Ein heißes nächtliches Bad in der Natur :)

Rucksäcke sind gepackt... Hoffentlich haben wir nichts vergessen...
Rucksäcke sind gepackt... Hoffentlich haben wir nichts vergessen...

 

Leider tat uns der Regen nicht den Gefallen und am nächsten Morgen nach einer regenreichen Nacht regnete es einfach weiter. Es regnete, regnete und regnete. Letztendlich fuhren wir ohne Frühstück vom Campingplatz, es war einfach zu ungemütlich. In Fox checkten wir hoffnungsvoll die Wettervorhersage im Internet... aber nichts! Es war kein Ende des Regens heute in Sicht! Was solls... da mussten wir wohl durch. Aber was war eigentlich unser Ziel, für das wir es auf uns nahmen im strömenden Regen einen Tag durchzuwandern? Ganz einfach: Heiße Quellen! Heiße natürliche Geothermalquellen... ganz ohne Schwefelduft. Dafür einmal durchnässt werden, war wohl oder übel in Kauf zu nehmen! Zum anderen hatten wir unsere Übernachtung in der Welcome Flat Hut bereits gebucht. Unsere erste Hüttenübernachtung! Man hätte auch zelten können... aber einmal weniger schwer auf einer Wanderung tragen, war auch nicht schlecht! Und gerade wenn es so nass wie heute war, wäre es schön einen Platz zu haben, wo man eventuell die Sachen trocknen könnte...

 

Also auf gings zum Carpark! Das Wetter konnte uns keinen Strich durch die Rechnung machen! Angekommen bereuten wir es jetzt, dass wir gestern nichts weiter vorbereitet hatten! Denn der Regen hatte nicht nachgelassen... gut, dass es wieder einen kleinen Unterstand gab und wir unter diesem unsere Rucksäcke packen konnten. Hier holten wir auch unser mittlerweile sehr spätes Frühstück nach.

 

Erste knifflige Flussüberquerung gleich am Beginn des Tracks gemeistert...
Erste knifflige Flussüberquerung gleich am Beginn des Tracks gemeistert...

 

Es war bereits 12:00 Uhr am 13.03.2017, als wir endlich aufbrechen konnten... So spät wollten wir eigentlich nicht loskommen, da für die nun vor uns liegenden 18km vom DOC (Department of Conservation) 7h eingeplant waren. So ganz stimmten die Zeitangaben bei unserem Tempo eh nie... und es wurde auch erst spät dunkel. Es gab also nichts zu befürchten und es konnte losgehen.Vorher warnte uns ein Schild am Anfang des Copland Tracks allerdings noch vor den Gefahren auf unserem Weg: Avalanche Warning... nun gut... Schneelawinen im Sommer waren eher untypisch... Landslip und Rockfall Warning... besonders bei heftigem oder langem Regen... ok, gut zu wissen... und River Crossing Warning. Auch diese Warnung spielte vor allem bei Regen eine Rolle. Auf unserem Weg lagen viele unüberbrückte Flüsse, die bei Regen stark ansteigen können. Also nichts riskieren und zu Not lieber warten bis sie wieder sinken... puh, hoffentlich hatten wir Glück. Gleich nach den ersten paar Metern standen wir glatt vor unserer ersten Flussüberquerung! Gerade eben erst losgelaufen und schon suchten wir am Ufer nach der besten Stelle um zu furten! Es half alles nix: Schuhe aus und durch da. Auch wenn der Regen und die Nässe unsere Schuhe eh in der nächsten halben Stunde durchweicht hätte, so war es dennoch eine halbe Stunde, die wir noch trockenen Fußes gewannen! Die nächsten kleineren Flussüberquerungen kamen erst als es eh schon in unseren Schuhen fröhlich hin und her platschte. Meine Schuhe hatten zudem schon an den Seiten Löcher und die Nähte begannen sich aufzulösen... So traurig es war, anscheinend hatten meine Wanderschuhe ihren Zenit erreicht. Naja, ein bisschen müssen sie einfach noch durchhalten!

