Countdown bis zur Transalpinen Eisenbahn

Ist das wirklich noch Neuseeland?
Ist das wirklich noch Neuseeland?

 

Auch morgens waren wir zu zimperlich für das kalte Wasser... dabei hatten wir wirklich überlegt... gestern noch... naja heute war ein neuer Tag. ;) Wahrscheinlich sind wir mittlerweile ganz schön verweichlicht, was die Temperaturen angeht... und werden uns im deutschen Winter dann ganz schön umschauen... aber bis da hin, haben wir ja zum Glück noch viel Zeit. Erstmal müssen wir den Herbst und Winter hier unbeschadet überstehen. Aber bisher holten wir den Sommer nach. So auch heute: Der Tag startete mit wunderbarem Sonnenschein und einem gemütlichen Frühstück für uns und die Enten.

 

Kaum vom Campingplatz gefahren, meldete sich die Warnleuchte für das Motorenöl mal wieder. Wir hatten jetzt ja immerhin ein viertel Jahr Ruhe gehabt. Wie gut, dass unser nächster Halt nur ein paar Minuten entfernt war: Das Cave Stream Reserve. Auf dem Weg dorthin staunten wir wieder über die auf einmal komplett andere, sagenhafte Landschaft um uns rum! Neuseeland hat so viele Gesichter!

 

Der Stream der diesem Reserve seinen Namen gibt, war schnell ausfindig gemacht
Der Stream der diesem Reserve seinen Namen gibt, war schnell ausfindig gemacht

 Hier angekommen füllten wir erstmal Öl nach (jap, wieder hieß es Steine unter das Bett zu stapeln, damit man an den Sitzen vorbei an den Ölmessstab kam... diese japanischen Autos!). Während wir noch bastelten, kamen andere Touristen von der Höhle wieder, die wir erkunden wollten... und sie waren alle komplett nass! Dass es in der Höhle einen Fluss gab, wussten wir... aber dass er so tief war... So waren wir gewarnt und es war ein lustiges Schauspiel, als sie sich alle umzogen und Tshirt und Hosen in die Sonne zum Trocknen hingen. Wir rüsteten uns gleich mit Badeshorts aus, ließen die Jacken da, banden die Gürteltaschen so hoch es ging (sie hingen unter den Achseln), zogen die Badeschuhe an und machten uns mit Taschenlampen bewaffnet auf den Weg. Die Empfehlung war gegen den Strom zu laufen, da es unterirdisch deutlich leichter wäre. Es gab einen Höhleneingang und dann ging es 565m durch den Berg zu einem anderen Eingang... Wie lange 565m im Stockdunkeln sein können, unterschätzt man gerne. Der Eingang war schnell gefunden... wir versuchten so lange wie möglich trockenen Fußes durch zu kommen... aber bevor das Tageslicht ganz verschwunden war, mussten wir schon in die Mitte des Stromes... und nicht nur das: Gleich zu Beginn standen wir im hüfthohen eiskalten Wasser! Kein Wunder... immerhin kam es direkt aus den Bergen! Der Atem ging immer schneller, als das Wasser langsam bis zur Brust anstieg... nee, das konnte so nicht geplant sein... wir fanden schließlich eine Stelle, wo wir hinausklettern und uns an der Höhlenwand entlangtasten konnten. Nur um kurze Zeit später wieder ins Wasser zu steigen. Aber hier oben war es erstmal nur noch wadentief! Mittlerweile waren wir tief im Berg drin: Es war rabenschwarz um uns herum, unser Atem bildete Rauchschwaden im Taschenlampenlicht. Die Wände warfen das Rauschen des Wassers und Tropfgeräusche zurück! Es war magisch! Die Füße waren zwar fast taub von der Kälte, aber wir würden nicht umkehren. Zu sehr hatte uns der Entdeckergeist gefasst: Caving nennt sich diese Art Hobby. Wir wanderten durch hohe ausgewaschene Höhlensäle mit durch den Strom geformten, märchenhaften Felsenformationen! Selbst über uns fanden sich Auswaschungen... wir konnten nur erahnen wie gewaltig der Strom sein konnte, wenn es im Frühjahr taute... Noch mehr staunten wir als wir schließlich an einem kleinen unterirdischen Wasserfall vorbeikamen... es war einfach fantastisch! Zum Teil war es schwierig, den Halt im Strom zu bewahren... und hin und wieder mussten wir gegen kleinere Wasserfälle ankämpfen um höhere Stufen zu erklimmen... ein Wunder, dass es unsere Bauchtaschen mit all den wichtigen Papieren heil da durch geschafft haben. Aber im Auto lassen an einem so verlassenen Ort wäre auch keine Option gewesen.

 

Am Ausgang der Höhle... hinten sind die metallenen Stufen im Stein... :) Es war prima!
Am Ausgang der Höhle... hinten sind die metallenen Stufen im Stein... :) Es war prima!

