Don ´  t make me walk, when I want to fly

 

Die Arbeit hatte uns viel zu schnell wieder und wir waren froh, als die erste harte Arbeitswoche vorüber war... Wir arbeiteten gerne für John und eine leichtere, komfortablere Arbeit konnten wir uns eigentlich kaum vorstellen... Aber die Anspannung zwischen uns und den Locals wuchs spürbar. Ungewollt baute dieser Contract Missgunst und Druck auf und es gab schon bald angeblich „verschwundene Körbe“ und einen „Klammervertauscher“... Zwischenzeitlich überlegten wir, ob es das alles noch wert war und wir nicht lieber abbrechen und weiterreisen sollten, da John zwar super lieb war, aber eben auch sehr konfliktscheu und leider die Probleme alles andere als gut händelte. Das Wochenende kam da wie gerufen! Vor allen Dingen weil wir uns (wieder mal zu fünft) einen grandiosen Plan gemacht hatten: Es sollte hoch hinaus gehen... Wir hatten einen einstündigen Rundflug über die Golden Bay, den Kahurangi NP, Whakariki Beach, Farewell Spit und einen Teil des Abel Tasman NP gebucht. Kai war kaum zu halten, so sehr freute er sich darauf.

 

Nach einem halben Arbeitstag am Samstag, den 07.01.2016 packten wir unser Zeug, bereiten unseren Campervan Ole vor und machten uns auf den Weg über die Takaka Hills (diesmal wirklich ein letztes Mal) zu unserem im Oktober entdeckten Campingplatz in der Nähe von Harwoods Hole auf. Somit würden wir am nächsten Morgen nicht ganz so früh aufstehen müssen, da die Hälfte der Strecke zum Takaka Airport dann bereits hinter uns lag. Unser Flugtermin war nämlich schon 10:30 Uhr. Außerdem war es wunderbar mal von der Arbeit wegzukommen und abzuschalten! Es hat eben nicht nur Vorteile, wenn man direkt dort arbeitet, wo man wohnt.

Wir verbrachten einen tollen Abend mit einem Nudeltopf, der mehr und mehr Nudeln zu Tage förderte, so dass uns allen danach der Bauch weh tat, vor lauter Essen... mit Spaß beim Ballspiel... und mit unserem selbstgebrauten Bier! Der große Moment der Bierverkostung war endlich gekommen! Bis auf einen zum Teil hohen Hefegehalt und etwas mehr Geschmack und Alkoholgehalt, unterschied es sich nicht wesentlich vom gekauften Bier. Wir konnten zufrieden sein! Experiment geglückt!

 

"Unser" Flugzeug ist startklar :)
"Unser" Flugzeug ist startklar :)

 

