Biwaken im Dry Rock Shelter

Kurzer Stopp auf der Anfahrt zum Flora Carpark
Kurzer Stopp auf der Anfahrt zum Flora Carpark

Nach einem halben Arbeitstag am Samstag (03.12.2016) stand wieder mal ein 1,5 tägiges Wochenende vor der Tür! Jippieh! Wir hatten am Freitag schon wieder groooß geplant und standen gefühlt 5 h in der Küche um unser Essen für den nächsten größeren Ausflug vorzubereiten. Es sollte nämlich hoch hinaus gehen... dorthin, wo uns unser Ole mit seiner eingebauten Camperküche nicht hin folgen konnte. Und soviel schleppen wollten wir auch nicht auf unserer geplanten 2 Tages-Wandertour. Der 28 km lange Tableland Circuit im Kahurangi NP hatte es uns schon länger angetan und nun sollte nach Wettervorhersage auch endlich mal das Wetter mitspielen! Auf ein komplettes 2 Tageswochenende zu warten, hatte keinen Sinn, also war der Zeitpunkt perfekt! :)

Um 12 Uhr ging es nach 6 h Arbeit schnell nach Hause um die letzten Sachen zu packen. Wir hatten geplant im Freien zu übernachten, so dass neben Schlafsack, Kissen, Wasser und Essen vor allen Dingen warme Sachen in die Rucksäcke gestopft wurden! Laut Wettervorhersage sollte es noch ordentlich frisch oben in den Bergen rund um Mount Arthur sein mit einer Tageshöchsttemperatur von 6-8 °C. Wir verabschiedeten uns noch von Jay und Kate mit dem Hinweis, ab wann sie wieder mit uns rechnen könnten und dass sie die Bergsuchtrupps losschicken sollten, falls wir nicht wieder auftauchen würden und schon tuckelte der tapfere Ole mit uns Richtung Berge.

War das ein entspanntes Fahren ohne die nervige Öllampe. Der ganze Spuk war auch seit Freitag Geschichte... Uns war das nicht geheuer und wir hatten es lange genug herausgezögert, so dass wir ihn am Freitag in der Mittagspause in einer Werkstatt abgaben. Die Mechaniker hatten ordentlich zu tun... der Öltank befindet sich unterhalb des Beifahrersitzes, den man aber aufgrund des Bettes im hinteren Bereich nicht so einfach herausnehmen kann. Sie haben sich wahrscheinlich ordentlich abgemüht und staunten nicht schlecht: Es sei kein Tropfen Öl mehr da gewesen... ein Wunder, dass unser Motor augenscheinlich keine Schäden genommen hatte! (So sieht es also aus, wenn versprochen wurde, dass mit dem Öl alles in Ordnung sei!)... Ein Ölleck haben sie nicht gefunden, den Ölfilter gewechselt und neues Öl eingefüllt. Wir müssen jetzt beobachten, ob er etwas verliert... Auf jeden Fall schnurrte er jetzt deutlich geschmeidiger beim Fahren. Eine Sorge (und auch etwas Geld) weniger. Nach ca. einer halben Stunde kamen wir an die besagte Kiespiste, die sich steil die letzten paar Kilometer zum Flora Carpark herauf schraubte... Kate hatte uns noch dreimal vor dieser Anfahrt gewarnt, da eine Freundin von ihr vor einigen Jahren die Steigung mit ihrem Auto nicht hat meistern können und auf der Straße hängen geblieben sei, bevor zu allem Überfluss noch heftiger Schneefall eingesetzt habe. Aber heute sah es weder nach Schnee aus, noch wagten wir den Anstieg ohne Allradantrieb. Es waren also deutlich bessere Voraussetzungen und auch wenn Kai bei meinem Fahrstil und dem langsamen Schalten (ich gebe zu... nicht immer in den richtigen Situationen :D) ein paar graue Haare mehr bekommen hat, so hatten wir es dennoch bald geschafft und kamen heil am Parkplatz an und ergatterten den letzten Platz! Was war denn hier los? So viele Menschen? Naja, wen störts, der Kahurangi Nationalpark ist einer der größten Reservate in Neuseeland und die meisten wollten sicherlich Mount Arthur bezwingen... und wenn einer eine Mehrtagestour machen würde, dann doch sicherlich mit Übernachtung in den komfortablen Hütten oder Lodges. Nur mit Decke und Schlafsack bewaffnet bei dem noch frühlingshaften Wetter... das taten mit Sicherheit nicht so viele. So stapften wir frohgemut los. Es war gegen 15:30 Uhr... um 5:00 Uhr waren wir heute aufgestanden, hatten 6 h Arbeit hinter uns und es lagen noch 14 km vor uns bis wir im Dry Rock Shelter ankommen sollten. Unser durch einen Felsüberhang geschützter Schlafplatz. Das Prinzip auf den Wanderwegen in den Bergen hinsichtlich der Übernachtungen ist folgendes: Wer zu erst kommt, mahlt zu erst. Dabei ist es egal, ob es sich um Berghütten oder Freiluftschlafplätze handelt. Wir waren auf alle Fälle gespannt.