Dann schließlich: Tageslicht! Von hoch über uns fiel etwas Licht in die Höhle und wir standen wieder vor einem kleinen Wasserlauf, der von hoch oben mit viel Kraft zu uns in die Höhle donnerte. Wir hatten den Ausgang erreicht. Zu unserer Linken waren Metallstiegen in den Fels gehauen... Vorsichtig ging es mehrere Meter hoch... oben angekommen robbte man möglichst nah an der Wand unter einem Überhang dem Ausgang entgegen. Zur Sicherung hing eine metallene Kette zum Festhalten dort. Das Licht blendete und vor allem unsere kalten Füße atmeten auf, als sie das Sonnenlicht wieder hatten. Was war das für ein cooles Erlebnis! :)

 

Die natürliche Festung Castle Hill
Die natürliche Festung Castle Hill

 

Nachdem die Füße aufgetaut und wir wieder in trockenen Klamotten waren, setzten wir unseren Weg Richtung Christchurch fort. Die Landschaft blieb beeindruckend, so dass wir das gute Wetter noch nutzen wollten (laut Wettervorhersage war das vorerst der letzte schöne Tag). Was käme da mehr gelegen, als ein kleiner Spaziergang am Castle Hill. Den Namen hat dieser Ort durch seine fantastischen Felsformationen, die wie eine kleine Festung aussahen! Es gab keine Zäune und Absperrungen und man konnte nach Belieben die Felsenfestung erkunden!

 

Eine beeindruckende Landschaft... die Steine formten tatsächlich so etwas wie eine kleine Festung!
Eine beeindruckende Landschaft... die Steine formten tatsächlich so etwas wie eine kleine Festung!
Dieser Wolkenberg würde uns gleich verschlucken... und das Wetter sich damit dramatisch ändern.
Dieser Wolkenberg würde uns gleich verschlucken... und das Wetter sich damit dramatisch ändern.

 

 

Schon von weiten sahen wir, wie das schlechte Wetter auf uns zukam... ob es nun Zufall war, oder der Name tatsächlich nicht von ungefähr kommt, wissen wir nicht... aber direkt beim Passieren des Foggy Peak Pass waren wir im grauen Nebel der tiefhängenden Wolken. Anscheinend hatten sie sich an diesem Pass festgesetzt und wir tauchten ein in einen regengrauen Resttag.

 

Grau, grau, grau
Grau, grau, grau

Zum Teil hatten wir nicht mal eine Sichtweite von 5 Metern... und erst unter den Regenwolken konnten wir wieder etwas von der nassen Landschaft um uns erahnen. Nur Aussteigen war jetzt bei Weitem nicht mehr so verlockend! So kamen wir wieder nach Christchurch... nun bereits zum dritten (und voraussichtlich letzten) Mal. Wir hatten uns etwas außerhalb von Christchurch bereits einen kostenlosen Campingplatz rausgesucht. Einziges Manko: Kostenlose Campingplätze haben natürlich keine Dusche... aber wir hatten eine Dusche bitter nötig. Also mussten wir uns etwas überlegen... wieder half uns ein Tipp von anderen Backpackern weiter: Der Flughafen. In den behindertengerecht ausgebauten Toiletten gab es ebenfalls Duschen. Wir parkten bei einem Supermarkt ganz in der Nähe, packten einen Rucksack mit allem was wir brauchten und liefen zum Flughafen. Wir wurden schnell fündig und gingen in der zweiten Etage gemeinsam auf eines der zwei disabled Toiletten. Das Wasser war so herrlich... warm, ein guter ausreichender Strahl und Musik beim Duschen! Perfekt! Zwei neue Menschen waren geboren! :) Jetzt waren wir soweit, auf unserem Campingplatz im Chamberlain Ford Reserve einzuchecken.

 

Dies war ein geräumiger großer Platz mit vielen, vielen Backpackern. Und hier wurde uns das bewusst, was Leonie erzählt hatte: Fast jedes zweite Auto hatte ein Pappschild mit einem ausgeschriebenem Preis im Fenster hängen! Auch bei Facebook hatte ich unglaubliche Preisstürze der Autopreise gesehen... Definitiv kein guter Zeitpunkt um ein Auto zu verkaufen! Wir können Leonie nur die Daumen drücken!

 


 

Der 22.03.2017 war nur einer von nun drei folgenden Regentagen, die wir in Christchurch verbringen sollten. Unser Zeltplatz wurde zu sowas wie unserer Basis... oder besser unser Zuhause für die nächsten Tage. Wir hatten gut etwas vor: Heute starteten wir früh in den regennassen Tag. Um 10 Uhr hatten wir einen Minigolfkurs gebucht. Piraterie war das Hauptthema, des schon in die Jahre gekommen Minigolfparks. In einer Stunde spielten wir uns durch die 18 Löcher... Kai strahlte dabei nicht sonderlich mit Geduld und Ausdauer. Dennoch hatten wir Spaß und am Ende konnte es eben nur eine Siegerin geben! ;)

 

Auf dem Baum-Skateboard... ;)
Auf dem Baum-Skateboard... ;)

 

 

 

 

Es ging gleich sportlich weiter... Wir nutzten es ordentlich aus, in einer Stadt mit vielen Unternehmungsmöglichkeiten zu sein: Der Adrenalin Forest wartete auf uns. Ein Kletterwald mit vielen Plattformen in schwindelerregender Höhe! Für Kinder, als auch für Erwachsene war das allemal was! Die Plattformen waren so hoch, dass die Bäume beängstigend wackelten, wenn einer mit der Seilbahn voran segelte: Unheimlich auch ohne Höhenangst! Außerdem war es auch ordentlich anstrengend! Die zwei Stunden, die wir hier verbrachten, reichten allemal! Nach einer Stärkung mit einer 5 Dollar-Dominos-Pizza ging es zurück auf unseren Zeltplatz.

