Am nächsten Morgen hingen die Wolken tief. Einige der Berge waren einfach verschwunden, aber erstaunlicherweise blieb es erstmal trocken. Dafür hatte es sich in der Nacht schon ordentlich ausgeregnet. Nach einer warmen Dusche und einem gemütlichen Frühstück machten wir uns auf den Weg ins Aorere Valley zu den ehemaligen Goldfeldern. Schon gestern waren wir ja zum Teil auf den Spuren der Goldsucher gewandelt. Heute war das perfekte Wetter in alte Goldhöhlen hinabzusteigen. Draußen grau und regnerisch, drinnen kühl und dunkel... aber zumindest kein Wasser von oben... oder zumindest nicht so viel. Entlang des Aorere Rivers wandelte sich unsere Straße bald wieder in einen unbefestigten Sandweg bis wir an ein Tor kamen. Dahinter begann ein 4WD-Weg und eine private Farm. Diese allerdings war öffentlich befahrbar, so lange man das Tor wieder hinter sich zu machte, damit die Schafe nicht ihr Weideland verließen. Und schon tuckkerten wir durch grasende Schafe hindurch bis zu einer Art Parkplatz. Die 4WD-Road ging zwar noch weiter, aber wir wollten ja auch ein bisschen wandern, und vor allen Dingen an den Höhlen rauskommen. Regenjacken griffbereit ging es los (die Wolken hingen nach wie vor sehr tief und es sah arg nach Regen aus).
Nach 45 Minuten Fußweg (mal Nieselregen, mal nicht) durch Buschland, kleine Wäldchen und meist bergauf, hatten wir den Wegweiser erreicht, der die erste der beiden Höhlen ausschilderte. Stafford´s Cave... Kurz bevor wir den Eingang erreichten setzte ein richtiger Regenschauer ein, so dass wir glücklich waren, im Trockenen zu sein. Es war ein bisschen wie: Draußen im Regen gehts nicht weiter... alles was uns bleibt ist also der Abstieg in die Dunkelheit. Taschenlampen hatten wir wohlweislich eingepackt (hoffentlich mit ausreichend Akku).
War das aufregend! Der Erkundungsgeist und das Abenteuergefühl hatten vollständig Besitz von uns ergriffen. Das hier war deutlich reizvoller als geführte Höhlentouren, die es auch in der näheren Umgebung gab.
Gleich am Eingang hingen große Stalaktiten von der Decke, in der schwarzen Tiefe plätscherte es (also ein unterirdischer Bachlauf), von der Decke tropfte es vereinzelt und der Boden und die Steine waren mit Lehm bedeckt... Sauber würde hier keiner von uns beiden wieder rauskommen... das war gewiss! Viel wichtiger war es, den Halt auf dem schlüpfrigen Untergrund nicht zu verlieren. Langsam ging es tiefer in den Berg und plötzlich war vor uns an einem Stein ein Seil befestigt, welches 4-5 Meter in die Tiefe hing. Zwei kleinere Baumstämme waren an den Vorsprung angelehnt... das war also der Weg... ja äh... Glückauf!
Während einer von oben (bzw. später von unten) leuchtete, ließ der andere sich vorsichtig am Seil herab mit den Füßen Halt an der Höhlenwand suchend. Stirnlampen wären schon von Vorteil gewesen. Aber eine Lampe an der Gürteltasche baumelnd tats auch. Von unten nochmal ein Blick zurück zum Lichtkegel des Einganges und es ging tiefer in den Berg hinein.
In der ersten großen Höhlenhalle waren tausende von Stalaktiten an der Decke... so schön sie auch aussahen... ich fühlte mich wohler als wir in die nächste Halle ohne sie kamen. Denn der Boden in der Stalaktitenhalle war übersät mit abgebrochenen (nicht kleinen) Stalaktitenteilen! Mittlerweile war es rabenschwarz, sobald man das Licht ausmachte... es tropfte und plätscherte, ansonsten Stille... und kein Licht... dunkelste Dunkelheit. Manchmal war es so, als sähe man einen vereinzelten Stern an der Decke oder den Wänden... vermutlich ein Mineral, welches das Licht unserer Taschenlampen für einen kurzen Moment speichern konnte. Ohne Licht wäre man hier verloren.
