Sackgasse Milfordsound :)

Auf dem Weg zum Milford Sound auf einer sonnigen Ebene :)
Auf dem Weg zum Milford Sound auf einer sonnigen Ebene :)

 

Es war soweit und unsere Reise zum Milford Sound, der laut Definition eigentlich ein Fjord ist, stand an. Morgen, am 02.03.2017, hatten wir dort den frühesten Cruise (Rundfahrt mit einem Schiff) gebucht, der möglich war. Da uns noch 120km von unserem Ziel ab Te Anau trennten, wäre es clever, schon etwas näher heranzufahren und in den sauren Apfel zu beißen, auf einem der teuren Campingplätze zu übernachten. Die Abgeschiedenheit und Tatsache, dass es nur eine Zufahrtsstraße gab, spürte man an den Preisen. Kein Ort für den kleinen Geldbeutel um lange zu verweilen. Da wir aber bis auf die Fahrt nichts weiter geplant hatten, bummelten wir noch etwas in der Bibliothek von Te Anau (letzter größerer Ort) herum, bevor wir entschieden, einfach so weit zu fahren, wie wir eben kommen. Wir wollten weder hetzen, noch auf Zwischenstopps verzichten. Stetig näherten wir uns den Bergen. Es war bereits früher abend und uns entgegen kamen tausende von Touristenbussen... Anscheinend war ein ereignisreicher Tag in Milford Sound so langsam zu Ende und die ganzen Touristen waren mit den Bussen auf dem Rückweg. Ich wollte sie zählen, aber es waren tatsächlich so viele, dass ich schon bald den Spaß daran verlor. :) Zumal, wir auch hin und wieder für ein paar Fotos anhielten und ich damit abgelenkt war. Der sogenannte Mirrorlake machte seinem Namen leider keine Ehre und Wellen kräuselten seine Oberfläche... Da musste die Bergwelt wohl ohne Spiegelbild bleiben. Wir beschlossen an der Deer Flat Campsite unser Lager aufzuschlagen, immerhin wollte noch gekocht werden und ein kleiner Erkundungsspaziergang durfte auch nicht fehlen. Auch wenn der Platz mit 13 NZD pro Person (!) einer der teuersten DOC Campingplätze mit gerade mal einem Plumpsklo als sanitäre Einrichtungen war (da das Department Of Conservation hier konkurrenzlos ist, sind die Preise alle im Fjordland), war er doch immerhin sehr schön: An einem klaren Fluss gelegen, eingebettet zwischen hohen Bergen, deren Gipfel schon sehr früh, die Sonne verdeckten. Es wurde schnell empfindlich kühl. Man merkte, dass wir schon recht hoch gelegen waren, so dass wir uns auch in der Nacht eng aneinander gekuschelt gegenseitig Wärme spendeten. :)

 

Die Sonne erreicht die Bergspitzen
Die Sonne erreicht die Bergspitzen

 

Früh am Morgen, noch vor dem Hellwerden klingelte unser Wecker. Müde krochen wir aus dem warmen Bett in die Kälte nach draußen. Um uns herum war es noch ganz still. Wir kochten uns schnell einen Tee/Kaffee (Brötchen hatten wir zum Glück gestern schon geschmiert) und machten uns auf weiter Richtung Milford Sound. Vorbei an Täler in der Dämmerung, in denen sich dichte Nebelschwaden so langsam erhoben. Eine Berggipfel leuchteten rot bis die Sonne es schließlich schaffte, langsam, ganz langsam über die Gipfel zu krabbeln! Was für ein Schauspiel. Sofort wurde es spürbar wärmer! Wir ließen uns Zeit und genossen die Fahrt, auch wenn wir natürlich darauf achten mussten, unser Schiff nicht am Ende zu verpassen. Hier oben in der Bergwelt machten wir zum zweiten Mal Bekanntschaft mit den intelligenten (aber mindestens genauso frechen) Keas! ;) Was genau sie so an den Dichtungen der Autos, Scheibenwischern und anderen Gegenständen aus Gummi, Hartplaste oder Kunststoff gefressen haben, wissen wir nicht... Auf jeden Fall schrecken sie vor nichts zurück, um an das beliebte Zeug zu kommen. Am Homertunnel angekommen (1,7km lang unter einem Berg hindurch, ist einspurig, daher standen wir da an einer Ampel) wurden wir Zeuge ihrer Dreistigkeit. Wir beobachteten einige der Vögel, als ein besonders Mutiger (könnte daran gelegen haben, dass wir das einzige Auto und sie zu 4. waren ;)) plötzlich auf uns zu stapfte und mit eins, zwei Flügelschlägen auf unserer Motorhaube landete. Verdutzt starrten wir drei uns an und wir konnten gar nicht so schnell reagieren, wie der Vogel seinen Kopf senkte um unseren Scheibenwischer zu probieren! Kai sprang aus dem Auto und gestikulierte wild um den Kea zu verscheuchen, während ich es wenigstens schaffte ein Bild zu machen! :) Wütend krächzte er und ließ es sich nicht nehmen, sich lautstark beschwerend noch etwas hinter unserem Auto her zu rennen, als wir grün hatten. So niedlich und faszinierend diese Vögel auch sind, wir hatten von vielen Backpackern gelesen, denen sie auf einem Parkplatz das halbe Auto zerlegt haben, während diese kurz wandern waren.

 

Anscheinend sind wir nicht die Einzigen, die einen Cruise gebucht haben...
Anscheinend sind wir nicht die Einzigen, die einen Cruise gebucht haben...