 


 

Auch die nächsten zwei Tage wollten gut genutzt werden. Den 23.03.17 verbrachten wir komplett in Lincoln, u.a. in der Bibliothek und den Tag danach nutzten wir zum Einkaufen in Christchurch-City! Es war auch mal wieder Zeit eine Waschmaschine zu suchen, um die Wäsche zu waschen. Außerdem brauchten wir beide neue Hikingschuhe... unsere waren nach der Wanderung auf den Avalanche Peak nicht besser geworden. Allerdings kauften wir wieder alles andere als Schuhe im Kathmanduladen (Outdoor und Sportladen). Die Schuhe waren mit 250 NZD einfach zu teuer... dafür wanderten zwei Kopfleuchten (in der Höhle war uns aufgefallen, wie vorteilhaft das gewesen wäre) und ein Wasserkocher in unseren Besitz. Unser alter Wasserkocher war leider mittlerweile ohne richtigen Griff, da dieser eines Tages Feuer gefangen hatte. Es war eine Challenge den Pott mit brennenden Griff vom Feuer zu nehmen... Wir brauchten also einen Neuen. Pakn save und Warehouse später, war es schon Zeit zum indischen Restaurant aufzubrechen. Wir wollten es uns heute noch richtig gut gehen lassen... und es gab auch einen Anlass! Sarah und Tim waren auch gerade in Christchurch angekommen und hatten über den Blog Kontakt zu uns aufgenommen! Wir freuten uns riesig, die zwei wieder zu sehen! Tatsächlich hatten sie es in den letzten 3 Wochen geschafft, die gesamte Südinsel zu bereisen und standen jetzt kurz vor ihrer Heimreise! Wir staunten nicht schlecht. Wir waren jetzt schon fast 2 Monate unterwegs und hatten immer noch einiges vor uns, was wir auf der Südinsel sehen und erleben wollten! Die Zwei dagegen freuten sich mittlerweile doch sehr auf zu Hause. Wir quatschten über die vergangenen Tage und natürlich über Pläne in der Zukunft... Wie kommt man am Besten wieder zu Hause an? Was sind die nächsten Reisepläne? Wie soll das Leben weitergehen... Es war ein spannender Abend mit leckerem indischen Essen! Da Sarah und Tim noch einige Sachen von ihrer Reise übrig hatten, die sie nicht mehr brauchten und auch nicht in den Flieger mitnehmen wollten, würden wir uns heute noch nicht auf lange Zeit verabschieden müssen. Stattdessen stand morgen noch ein Treffen an, wenn wir erneut von der Westküste nach Christchurch kommen würden! Wie aufregend! Falls mir Sarahs Hikingschuhe passen würden (erst vor kurzem in Neuseeland gekauft und bisher nur 2 größere Wanderungen hinter sich), würde sie sich sogar von ihnen trennen und sie mir mit auf die restliche Reise geben! Das wäre ja perfekt...! Gegen 23 Uhr wurde es Zeit für uns, einen Schlafplatz für die Nacht zu suchen. Unser „gewohnter“ Platz, war fast etwas zu weit außerhalb, da wir ja gleich morgens unseren Flug nach Hokitika kriegen mussten. Also entschieden wir uns für einen 5 Dollar Platz in Tai Tapu (außerhalb, aber nicht ganz so weit außerhalb gelegen). Als wir im Dunkeln den Platz hinter einem Golfplatz gefunden hatten, suchten wir vergeblich nach einer Honestybox, um unseren Aufenthalt zu bezahlen. Um die Uhrzeit war auch kein Ranger mehr wach... nagut, da blieb uns wohl erstmal nichts anderes übrig, als schlafen zu gehen. Vielleicht würden wir morgen einen finden, der das Geld wollte.

 

 

Um es vorwegzunehmen: Wir fanden keinen. Um 6:00 Uhr war allerdings auch immer noch alles dunkel und wir wunderten uns nicht wirklich, keinen anzutreffen. Erstes Mal in Neuseeland völlig unabsichtlich die Zeche geprellt. Obwohl ich nach wie vor vermute, dass sie die Honestybox zum Bezahlen vorübergehend entfernt haben, da sich die sanitären Anlagen im Bau befanden. Vielleicht war der Platz so lange wirklich for free? Wir werden es wohl nicht mehr herausfinden...

 

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