Zum Glück war der erste Tag unserer Tour ein leichter Wanderweg mit wenig Steigung und Anspruch... Dafür passierten wir zwei Hängebrücken, folgten dem Flora River und erst am Ende wurde der Weg steil und anstrengend. Aber durch immer wieder sich ändernde Landschaft... Der Wald wurde bald zum Busch... die ersten Rock Shelter, an denen wir vorbei kamen, waren schon voll belegt. Ohje... was würde passieren, wenn es uns mit dem unseren auch so ging? Die letzten paar Kilometer ging es durch Tussockgräser auf einer Hochebene! Sah das schön aus, vor allem im Abendlicht. Es war bereits fast 19:30 Uhr.

Angekommen im Dry Rock Shelter und absolut begeistert von der Ausstattung!
Angekommen im Dry Rock Shelter und absolut begeistert von der Ausstattung!

Noch ein Abzweig und wir waren da! Es war soo gut, dass er nicht direkt am Weg lag, sondern man extra nochmal abbiegen und einen Fußmarsch hinter sich bringen musste, um ihn zu erreichen. Nur so konnten wir uns erklären, dass wir die Einzigen hier waren. Was für eine Ruhe... weit und breit war keine Menschenseele (wie sollte sie auch... so weit draußen wie wir waren)!
Der Rock Shelter selbst hätte einladender nicht sein können: Unter dem Felsüberhang war eine hölzerne Terasse gebaut worden, auf dieser stand ein Wasserkanister... (irgendwie war das Wasser rötlich... gut, dass wir ausreichend mit uns rumschleppten) und es lagen 5 Matratzen dort. Aus Steinen war eine Feuerstelle gebaut worden... der schwarze Rußfleck wies unmissverständlich darauf hin... sogar ein paar Töpfe und Kochplattenaufsetzer lagen hier rum. Das Feuerholz, das ebenfalls unter dem Felsüberhang lag, war durch und durch nass von der hohen Luftfeuchtigkeit. Etwas tiefer im Wald fand sich sogar ein Dixi-Klo. Während ich unser Nachtlager einrichtete (was für ein Luxus... jeder von uns konnte doppelt so weich auf zwei Matratzen liegen!), verschwand Kai im Wald um etwas trockenes Feuerholz zu sammeln. Dabei fand er eine mit trockenem Gras ausgelegte Höhle... perfekt! Leider war es im Wald natürlich nicht wesentlich trockener. Ich stiefelte auch noch zweimal los und kam mit kleineren Ästen im Arm wieder. Unterdessen sendete Kai Rauchzeichen ;). Ein großes Feuer zum Aufwärmen gelang nicht... aber das Kleine spendete auch etwas Wärme, reichte aber nie aus, um die nassen größeren Äste anzustecken, auch wenn das Gras perfekt brannte. Das Ganze wurde neugierig von ein paar Vögeln beobachtet... ein besonders mutiger Geselle wagte sich sehr nahe heran, pickte am Wassercontainer herum und untersuchte sehr genau, was wir so mitgebracht hatten. Nach dem Abendbrot machten wir uns fertig für die Nacht... in meinem Fall hieß das: 3 Hosen übereinander, 4 Schichten oben, Mütze und Kapuze auf und ab in den Schlafsack. Bei Kai sah es ähnlich aus... mit der Ausnahme, dass er bei 2 Hosen blieb. Ein bisschen quatschten wir noch und beobachteten, wie die Dämmerung Einzug hielt... und da waren wir fast nach dem langen Tag eingeschlafen, als direkt unter uns ein Vogel mit lautem Schrei einem Zweiten in der Ferne antwortete! Na großartig... die zwei schrien sich noch eine ganze Weile ohrenbetäubend an (beim vierten Mal schimpfte Kai munter mit), bevor sie wie alle anderen Vögel zuvor ebenfalls Ruhe gaben und es ganz still um uns war. Ein bisschen kroch die Kälte doch in die Schlafsäcke... und das feuchte Holz auf der Feuerstelle schwelte weiter vor sich hin. Aber ganz eingekuschelt, so dass auch das Gesicht im Schlafsack verschwand, ging es dann doch ganz gut mit dem Schlafen. Ein paar mal wurde ich nachts wach beim Umdrehen, aber alles in allem war die Nacht erholsam und wir wurden vom Vogelsang an einem grauen, nächsten Morgen geweckt... und von unserem neugierigen Kollegen, der irgendwo am Fußende schon wieder am Wasserkanister rumpickte! :)

Zwischenziel und höchster Punkt unserer Route... der Aufstieg kann also beginnen!
Zwischenziel und höchster Punkt unserer Route... der Aufstieg kann also beginnen!