 

Unser Weg führt immer entlang des Copland Rivers
Unser Weg führt immer entlang des Copland Rivers

 

 

Im Regen ging es durch schönsten Regenwald, über Stock und Stein (Vorsicht Rutschgefahr!), über und durch Flüsse... Manchmal lag ein Baumstamm gut zum drüber Balancieren, mal hüpfte man von Stein zu Stein (und auch mal mitten rein) und manchmal gab es sogar Hängebrücken! Und was das für Hängebrücken waren... eeeewig lang, sehr hoch und noch wackliger! Und das alles im Regen... Die Aussicht auf die umliegenden Berge wäre sicher schön gewesen... Wir sahen allenfalls mal einen Schatten von einem Berg... Ansonsten hätte es auch komplett flach sein können um uns herum. Unsere Regenjacken waren ebenfalls durch, als wir gegen 17:30 unser Ziel erreichten! Wie wunderbar es sich anfühlte, als die Hütte vor uns auftauchte!!!

 

Welcome Flat Hut... wir fühlen uns zumindest sehr Willkommen! :)
Welcome Flat Hut... wir fühlen uns zumindest sehr Willkommen! :)

 

Wir erkundeten alles und mussten feststellen: Hier oben war einfach keiner und wir hatten damit freie Zimmerwahl! Für 33 Leute war sie ausgelegt... Wir suchten uns das Zimmer Aurora aus mit direktem Blick auf einen schneebedeckten Gipfel, der sich hier oben sogar mal zeigte. Generell hatte es doch tatsächlich aufgehört zu regnen... auch wenn es weiterhin behangen blieb. Nachdem wir uns etwas eingerichtet hatten und einen kleinen Abstecher zu den nur 3 Minuten entfernten Hot Pools gemacht hatten, schlüpften wir in trockene Sachen und wärmten uns an einem heißen Tee! Nach und nach trudelten noch andere völlig durchnässten Wanderer ein: 3 Mädels aus Deutschland und eine Gruppe von 5 Neuseeländern. Alle verschwanden sofort in den Pools. Wir hatten auf dem Weg hierher jedoch von uns entgegenkommenden Wanderern den Tipp bekommen, erst nach Einbruch der Dunkelheit ein heißes Bad zu nehmen. Denn erst dann könnte man sich frei bewegen ohne von Sandfliegen attackiert zu werden! Und diese Bestien kannten wir mittlerweile gut genug... Wir konnten warten! Somit waren wir auch die Ersten, die unsere Hutwarden (Hüttenbeauftragte) kennen lernten: Eine herzliche, aufgeschlossene ältere Frau. Wir quatschten ein bisschen mit ihr und erfuhren, dass hier heute deutlich mehr Menschen angekommen waren, als sie laut der Buchungen erwartet hatte... um genau zu sein: 5 zu viel! Die Sache bei den Hütten ist: Ohne Hüttenpass (also gebuchter Platz) darf man den Schlafplatz in einer Hütte nicht in Anspruch nehmen... und zahlt, wenn überhaupt noch etwas frei ist, mindestens den doppelten Preis in der Hütte. Bei manchen Hütten kann man Glück haben, es wird nicht kontrolliert und man hat quasi eine kostenlose Nacht... aber nicht hier. Die 5 Kiwis versuchten sich mit für uns sehr fadenscheinigen Ausreden aus der Patsche zu helfen: Sie hätten versucht online zu buchen, ein DOC Center hätte nicht auf gehabt und da sind sie halt ohne Pass losgelaufen. Letztendlich hatten sie ja Glück: es waren aufgrund des Regens heute ausreichend Plätze frei. Als sie hörten, dass sie nun den doppelten Preis bezahlen müssten, hatten sie natürlich weder ausreichend Bargeld noch eine Visakarte dabei... naja. Sie hatten Glück und haben mit unserer Hüttenbeauftragten eine sehr liebe Frau getroffen und es blieb beim normalen Preis. Wir zogen uns nach dem Abendbrot in unser Zimmer zurück und warteten auf die Dunkelheit.

 

Wir erobern die heißen Quellen! :)
Wir erobern die heißen Quellen! :)

