück in der Zivilisation, als wir auf der Straße wandernd unsere Augen über das weite Meer schweifen ließen, sahen wir sie dann: Delfine! Ok... nichts sooo besonderes... haben wir ja schon öfter, mag so mancher denken. Aber tatsächlich hatten wir sie so noch nie beobachten können! Wie Flummis hüpften sie auf und ab. Sie schossen geradezu aus dem Wasser empor, bis zu 1 Meter hoch und glitten elegant und voller Spannung zurück ins Wasser... immer und immer wieder in einem atemberaubenden Tempo! Leider hatte ich die Kamera nicht schnell genug zur Hand... Aber das war wirklich faszinierend!
Uns blieb nicht mehr viel Zeit bis es dunkel werden würde und wir wollten noch etwas weiter nördlich kommen. Eigentlich bis kurz vor Karamea. Also auf! Nachdem wir Westport passiert hatten, ging die Sonne langsam unter und tauchte die Westküste in ein magisches Licht... ich wurde nicht müde, immer neue Eindrücke aus dem Fenster heraus während der Autofahrt einzufangen. Wie es eben so ist bei Sonnenuntergängen: Das Farbenspiel, das Licht, die Wolken... alles verändert sich im Minutentakt.
Es dämmerte bereits, als ich nochmal im Handy die umliegenden Campingplätze checkte... irgendwie zog sich die Strecke vor uns noch ganz schön und es sollte noch im Zickzack über Berge gehen... nicht so das Angenehmste in der Nacht. Aber um uns rum waren nur für unseren Geschmack zu teure Plätze... oder warte! In den Kommentaren las ich vom Campingplatz in Mohikinui einen ganz anderen Preis, als auf der Startseite angezeigt: 5 Dollar pro Person... Die Entscheidung war klar! Wir wendeten und fuhren zurück! Das lohnte sich dann doch, vor allem wenn man Duschen und eine Küche haben konnte (für (wenn wir mal ehrlich sind viel zu wenig Geld)! In Mohikinui angekommen, war der Zeltplatz schnell gefunden (direkt in Nachbarschaft eines Riesensportplatzes)... nur gab es keine Rezeption. Dazu musste man sich bei einem Wohnhaus im Ort melden. Auch das war schnell gefunden... blöd nur, dass keiner Zuhause war. Aber es hing ja ein Zettel mit Telefonnummer an der Haustür. Am Telefon war die Besitzerin ziemlich schwer zu verstehen... sie sprach nicht ganz deutlich... die Hintergrundgeräusche waren etwas lauter... und warte... lallte sie? Wir fanden schließlich heraus, dass wir sie an der Bar treffen konnten. Das war einfach: Hier gab es nur eine Bar! Am Tresen klärten wir dann die restlichen Formalitäten, bezahlten und fuhren guten Gewissens auf den Campingplatz.
Am Strand sahen wir uns nur kurz um. Wir hatten schon wieder Hunger. Gut, dass wir eine Küche hatten, viel Licht und somit nicht im Dunkeln kochen mussten! Satt und Zufrieden gingen wir schließlich schlafen. Morgen würden wir Karamea dann sicherlich erreichen.
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