Ohne Zweifel im Doubtful Sound

Am Hafen von Manapouri in der Morgendämmerung :)
Am Hafen von Manapouri in der Morgendämmerung :)

 

In völliger Dunkelheit klingelte heute um 06:00 Uhr der Wecker und wir machten uns auf den Weg zum Hafen in Manapouri. Das Schöne am Doubtful Sound ist neben seiner relativen Unbekanntheit, seine Abgeschiedenheit: Kein Tourist kann mit Auto dorthin fahren, da keine Straße hinführt. Vorher muss man nämlich mit dem Schiff über den Lake Manapouri fahren, nur um dann noch weitere 22 km auf einer Schotterstraße mit einem Bus zu fahren, den es ausschließlich wegen dieser Strecke dort gibt. Oder aber man kommt von der Meerseite. Alleine dieser nicht ganz günstige Kostenpunkt macht es eher unattraktiv für Durchreisende mit wenig Zeit (und Geld). Wir wollten gern den Vergleich zum besser zugänglichen und hochgelobten Milford Sound haben. Auch der Doubtful Sound ist eigentlich ein Fjord und verdankt seinen Namen, wie vieles in Neuseeland Käptn Cook. Er hielt es damals für „zweifelhaft“, dass er aus dieser Einbuchtung je wieder heraussegeln könnte und benannte daher den Hafen in Doubtful Harbor... Das war maßgeblich für die spätere Umbenennung in Doubtful Sound.

 

Als wir in Manapouri ankamen, wurde der Himmel langsam heller. Wir fanden schnell unsere Kajakguides samt Gruppe und gingen an Board. Es war ein magischer Moment als die Sonne in unserem Rücken so langsam aufging: Der Himmel färbte sich rot und bildete mit den Wolken ein dramatisches Bild. Vor uns in der Ferne lagen graue Regenwolken, so dass sich mit der tiefen Sonne im Schlepptau immer wieder Regenbogenbrücken bildeten, unter denen wir mit dem Boot hindurchfuhren! Obwohl es windig auf dem Oberdeck war, konnte ich diesem Anblick einfach nicht widerstehen und kauerte mich hinter die Reling, um den Wind wenigstens etwas zu entgehen. Alleine für diese Seeüberquerung hatte sich der ganze Ausflug schon so was von gelohnt!!!

 

Dicke Regenwolken nahe der Deep Cove des Doubtful Sound
Dicke Regenwolken nahe der Deep Cove des Doubtful Sound

 

