Dunedin: Eine Stadt mit Superlative – Die steilste Straße der Welt, das größte Unwetter und der beste Surfspot (bis hierher für uns)

Blick auf die Otago Halbinsel... rechts im Bild am Ende der Bucht: Dunedin, wenn man mit einem Schiff weiter nach links fahren würde, käme man ins offene Meer... Steve: Das wäre die Passage für euer Schiff gewesen.
Blick auf die Otago Halbinsel... rechts im Bild am Ende der Bucht: Dunedin, wenn man mit einem Schiff weiter nach links fahren würde, käme man ins offene Meer... Steve: Das wäre die Passage für euer Schiff gewesen.

 

Hiermit seid ihr mit uns im Dunedin-Kapitel angekommen... wenn wir bisher Städte mehr oder weniger gemieden haben, blieben wir hier eine ganze Weile (und das lag nicht an den berühmten Sauf-und-Absturz-Partys der dunediner Studenten, für die sie weit im Land bekannt sind ;)). Uns hielten andere Dinge hier, wie z.B. die Baldwinstreet im Nordteil der Stadt. Bekannt als die steilste bewohnte Straße der Welt, halten hier täglich mehrere Busse voller Touristen und Schaulustiger, sehr zum Leid der Anwohner. Aber wenn man hier wohnt, muss man auf der anderen Seite auch damit rechnen, dass auf der Straße vorm Haus immer Karawanen an Menschen unterwegs sind, Wettrennen bis hoch veranstaltet werden, oder eben einfach nur Touris mit Kamera mitten auf der Straße stehen (in manchen Fällen sogar liegen). Der Bürgersteig ist eher als Treppe angelegt und wir bekamen einen fantastischen Blick zurück, als wir die Straße hoch gelaufen sind. Oben angekommen wartet ein Trinkhahn mit Wasser auf einen. Da kann man ja schon mal aus der Puste kommen bei einer 350m langen Straße mit Maximal-Anstieg von 38 % ! ;)

 

 

Von dem schlechten Wetter mit Unwetterwarnung war bisher noch nichts zu sehen. Deshalb entschieden wir, uns einen Überblick über die Stadt zu machen... und am Besten kam uns dafür der Signal Hill vor. Perfekte Sicht auf Dunedin, nach wie vor keine Spur vom schlechten Wetter... aber es sollte kommen. Ein bisschen brannte die Sonne auch... so wie man es vor Gewittern kennt. Mit dieser Vorahnung machten wir das einzig Richtige: Ab in die Bibliothek. Schon gestern hatten wir hier einen schönen Tag verbracht und ich konnte mein Comic weiterlesen, was ich hier angefangen hatte. Das Gemütliche an dieser Stadtbibliothek waren die Matratzen, die auf den Fensterbänken lagen und auf denen man sich richtig lang machen und nach draußen gucken konnte... Da wusste man plötzlich, was Katzen mit ihren Fensterplätzen haben! :D So bekamen wir auch sofort mit, als draußen die Welt unter zu gehen schien: Obwohl es mitten am Tag war, hatte es sich arg verdunkelt, ein Donner war zu hören und danach ein lautes Trommeln. Hagelkörner fielen auf die Straßen, die Menschen rannten, um sich unterzustellen und schützten mit allem möglichen ihre Köpfe. Dann brachen die Wolken auf und Wassereimer um Wassereimer entleerte sich... wir sahen nur, wie das Eis vom Hagel in eine Unterführung geschwemmt wurde... wie gut, dass wir hier drinnen im Warmen und in Sicherheit waren. Aber die Erleichterung währte nicht lange: Whooop whooop whooop! Wir schraken zusammen, als eine ohrenbetäubende Sirene in der Bibliothek losging. Alle schienen erstarrt zu sein... hier wo wir waren, sahen sich alle nur fragend an. War das echt? Was ist jetzt zu tun? Wie gut, dass alsbald ein Sicherheitsmann vorbei eilte und irgendwas von einer Evakuierung faselte... Hoppla! In welche Situation hatte uns bitte dieses verrückte „Sommer“wetter da wieder gebracht?! In der Eingangshalle fand sich tatsächlich etwas Rauchbildung und wir liefen verunsichert im Menschenstrom nach draußen. Dabei habe ich doch tatsächlich fast die Comic-Bücher geklaut... aber soo schnell musste die Evakuierung dann wohl doch nicht von statten gehen, über den Sirenenlärm hat der Sicherheitsmann doch tatsächlich den Alarm meiner Bücher im Eingangsbereich gehört und hielt mich auf, damit die Bücher richtigerweise blieben, wo sie hingehörten. Mit den anderen Evakuierten hielten wir uns in einem nahegelegenen Stadtcenter auf und beobachteten wie Feuerwehr und Presse aufgeregt hin und herliefen. Nach ca. einer Stunde war der Spuk dann vorbei, das Gebäude wurde wieder frei gegeben und wir durften zurück. Vermutlich ist irgendwo Wasser eingedrungen, hat bei Kontakt mit einem Kabel Funken und das wiederum den Feueralarm ausgelöst. Also nichts wirklich dramatisches. Wir warteten in Ruhe das Unwetter ab und eilten in einer kurzen Regenpause schnell zum Auto. Da wir morgens gleich früh in Dunedin Süd zur Surflesson kommen sollten, wollten wir diesmal nicht so weit außerhalb schlafen und entschieden uns, ein wenig Geld für den nächsten Holiday Park in die Hand zu nehmen und bei dieser Gelegenheit mal wieder duschen zu gehen. Die Duschen waren direkt gegenüber der Küche, aus der es bestialisch stank und es ein freudiges Rein und Raus gab. Durch den Türspalt konnten wir einen Blick auf das Chaos da drinnen bekommen... ach wie lieben wir die ruhigen, abgelegenen, kaum bekannten Zeltplätze! ;)