Um 22:00 Uhr war es endlich soweit! Unser Wecker klingelte, wir zogen uns um und huschten durch die Nacht zu den heißen Quellen. Es sah mystisch aus, wie der Dampf im Licht der Taschenlampe in den schwarzen Himmel stieg. Wir probierten den kältesten Pool mit seinen ca. 38°C aus... und es war perfekt! Wir lehnten uns zurück... durch den lehmigen Boden war es ganz weich. Danach steigerten wir so langsam die Temperatur, indem wir in den mittleren Pool mit ca. 42 °C wechselten! Herrlich! Als wir gerade im 48°C heißen Pool schwitzten, sahen wir, wie sich eine Stirnlampfe uns näherte... Dann eine Frauenstimme... "Hey... is there just one pool?" Anscheinend war noch jemand erst vor kurzem angekommen. Wir erklärten dass es drei unterschiedlich temperierte Pools gab und gesellten uns bald zu ihr, um im kältesten Pool wieder etwas abzukühlen. So lernten wir Romi, eine tschechische Backpackerin,kennen! Sie war heute erst losgelaufen, als der Regen etwas nachgelassen hatte und war daher erst jetzt angekommen. Wir erfuhren, wie schwer es für Tschechen ist, ein Jahr Work und Travel in Neuseeland zu ergattern. Dabei gibt es nur ein geringes Kontingent an freien Plätzen und wer zu erst kommt, bekommt es. Blöd nur, dass regelmäßig die Server unter der Belastung zusammen brechen, sobald die Bewerbung dafür möglich ist. Innerhalb einer halben Stunde sind dann in der Regel alle Plätze vergeben. Sie hatte es mehrere Jahre probiert und dieses Jahr Glück gehabt! Romy ist eine fröhliche, gut gelaunte und lebensfrohe Person, die mit ihrem Lachen ansteckt! Wir unterhielten uns viel über Tschechien und Deutschland und verschiedenste Sprachen. Natürlich auch über all die erlebten Abenteuer. Romy als allein Reisende handhabt es immer so, dass sie an den Orten länger bleibt, wo sie liebe Menschen kennenlernt, etwas mit ihnen unternimmt und dann erst irgendwann weiterzieht. :) Kurze Zeit später hatte sie uns auf ein Gläschen Weißwein eingeladen und eine Plastikflasche ging in Ermangelung an Gläsern immer reihum. Wir hatten eine witzige Zeit und bestaunten schließlich die umgebenden Berggipfel als schließlich der Mond rauskam, sich die Wolken verzogen und die Berge im weißen Mondlicht erstrahlten! Es war magisch. Jetzt hatten wir auch vereinzelt freie Sicht auf den Sternenhimmel! Die Zeit verging wie im Fluge und wir staunten nicht schlecht, als wir das nächste Mal auf die Uhr sahen... 00:00 Uhr war es schon! Gemeinsam kehrten wir zur Hütte zurück und verabschiedeten uns jeder in sein eigenes Zimmer. :) Was für ein genialer Abend!


Unmittelbare Landschaft um die Hütte... wie schön das alles bei Sonnenschein aussah!
Unmittelbare Landschaft um die Hütte... wie schön das alles bei Sonnenschein aussah!

Nach einer erholsamen Nacht ertönte unser Wecker gegen 08:30 Uhr und wir wurden bei schönstem Wetter wach! Was für ein schöner Tag! :) In der Küche wurde es dann Zeit, Romi bei Tageslicht kennen zu lernen! Kai hat sie sofort erkannt... dazu ist der Bart einfach mittlerweile zu markant. Bei mir hatte sie es schon schwerer. Es war für uns alle eine witzige Erfahrung, einen Menschen nach diesem "Blind Date" nun erneut kennen lernen zu müssen. Aber die anfängliche Fremdheit war beim gemeinsamen Frühstück schnell verflogen! Wir guckten uns das Hüttenbuch an und verfassten jeder einen Eintrag. Alle anderen bis auf uns drei hatten sich schon auf den Rückweg gemacht... aber wir wollten die warmen Pools nochmal ausnutzen! Also Sachen so grob zusammengepackt und ab ins warme Wasser! :) Es war einfach zu herrlich! Vorher sprühten wir uns natürlich noch mit Insektenschutzmittel ein... denn auch wenn man bis zu den Schultern untertauchen konnte: Der Kopf musste immer oben bleiben und bot freie Angriffsfläche für den Schwarm immer hungriger Sandflies! Untertauchen war nicht empfohlen, da in dem warmen Wasser wohl irgendwelche Meningitis-auslösende Amöben leben könnten. Den Rat befolgten wir natürlich sehr gewissenhaft. Entspannt und aufgewärmt... besser konnte ein Tag nicht starten, gerade wo wir wussten, was für ein langer Fußmarsch in nach wie vor nassen Wanderschuhen noch vor uns lag!