Kurze Zeit später kamen wir an ein zweites Seil und es ging noch ein kleines Stück tiefer. Der Boden war nass und unterirdische kleine Rinnsäle und Bäche begleiteten uns. Wir wussten aus Beschreibungen von Reisenden, die vor uns diese Höhlen erkundet hatten, dass es hier irgendwo eine Verbindung zur zweiten Höhle geben musste... also arbeiteten wir uns vorsichtig weiter vor. Es galt sich den Weg zu merken (Abzweigungen gab es einige), die Bäche zu überqueren und Abgründe rechtzeitig zu erkennen. Eine Stelle wirkte wie eine Sackgasse... Trotzdem kletterte Kai nach oben... "Hier ist ein Lufthauch", hörte ich ihn sagen... Wir quetschten uns durch eine kleine Felsspalte und dahinter tat sich erneut ein Höhlensystem auf. Überall gab es diese kleinen Schlupflöcher... Aber kein Lichtschimmer... nichts, dass Hinweise auf einen Ausgang gab. Nach einer Stunde hin und her, noch und runter, gaben wir es schließich auf. Genug Höhlenforscher gespielt ;) Tageslicht wäre doch mal wieder eine willkommene Abwechslung und ein größeres Sichtfeld als den Kegel der Taschenlampe... Der Rückweg gestaltete sich überraschend einfach... hoch am Seil ging doch deutlich leichter, auch wenn das Licht vom Eingang sehr blendete. Wieder an der frischen Luft fühlte es sich an, als wären wir in einer ganz anderen Welt... alles war so hell (trotz grauen Regenwolken), mitten im Urwald wieder rausgekommen... und die Luft zwar feucht... aber so warm, fast tropisch! :) Jetzt wollten wirs aber wissen und machten uns auf den Weg zur zweiten Höhle.
Ballrooms Cave lag keine 5 Minuten vom Eingang der ersten entfernt und ihr Eingang mündete in einen rieeesigen Saal, in den man gemütlich hineinlaufen konnte. Ca. 15 Minuten machten wir auch diese Höhle unsicher. Endstation war dann an einer Felswand, an der ebenfalls ein Seil hinunterhing, aber die Wand einfach zu glatt war, um hochzuklettern. Außerdem hatten wir genug Höhlen für heute und mussten auch an den Rückweg denken... dieser zog sich nämlich noch ganz schön hin, da wir einen Rundweg gehen wollten, um nicht eine Strecke doppelt laufen zu müssen. Dadurch würde sich aber der Rückweg auf ca. 2,5 h ausdehnen und es war tatsächlich eine nette Vorstellung aufrecht ohne Hilfe der Hände zu laufen ;) Also kehrten wir bald um.
Der Rückweg zog sich und folgte, nachdem wir einen Stausee passiert hatten, dem 4WD... leider im strömenden Regen. Die Hosen und Schuhe waren schon komplett durchnässt. Der Weg war zwar etwas breiter, dennoch war es teilweise schwer vorstellbar, dass hier Autos fahren konnten... DAS war sicherlich kein Weg für unseren Campervan Ole... Matsch-Seen... steile steinige Anstiege... tiefe Fahrrillen... verrückt! Tapfer liefen wir zwei vorwärts, als es hinter uns in einiger Entfernung brummte... Zwei Jeeps zeigten uns, wie gut man mit dem passenden Auto vom Fleck kam und hielten, als sie uns im Regen halb im Busch stehen sahen. Das Fenster des ersten Jeeps senkte sich und ein vielleicht maximal 17 Jähriger sah raus: "Hey! Alles in Ordnung bei euch?" "Ja, ja... alles prima" Das klang wohl nicht so überzeugend und bei seinem "Jump on" ließen wir uns nicht zweimal bitten! Durch die fünfte Tür des Jeeps kletterten wir in den Kofferraum, Deckel zu und ab ging die Fahrt! :) Es schüttelte uns ganz schön durch und sah schon nach jeder Menge Spaß aus. Im Auto saßen 4 Locals... allesamt nicht älter als 17, Musik lief und auf der Rückbank wurde lustig Bier geöffnet! :) Wir versuchten es uns einigermaßen bequem zu machen und nicht allzu sehr durch die Gegen zu kullern. Wir unterhielten uns ein wenig: Die vier kamen aus Takaka und hatten einen Wochenendausflug hierher mit ihren Freunden aus dem anderen Jeep gemacht. Was hatten wir doch für ein Glück, denn mittlerweile war es bei dem Wetter wirklich kein Vergnügen mehr zu laufen. Wo unser Auto steht? Joah... äh... auf einer Schaffarm! War nicht ganz präzise, aber wir fanden nach einer aufregenden Fahrt (der Fahrer war wirklich gut!) unser Auto wieder, bedankten uns und stiegen aus. Die Vier winkten noch und verschwanden wieder in Richtung 4WD Road. Wie gut, dass wir jeder noch eine Hose dabei hatten... schnell in trockene Sachen und zurück nach Mot um einen gemütlichen Sonntagabend am Kaminfeuer zu verbringen.
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