 

Als wir im Milford Sound Village ankamen, staunten wir nicht schlecht, als wir die vielen Menschen und den vollen Parkplatz sahen. Obwohl wir schon recht früh losgefahren waren, konnten wir gerade so noch den letzten Parkplatz ergattern. Am Hafen angekommen waren wir noch überraschter: Obwohl es noch zu früh für die Touristenbusse war, drängelten sich hunderte von Menschen an den Kais rum! Die verschiedenen Schiffsunternehmen hatten alle die selbe Abfahrtszeit. Der Milford Sound war eben auch eines der Must-Do´s in Neuseeland und jeder Neuseelandreisende würde diesem Ort einen Besuch abstatten. So hatte sich der ganze Ort darauf ausgerichtet, den Fjord irgendwie erlebbar zu machen, sei es durch Hubschrauber, Flugzeug, Kajak oder eben per großem Ausflugsschiff. Dennoch hatten wir recht schnell die Warteschlangen und den Boardingprozess hinter uns und saßen im Jucy-Cruise-Boot, bereit für die Abreise! :) Unser Kapitän (er hieß doch tatsächlich Fjord mit Vornamen!!! :D) informierte uns über alles Wissenswerte rund um den Fjord, seine Tiere, Wasserfälle und das Leben im Dorf! Dabei waren seine Durchsagen originell, mit Witz und Charme versehen. Man merkte ihm sofort an, dass er diesen Job unglaublich gerne machte. Durch ihn wurde unsere Fahrt nochmal mehr zu einem Erlebnis. Er zeigte uns das Moos an den steilen Felswänden, an denen sich die Bäume festhielten, das Tal, wo einer der letzten Kakapos zu Hause war, Seehunde, Felsformationen, die aussahen, wie sich küssende Schildkröten... Dafür machte es ihm gar nichts aus, all die anderen Schiffe vorbeiziehen zu lassen. Rechtzeitig warnte er uns vor der Meeresbrise, die gerne mal Mützen klaute, als wir zum Wenden ein Stück auf das offene Meer hinausfuhren und gab sehr wichtige Hinweise... „Achtung liebe Leute... für die, die es noch nicht wissen: Wasserfälle sind nass!“ Zum zweiten Mal hatte er diese Warnung ausgesprochen, als er mit dem Bug des Schiffes schließlich unter einen Wasserfall lenkte! Man möchte es nicht glauben, aber tatsächlich waren einige Leute überrascht, plötzlich nass geworden zu sein. Nach ca. 2,5h fuhren wir wieder in den Hafen ein, wo sich schon wieder Menschenmengen drängelten und auf ihre Schiffe warteten. Jetzt waren auch die Busparkplätze gut besucht... Es wurde Zeit, dass wir hier wegkamen.

 

Überwältigend: Der Eingang zum Homer Tunnel an einer glatten, hochaufragenden Felswand :)
Überwältigend: Der Eingang zum Homer Tunnel an einer glatten, hochaufragenden Felswand :)

 

Also machten wir schnellstmöglich unseren Parkplatz frei und verließen Milford Sound Village wieder richtig Homer Tunnel, nicht ohne vorher noch einige Male an schönen Fotomotiven und Touristenfleckchen anzuhalten. Von dem ganzen Rumgefahre etwas eingerostet, wollten wir uns hier im Fiordland-NP aber auch noch die Beine vertreten und suchten uns einen schönen Wanderweg heraus. Unsere Wahl fiel bei dem tollen Wetter auf den Bergsee Lake Marian. Das war die beste Entscheidung, die wir hätten treffen können! Es ging vorbei an wunderbar klaren, mit Schmelzwasser gefüllten Bächen: Mal ganz weiß von den Stromschnellen, mal türkisblau, wenn das Wasser sacht vor sich hinfloss. Einmal nicht aufgepasst und ich hatte uns in die Wildnis geführt... Irgendwo waren wir falsch abgebogen und damit hatten wir den sonst so gut markierten Pfad verloren. Zum Teil ging der Weg nämlich in Bachläufen lang und ich war einem dieser Bachläufe gefolgt, weil es aussah wie der Weg. Aber offensichtlich ging es nicht nur uns so... der Pfad vor uns war trotz allem gut ausgetreten und wir fanden bald den richtigen Weg wieder. Es ging in einer kleinen Talmulde immer etwas bergauf, durch moosbedeckten Märchenwald, über steinige Bachläufe und riesen Wurzeln. So richtig konnten wir uns gar nicht vorstellen, wie sich der Wald jetzt hier lichten und den Blick auf einen Bergsee freigeben sollte... und dann waren wir da und es war einfach nur herrlich! Die Sonne strahlte auf einen hellblauen See, eingebettet zwischen Bergen... Ein paar Leute waren hier und genossen wie wir das Wetter und die Stille! Wohlweislich hatten wir an unsere Badesachen gedacht und konnten damit ein kühles Bad genießen... es dauerte zum Glück nur Stunden bis wir für ein paar Schwimmzüge im Wasser waren. Es war einfach eisig kalt! :)

 

Erfrischt und entspannt ging es zurück zum Carpark. Auf dem Rückweg versuchten wir nochmal unser Glück am Mirrorlake, aber wieder kräuselte sich die Oberfläche im Nachmittagswind.

 

Blick vom Campingplatz :)
Blick vom Campingplatz :)

 

 

 

 

 

 

Wir fuhren gleich durch bis nach Manapouri, da wir morgen gleich frühs von dort aus den Doubtful Sound erkunden wollten und da kam der kostenlose Campingplatz direkt neben Manapouri wie gerufen! Nach dem Kochen bereiteten wir alles für die Kajaktour im Doubtful Sound vor und gingen ins Bett, gespannt auf das, was uns morgen erwarten würde! :)

 

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