Aussicht von einer der Hängebrücken... Dieses Foto hätte sich gestern auf dem Weg gar nicht gelohnt... :)
Aussicht von einer der Hängebrücken... Dieses Foto hätte sich gestern auf dem Weg gar nicht gelohnt... :)

Da Romi sich mit dem Hutwarden verquatscht hatte und schließlich noch etwas länger das Bad im warmen Wasser genießen wollte, verabschiedeten wir uns schließlich von ihr und machten uns zu zweit auf den Rückweg. Plötzlich sahen wir direkt, wo wir hingingen und konnten die Ausblicke und die Sonne genießen! An die nassen Füße hatten wir uns seit gestern eh schon gewöhnt. Es war einfach herrlich! Ich zählte zum Spaß all die Leute, die uns entgegen kamen... 42!!! 42 Menschen in den Hot Pools, die wir für uns alleine gehabt haben... 42 Menschen rund um die 33 Personen Hütte... Wir kamen zu dem Schluss, dass wir alles richtig gemacht hatten und bedankten uns innerlich bei dem Regen von gestern! :) So schön das Wandern auch war... der Weg zog sich ewig in die Länge! Der Rucksack wurde gefühlt immer schwerer... die Schultern und Füße schmerzten immer mehr. Natürlich war das immer mal kurz vergessen, wenn man den entgegenkommenden Wanderern von dem nächtlichen Bad in den  Pools vorschwärmte und diese somit neu motivierte! Irgendwo im Nirgendwo des Copland Tracks wurden wir sogar gefragt, ob wir Gras bräuchten... Total verdutzt lehnten wir dankend ab und setzten unseren Weg fort. Nach einer Rekordzeit von 5 Stunden atmeten wir auf, als der Parkplatz vor uns erschien! Die Erleichterung währte nicht lange, denn wie auf Kommando flogen tausende von Sandfliegen auf uns zu... mit dem berühmten Sandfly-Tanz sie abwehrend hatten wir unsere Sachen schnell verstaut und flüchteten von diesem Ort. Allerdings schafften wir es noch Romi eine letzte Grußbotschaft mit unserer Telefonnummer an der Windschutzscheibe zu hinterlassen!

Der Balkon unseres BBH Hostels in Fox
Der Balkon unseres BBH Hostels in Fox

 

Die Sandfliegenarmee hatten wir abgehängt und fuhren zurück nach Fox Glacier. Es war schon später Nachmittag. Wir hatten uns vorher bereits um ein Zimmer in einem BBH Hostel gekümmert, in das wir direkt eincheckten! Wir mussten endlich mal wieder Wäsche waschen, wollten richtig duschen und unsere Schuhe trocknen! Wir schafften alles locker in der Zeit und waren hocherfreut über das Hostel. Dieses Hostel war das erste, was uns richtig gefiel! Es war gemütlich eingerichtet, es gab ausreichend Platz in Küche und viele Bäder und Toiletten. Mit unseren zwei Zimmernachbarn verstanden wir uns auch gut. Es waren wieder Kanadier (diese fanden die Idee mit der Bärenglocke nicht ganz so abwegig...;)), diesmal aus dem französisch sprechenden Teil des Landes.

Zurück in der Zivilisation ;)
Zurück in der Zivilisation ;)

 

 

 

So richtig Lust auf Kochen hatte keiner von uns... und wenn wir uns schon ein teures Hostel leisten konnten (Fox Glacier ist eben ein reiner Touristenort und zudem recht schwierig zu beliefern, was alles Preise gut in die Höhe steigen lässt), dann konnten wir es auch gleich richtig krachen lassen! Also schlenderten wir am frühen Abend (wieder super herausgeputzt in FlipFlops und Zehensocken) durch das Örtchen und verglichen die Speisekarten der einzelnen Restaurants. Wir landeten schließlich bei einem auch mexikanisch kochenden Restaurant... es war schon ordentlich teuer... und es hat sich definitiv nicht gelohnt: Für Kai gab es das schlechteste mexikanische Essen, was er bisher probiert hat... und für uns beide einen relativ wenig herzlichen Service. Jeder Gast schien Arbeit für die Mitarbeiter zu sein... ein Lächeln kam ihnen kaum über die Lippen und das hektisch-genervte Hin- und Hergerenne sprach für sich. Dennoch hatten wir einen schönen Abend, bevor wir uns so früh wie noch nie in die Federn verabschiedeten! :)

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