Am nächsten Morgen nach einer kühlen Nacht starteten wir gleich nach dem Frühstück Richtung Takaka. Während Kai und ich normal frühstückten, hatte der andere Teil unserer Gruppe nicht so richtig Appetit (vielleicht aber auch einfach eine weise Vorahnung;)). Wir warfen noch unsere Reisetabletten ein und eine knappe Stunde später waren wir schon am Flughafen. Ich war furchtbar aufgeregt und Kai grinste die ganze Zeit vor sich hin... Unser Pilot Mit empfing uns etwas verwirrt: „Wir hatten E-Mail-Kontakt? Wirklich? Helft mir auf die Sprünge, was wollten wir gleich machen? Zeigt mir nochmal die Mail!“ Tatsächlich hatte er uns fünf doch einfach vergessen! Verrückt diese Neuseeländer... wo wir mit dem 1 Stundenflug zu fünft vermutlich DAS Geschäft des Tages waren... kaum vorstellbar. Als Entschuldigung für die damit verbundene halbe Stunde Verspätung unseres Flugtermins (er brachte ein älteres Pärchen noch schnell irgendwo hin) bekamen wir jeder 10 NZD auf den Preis erlassen und eine Zitronenlimonade. War auch nicht schlecht. Die Plätze waren schnell ausgeknobelt... Kai mit seiner Leidenschaft für Flugzeuge durfte vorne direkt neben dem Piloten Mit sitzen, Stephi und ich machten es uns ganz hinten bequem und Vanessa und Philipp nahmen in der Mitte Platz. Mit einem Headset ausgerüstet, rollte die Cessna 185 auf die Start- und Landebahn. So voll beladen mussten wir die komplette Länge ausnutzen um abzuheben. Über das Headset konnten wir uns unterhalten und Mit zuhören, der viel über die Gegen berichten konnte und uns sagte, was wir gerade so überflogen. Es war ein schöner, sonnig-klarer Tag... und trotz der annähernden Windstille merkte man jedes Luftloch sehr deutlich, wobei das Herz immer einen Sprung machte! Schnell breitete sich ein mulmiges Gefühl im Bauch aus... während ich mich noch irgendwie ablenken und kurze Zeit später den Flug und die Aussicht genießen konnte, hatte es Vanessa völlig erwischt und sie war „flugkrank“... Der Rest von uns merkte gar nichts. Wir flogen über die Berge des Kahurangi NP und von hier oben taten sich Blicke auf versteckte, einsame Bergseen auf. Einen kleinen Wolkenberg umflogen wir einfach und drehten gen Norden ab. Wir passierten altbekannte Gegenden, wie zum Beispiel Farewell Spit und den Wharariki Beach. Wie klein dieser riesige Strand von hier oben aussah, während die Landzunge von Cape Farewell sich kilometerweit in das Meer erstreckte. Man sah richtig die Sandbänke von hier oben anhand der unterschiedlichen Färbung des Meeres. Die Buchten und Strände vom Abel Tasman NP sahen selbst von oben traumhaft schön aus... und nach einer Stunde sahen wir schließlich die Kiwi-Plantagen von Takaka und die Te Waikoropupu Springs von oben, bevor wir zu Vanessas Erleichterung endlich zum Landeanflug ansetzten. Für Kai hätte der Flug nicht lange genug gehen können. Wohlweislich hatte er uns hinten nicht mitgeteilt, dass unser Pilot die ganze Zeit mit einer defekten Fluglageanzeige flog. Der Mahner sagt: „Verantwortungslos sowas... auch wenn man ein guter Pilot ist!“ :) Wir kamen wohlbehalten wieder auf der Erde an... auch wenn wir nur wenige Meter über die Straße segelten, bevor wir auf der Landebahn mit einem sanften Ruck aufsetzten. Well done. Vanessa verließ so schnell wie möglich das Flugzeug. Sie schleppte sich zum Van, um sich von den Strapazen zu erholen, während Kai noch einige Minuten um den Flieger herumschlich, bevor Mit wieder abhob und davon flog.

 

 

Wir entschieden uns bald darauf, uns zu trennen: Die drei brauchten noch etwas Erholzeit und wir machten uns auf den Weg zurück nach Motueka, immerhin sollte dort heute ein Flughafenfest sein und Kai hatte immer noch nicht genug von Flugzeugen ;). Auf halber Strecke stand ein Auto mit Warnblinklicht auf der Gegenspur und daneben ein Mann, der sich hilfesuchend umsah... Moment, war das nicht? Wir wendeten und fuhren zurück. Es waren Morgan und Emilie, das französische Pärchen von unserer Arbeit. Ihr Auto war einfach stehengeblieben und startete nicht mehr... . Erleichtert und froh, uns zu sehen, erzählte Morgan, was passiert sei: Die Batterie war es augenscheinlich nicht, da all die Elektrik funktionierte. Beim Blick auf die Tankanzeige (die wohl immer mal nicht funktionierte), war dann aber alles klar... sie hatten einfach kein Benzin mehr. Wir funktionierten schnell einen Wasserkanister um, fuhren zurück nach Takaka und holten etwas Benzin. Zurück am Straßenrand, nach eingefülltem Benzin geleiteten wir die beiden noch bis zur nächsten Tankstelle und verabschiedeten uns dann erneut um zurück zu fahren. Als wir in Motueka am Flugplatz ankamen, war weit und breit nichts zu sehen vom „Tag der offenen Tür“... Merkwürdig. Also blieb es beim Einkaufen und Essen. Spät abends kamen auch Emilie und Morgan, sowie unsere drei lieben Flugbegleiter wohlbehalten an, so dass uns die Blaubeerfarm nach einem tollen Wochenende allesamt wieder hatte! :)

 

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