Nach Frühstück, Zähneputzen (haltet die Zahnbürsten fest... Kumpel Vogel ist wieder mal zurück) und Zusammenpacken (wow, die Rucksäcke waren heute noch unbequemer als gestern) setzten wir unsere Tour fort. Die Sonne war etwas herausgekommen, auch wenn sich die Berge inklusive Mount Arthur noch in den Wolken befanden. Da wollten wir also hoch. Vor uns lag der Aufstieg zur Gordons Pyramid und von dort über die Bergrücken bis zur Wegeskreuzung zum Mount Arthur, den wir heute aber nicht mehr schaffen würden. Und dann wären wir auf dem Weg zurück zum Parkplatz. Aber vorerst ging es wieder durch Tussockgrasland, verließ man den Weg, lief man Gefahr in unsichtbare Potholes und kleine Bachläufe zu fallen. Wir rechneten noch gar nicht damit, aber anscheinend waren wir nicht die Einzigen, die schon unterwegs waren... aus der nächstgelegenen Salisbury Lodge waren ebenfalls schon einige wenige Wanderfreudige unterwegs. Wir staunten nicht schlecht als eine kleine Familie uns entgegenkam und einen (nicht wirklich geländefähigen) Kinderwagen vor sich herschob. Der kleine Knirps saß grinsend wie ein König im Wagen und zuckte mit keiner Wimper als er das hohe Gras im Gesicht hatte. Wow... die müssen eine ganz schöne Ausdauer haben.

Nun steuerten wir direkt auf einen wirklich sehr pyramidig anmutenden (und sehr hohen...) Berg zu, bis wir schließlich in einen Silberbuchenwald eintraten. So viel grün... Moos, Gräser, Blätter... alles wieder sehr urig. Wir merkten gleich, dass hier am Fuße des Berges nur selten die Sonne schien, da der Boden zum Teil sehr matschig war. Die Felsformationen und lila Pilze machten das alles zu einem richtigen Märchenwald. Es wurde immer steiler und wir waren froh, dass wir uns beim Aufstieg an einigen Stellen die man nur kletternd überwinden konnte, an den Wurzeln festhalten konnten. Als wir aus dem Wald heraustraten, staunten wir nicht schlecht: die Tussockgraslandschaft lag weit unter uns und wir konnten jetzt schon einen herrllichen Ausblick genießen! Wir machten eine kurze Pause. Der anstrengenste Teil lag noch vor uns und die Pyramide schien immer mehr zu wachsen ;).

Keine Müdigkeit vortäuschen und los gehts. Kai stürmte voraus, tapfer von oranger Wegstange zu Stange. Endlich auf dem Gipfel angekommen... eeendlich die nächste Pause und eine sagenhafte Aussicht! Genau dafür lohnt sich die Anstrengung. Die Wolken kamen immer näher und sie sahen in der Ferne auch etwas ungemütlich grau aus. Aber das Wetter blieb schön. In der Überzeugung, das Schlimmste überstanden zu haben, wanderten wir fröhlich weiter. Jedoch blieb es bei einem stetigen nicht weniger steilen Auf und Ab über die Bergrücken.

Während der nächsten kurzen Verschnaufpause sahen wir endlich unseren ersten Kea! Diese frechen Papageienvögel, die eine Vorliebe für Gummi haben und regelmäßig Autos auseinandernehmen sollen! :) Er saß in einigen Metern Entfernung von uns und beäugte uns argwöhnisch... wahrscheinlich hatte er es auf die Reiscracker abgesehen. Aber das waren Meine! Da konnte er noch herzzerreißend ... äh... ja was eigentlich... es war nicht wirklich ein Krächzen, sondern klang wie eine kleine Katze, die nach ihrer Mutti ruft! Verrückter Vogel.

Als wir den Fuß von Mount Arthur erreichten, schafften es die schweren Wolken endlich, den Berg heraufzuklettern und schon bald waren wir mitten in den Wolken! Jetzt erst machten die Stangen im Neonorange, die unseren Weg markierten, richtig Sinn! Vorsichtig schlängelten wir uns um die Felsschluchten und Löcher, die die Kastlandschaft durchzogen. Es war teilweise richtig mystisch. Aber irgendwie auch kühl und nass. Wolken halt.

Von der Mount Arthur Hut war es dann ein leichter Weg: nur noch bergab. Die Luftfeuchtigkeit nahm zu und es nieselte leicht als wir Ole endlich wieder sahen. Wir hatten es geschafft! Und uns hatte es auch ziemlich geschafft! :D Als wir mit dem Auto ganz unten ankamen und unter den Wolken waren, regnete es ganz ordentlich, aber das war uns egal! Wir hatten das Wochenende wiedermal perfekt ausgenutzt! :)

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