 

Clair Beach mitten in Dunedin und ein Surfer, der es drauf hat ;)
Clair Beach mitten in Dunedin und ein Surfer, der es drauf hat ;)

 

Da war er: Der große Surftag! Wir waren gespannt, wie viel uns ein 90 Minuten Lehrgang im Surfen bringen würde und wie wir uns im Umgang mit dem Board und den Wellen schlagen würden. Der Clair Beach lag mitten in der Stadt und wir hatten morgens schon gleich schönsten Sonnenschein. Dennoch war die Lufttemperatur eher kalt... aber inwieweit Neoprenanzüge auch kältestes Wasser aushaltbar machen, wussten wir seit dem White Water Rafting. Also kein Grund sich zu sorgen. Und schon bald hatten wir die typischen Longboards für Anfänger in den Händen... waren die riesig! Zuerst hat uns der Surflehrer am Strand ein paar Trockenübungen machen lassen: Das Aufrichten auf dem Board. Danach gings ab ins Wasser und wir versuchten unser Glück. Es war wirklich verrückt wie einfach die Wellen das Board, wenn es wirklich im 90 Grad Winkel zur horizontalen Welle ausgerichtet war, erfassen und man auf der Welle einfach mitgetragen wurde! Alleine dieses Gefühl war schon egal ob im liegen, oder knien ein Erfolgserlebnis! Sobald das Board jedoch nicht gut ausgerichtet war, kenterte man auch schnell mal und überschlug sich. Ähnliches geschah, wenn man beim Versuch aufzustehen seinen Schwerpunkt zu weit vorne oder hinten hatte: Das Board ging vorne auf Tauchgang, das Hinterteil kam hoch und zack, hatte es einen abgeworfen oder eben umgekehrt! Eins/Zwei mal gelang es uns tatsächlich, aufzustehen und uns eher unkontrolliert (vom Lenken waren wir weit entfernt) oben zu halten! Trotzdem: Genial! Der Surflehrer brach jedes mal in Jubelschreie aus, wenn einem aus unserer Gruppe das gelang! :) Die 90 Minuten vergingen viel zu schnell und erst beim Board aus dem Wasser tragen, fiel auf, wie anstrengend das eigentlich auch war: nach vorne ins seichte Wasser surfen und das Board gegen die Wellen zurück ins hüfthohe Wasser hieven... und von vorne! :) Das musste auf jeden Fall wiederholt werden... am Besten gleich morgen in Warrington, damit wir gar nicht erst aus der Übung kommen! ;)

 

Danach setzten wir uns auf eine Bank an der Strandpromenade und beobachteten die Surfer: sicherlich konnten wir uns einiges bei ihnen abgucken... und auch auf YouTube gab es einige Surflehrvideos! :) Das Feuer war irgendwie entfacht. Nach einer kleinen Ewigkeit holten uns die Pflichten wieder ein: Einkaufen, Gasflasche (die alle Tests tagszuvor in der Teststation bestanden hatte und damit ein neues Haltbarkeitsdatum bekommen hatte) füllen und ab gings zu unserem vertrauten Strand in Warrington. Hier organisierten wir gleich, dass morgen an der Surf-Verleihstation auch wirklich jemand war (ein kurzer Anruf genügte) und wir genossen die Abendstimmung. Ein Teil des Platzes wurde anscheinend wegen Überflutung durch das Unwetter geschlossen, so dass die Autos noch enger als sonst standen. Aber alles kein Problem. Bei der Gelegenheit lernten wir ein nettes Pärchen aus Hamburg kennen: Jonas und Theresa, beides Chemiestudenten, die gerade ihren Bachelor erreicht hatten. Wir tauschten Empfehlungen und Tipps rund ums Reisen aus, da sie entgegengesetzt zu uns reisten und bereits im Süden und Westen waren und unterhielten uns noch bis es ganz dunkel war. Es war wieder eine dieser sternenklaren Nächte und Orion, die Milchstraße, Satelliten und Sternschnuppen zeigten sich von ihrer besten Seite. In der Nacht kühlte es dann bis auf „sommerliche“ 4°C ab... die kälteste Nacht, die wir hier bisher erlebten... und es wurde erst wieder richtig kuschelig, als am nächsten Morgen die Sonne aufging!

