Am Ende der dritten Woche auf Arbeit wurde uns verkündet, dass wir ein langes (also zweitägiges) Wochenende zur Verfügung hatten! Trotz zwei Regentagen war das die arbeitsreichste Woche und wir freuten uns auf die zwei Tage. Unser eigentlicher Plan (2-Tages-Hike mit Abstecher auf den Mt. Arthur) ließ sich mit Blick auf den Wetterbericht allerdings nicht umsetzen. Dafür hatten wir nach 10 h Arbeit am Freitag auch zu wenig Vorbereitungszeit. Somit planten wir wiedermal um und wollten uns auf den Weg machen, den Norden hinter dem Takaka-Hill-Pass zu erkunden mit dem Ziel eine Nacht in Collingwood im Aorere Valley zu verbringen.
Wir packten alles zusammen und freuten uns schon, endlich mal wieder eine Nacht im Auto zu verbringen. Dann ging die Reise gegen Mittag am Samstag los. Natürlich wieder mit genügend Abstechern rechts und links des Highway 60 (übrigens die einzige Straße, die in das dahinter liegende Tal des Takaka Rivers führt). Wir schlängelten uns die Straße hoch und wieder runter mit fantastischen Ausblicken!
Im Takaka Valley angekommen hatten wir nach kurzer Zeit unser erstes Etappenziel erreicht: Die Te Waikoropupu Springs. Bis 2011 waren das die klarsten Quellen der Welt mit einer Unterwasser-Sichtweite von 63 Meter. Ein Schotterweg führte uns dorthin. Wieder lag nach einem kurzen Walk ein heiliger Ort der Maori vor uns. Nämlich der Ort, an dem ein Taniwha lebte (mystische Wesen mit übernatürlichen Kräften, die laut alten Legenden mit dem Hauptstamm damals aus Hawaiki in Aotearoa landeten). Sie würde an dieser Stelle wohnen, wenn sie nicht tief unter der Erde unterwegs sei um blockierte Wasserwege zu reinigen. Taniwha seien den Menschen nicht immer gut gesonnen: Wenn man ihnen nicht genügend Respekt entgegen brachte oder ihre Tapus brach, seien sie auch in der Lage Menschen zu entführen und sie zu fressen. So könne ein Taniwha für einen ganzen Stamm gefährlich werden. So sagen es zumindest die Legenden. Dementsprechend war es auch ein Tapu, das Wasser nur zu berühren! (Die Mama-Ente und ihre kleinen Küken wussten das natürlich nicht und sie paddelten vergnügt im klaren Wasser herum.) Aus diesem Grund haben nur wenig Taucher bisher die Erlaubnis erhalten, in diesen Quellen zu tauchen, die pro Sekunde eine unglaubliche Menge von 14.000 Liter Wasser ausstoßen! Die Farbe des Wassers war aufgrund seiner Klarheit und dem darunter befindlichen weißen Sand türkis-blau und die Oberfläche brodelte, als hätte jemand das Wasser erhitzt an den Stellen, wo Wasser ausgestoßen wurde... Ein großartiges Naturphänomen.
Das war ja schonmal cool... wie schön, dass wir unsere Tour entlang des klaren Pupu-Rivers noch etwas fortsetzten. Wir fuhren also weiter die Schotterstraße entlang, nur einmal kurz von einer Kuhherde aufgehalten, die gemächlich von einer Weide zur nächsten Weide trottete und einen Dreck auf die Verkehrsregeln gab ;). Nach 5 Minuten beschlossen wir, den Herdentrott kurz zu unterbrechen (denn die Karawane nahm einfach kein Ende... im Entenmarsch eine Kuh nach der anderen ohne sichtbaren Abschluss der Schlange). Die Straße endete an einem Parkplatz, von wo aus der Pupu Hydro Walkway begann: Ein Weg entlang eines Bachlaufes (zum Teil Kanal, zum Teil als Äquadukt angelegt) an den Steilhängen der Berge. 1901 begann der Bau der damals sehr fortgeschrittenen Levada (Kai wurde sofort an Madeira erinnert) mit mehreren Schleusen auf dem Weg. Das Wasser wurde an einem Wehr aus einem Bach heraus- und den Berghang in der Wasserrille entlang geleitet um es dann schließlich in einer sehr steilen Pipeline 123 Meter ins Tal "fallen zu lassen". Unten in einer Power-Station wurde dadurch Energie gewonnen für die Goldmining-Company. Auch heute noch wird es zur Energiegewinnung genutzt, wenn auch nicht mehr zu Goldgräberzwecken. Drei Stunden dauerte der Rundweg entlang von Levada, Wehr und Bach. Ein Weg, auf dem man das Zusammenspiel zwischen Natur und von Mensch geschaffener Technik erleben konnte.
Es wurde langsam Zeit auf dem Campingplatz einzuchecken (immerhin gab es keine Garantie für einen Stellplatz ohne Reservierung)... also gings weiter gen Collingwood, ein Ort der bereits in Mot ausgeschildert war. Das muss also ein großer Ort sein, wenn er der größeren Stadt Takaka vorgezogen wurde... komisch nur dass er im Reiseführer als "kleines Nest" bezeichnet wurde. Und mit seinen 235 Einwohnern war es das auch. Vielleicht zwei Straßen und eine Ruhe. Ein kurzer Goldrausch hatte die Stadt 1857 mal berühmt und belebt gemacht, damals wurde sie kurzzeitig sogar mal als Hauptstadt von Neuseeland vorgeschlagen. Allerdings wurde sie durch einen Großbrand später fast vollständig zerstört. Alles in allem ein sehr abgeschiedener, ruhiger Ort mit einem traumhaft gelegenen Campingplatz direkt am Meer und der Mündung des Aorere Rivers. Wir erkundeten den Ort, machten einen Sonnenuntergangsspaziergang am Strand entlang und landeten nach einem Viewpointtrack auf dem historischen Friedhof (uhuuu, nachts auf einem Friedhof... komisches Gefühl und nicht ganz so geplant. Trotzdem sehr spannen, da es einer der ersten Friedhöfe war. Die Jahreszahlen der ersten registrierten Sterbedaten gingen ca. von 1870 - 1890). Nach dem Sterneschauen gings schließlich ins Bett, wo uns das Wellenrauschen in den Schlaf begleitete.
Kommentar schreiben
Tina (Dienstag, 15 November 2016 20:15)
....und die New Balance noch nicht verbrannt ;)
Sieht echt toll aus! Genießt die Zeit und immer schön weiter Fotos, ne :)