Am Ende von Lake Manapouri erwartete uns eine graue Regenfront. Das war keine große Überraschung, da der Doubtful Sound als die regenreichste Region Neuseelands bekannt ist und sich hier nur durch den starken Regenfall immer wieder neue Wasserfälle bilden, die von den Bergen in den immergrünen Regenwald hinabstürzen. Unser Guide berichtete uns, dass es die letzten 6 Tage hier nicht geregnet hatte (sehr untypisch) und er insgeheim hoffte, dass die Wolken den Regen brächten, den der Wald so sehr erwartete. Und sie brachten ihn. Es ging durch dichten Wolkennebel über einen Berg, von deren Spitze aus wir bereits die Deep Cove sehen konnte: Das Ziel unserer Busfahrt und Beginn der Kajaktour. In einer kleinen Halle erhielten wir all die Ausrüstung, die wir für den bevorstehenden Ausflug brauchten inklusive Wetsuit und Spritzschutz. Draußen hatte unterdessen ein richtiger Dauerregen begonnen. Nicht die besten Bedingungen, aber es tat der Vorfreude auch keinen Abbruch. Nach einer kurzen Sicherheitseinweisung waren wir bereits auf dem Wasser der Deep Cove. Der Spritzschutz und die Regenjacken waren bei diesem Wetter Goldwert! Kai war hinten für die Steuerung des Kajaks zuständig. Anders als beim Süßwasserkajaken hatte unser Boot sogar ein Steuerruder, was Kai mit Fußpedalen nach links oder rechts bewegen konnte. Zusätzlich hatte man natürlich trotzdem die Paddeloption. Nach einigen Manövern waren wir so halbwegs vertraut mit dem Kajak und wir fuhren unserem Guide hinterher. Um zusammen zu kommen und den Ausführungen unseres Guides lauschen zu können, bildeten wir immer ein Kajakfloß, indem wir uns in den 4 Kajaks gegenseitig festhielten und sicherten. Leider hatten wir uns nicht nur einen regnerischen, sondern auch einen sehr windigen Tag ausgesucht und die Wellen machten uns ordentlich einen Strich durch die Rechnung. Unser Guide entschied, dass es zu gefährlich und zu energie- und zeitaufwendig sei für die original geplante Tour aus der Deep Cove hinaus. Etwas Enttäuschung war allen Gesichtern unserer Gruppe wohl anzusehen. Aber daran konnten wir wohl nichts ändern. Dafür erkundeten wir eingehend die Deep Cove. Diese ist auch ein beliebtes Ziel für Taucher. Da über dem salzigen Meerwasser sich hier mehrere Meter Süßwasser angesammelt haben und sich kaum vermischen, fände sich hier wohl eine einzigartige Fauna auf dem Grund. Durch viele Partikel und diese mehr oder minder feste Wasserschichtung scheint das Wasser unter einem tief schwarz. An den Bergwänden rechts und links bildeten sich immer mehr Wasserfälle... Es war faszinierend und wir konnten uns schnell festlegen: Doubtful Sound war auf jeden Fall einen Abstecher wert und gefiel uns deutlich mehr als der Milford Sound (Wetter hin oder her!). Kurz vor Schluss fuhren wir noch einmal bis zur nächsten Biegung, steuerten auf die Mitte des Fjords zu, bildeten unser Kajakfloß und hielten ein Segel in den Wind! Leider klappte das Segel immer wieder zusammen, da der Wind dann dafür doch nicht ausreichte. Dennoch hatten wir viel Spaß und einen fantastischen Tag verbracht, als wir zum frühen Abend wieder auf dem Rückweg waren. Kaum hatten wir die Region um den Doubtful Sound verlassen, wurden wir von herrlichem Sonnenschein in Manapouri empfangen und konnten uns wieder aufwärmen.

 

Tatsächlich ist das kein Bahnhof, sondern eine Campsite
Tatsächlich ist das kein Bahnhof, sondern eine Campsite

 

 

Voll mit Eindrücken kehrten wir dem Fiordland-NP an diesem Abend den Rücken und fuhren erstmal weiter nach Lumsden. Hier gab es einen kostenlosen Campingplatz mitten in der Stadt und auf einem alten historischen Bahnhof. Nur noch die ausgestellten Züge und ein alter Bahnsteig erinnerten daran. Dieser Platz hatte alles, was man sich wünschen kann: Flush-Toiletten, eine Grasfläche für Zelte und sogar Wlan vom angrenzenden Visitorcenter. Nach den teuren Campingplätzen im Milford Sound konnte man immer nur staunen, wie viel man hier für umsonst geboten bekam, getragen und zur Verfügung gestellt von der Stadt Lumsden. Nach den zwei ereignisreichen Tagen standen wir vorerst wieder ohne Plan da, wo es als nächstes hingehen sollte. Aber wenn man so viel Zeit wie wir hat, ist das kein Grund zur Beunruhigung... Wir lebten von Tag zu Tag und damit waren wir bisher immer am Besten gefahren! :)

 

John hat schon immer gesagt, Kai sähe aus wie ein Zugführer... Mit diesem Bild würden wir ihn sicher glücklich machen! :)
John hat schon immer gesagt, Kai sähe aus wie ein Zugführer... Mit diesem Bild würden wir ihn sicher glücklich machen! :)

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