 

Kai auf dem Weg ins tiefere Wasser und auf der Suche nach der "perfekten Welle" :)
Kai auf dem Weg ins tiefere Wasser und auf der Suche nach der "perfekten Welle" :)

 

 

 

 

 

Trotz Verschlafens kamen wir am 15.02.2017, wie telefonisch vereinbart noch rechtzeitig an der Surf-Verleihstation an. Das Bibbern in der kalten Nacht war vergessen, als wir mit den Boards im Arm am Strand standen! Munter versuchten wir für die nächsten 2 Stunden die Wellen zu reiten... mit zunehmender Zeit und schwindenden Kräften gelang das immer schlechter... dennoch hatten wir einen riesen Spaß!

 

Keinen Königsalbatross, aber eine kleine Möwe vor die Kamera bekommen :) an der Spitze der Otago Halbinsel
Keinen Königsalbatross, aber eine kleine Möwe vor die Kamera bekommen :) an der Spitze der Otago Halbinsel

 

Im Vergleich zu gestern, wurde mir diesmal deutlich schneller kalt und auch die Muskeln machten eher schlapp... 2 Stunden waren diesmal ausreichend. Zudem war heute unser letzter Tag in Dunedin und noch hatten wir nichts von der Otago-Halbinsel gesehen. Es ging sofort nach einer Dusche (unsere Campingdusche hatte Premiere!) los! Ganz auf der Spitze der Halbinsel befindet sich eine Albatross-Schutz-Station, die gegen viel Geld kleine Safaritouren zu den Albatross- und Blaupinguinkolonien anbietet. Wir sahen uns das alles von außen an und beobachteten einen der Könisalbatrosse mit seinen weiten Schwingen im Flug, neben den zahlreichen Möwen, die diesen Ort auch sehr zu mögen schienen. Pinguine zeigten sich wie erwartet, wieder nicht. Unsere Zeit ist wohl einfach nicht ihre Zeit. Also weiter und in kleinen Schritten zurück: Sandymount war unser nächster Stopp. Hier gab es eine kleine, aber sehr abwechslungsreiche Wanderung. Durch ein kleines Wäldchen und über Schafweiden ging es an der Küste entlang zu einem Kliff und zum Punkt der „küssenden Landzungen“ und schließlich führte uns unser Weg auf den Sandymount hinauf zu einem Aussichtspunkt. Sandymount hieß er im Übrigen nicht ohne Grund... der ganze Berg bestand nur aus Strandsand... auch wenn Gräser und kleinere Bäume den Berg gut zusammenhielten, so waren die Wege dennoch Sand pur, was sich dementsprechend beschwerlich laufen ließ. Aber wie immer hat es sich am Ende dann doch gelohnt! ;)

 

Möwen und ein Seelöwe in der Sandfly Bay in den frühen Abendstunden :)
Möwen und ein Seelöwe in der Sandfly Bay in den frühen Abendstunden :)

 

Und weil uns das noch nicht genug Sand und Strand war, führte uns unser Weg als Letztes noch zur Sandfly Bay. Wir hatten uns vorher dreimal überlegt, ob wir auch wirklich in diese Bucht wollten, da wir mit den Sandflies auf Kriegsfuß standen... aber da es da Seelöwen geben sollte und wir bisher noch keine gesehen hatten, mussten wir uns wohl oder übel für diese Bucht entscheiden. Und das war goldrichtig. Wir hatten viel zu schnell geurteilt... Sandfly Bay war nur der Name, da es die „Bucht des fliegenden Sandes“ ist. Also gab es nichts zu befürchten und wir konnten diesen traumhaften Strand mit der wunderschönen Dünenlandschaft nochmal richtig genießen! Wir liefen den gesamten Strand entlang und wurden schließlich mit einem schlafenden Seelöwen belohnt. Faul lag er im Sand und war deutlich imposanter als die Seerobben auf ihren Steinen. In gebührendem Abstand liefen wir um ihn herum, um am Strand weiter entlang zu laufen. Der Abstecher hierher hatte sich mehr als gelohnt.

 

Mit den vielen Eindrücken kehrten wir zurück nach Dunedin Süd und genehmigten uns ein Festmahl in einem indischen Restaurant, bevor wir für eine letzte Nacht nach Warrington zurückkehrten, wo wir auf alte Bekannte trafen. Wieder ein quatschiger Abend mehr und schließlich der wohlverdiente Schlaf.

 

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